TURBOBIER: „No a Rund‘ statt Überstund‘!“

Mit ihrem neuen Album „Das neue Festament“ im Gepäck stattete Turbobier gestern Abend dem Posthof nach einem Jahr wieder einen Besuch ab und betrieben in gewohnter Manier ihr Bierpartei Wahlprogramm. Mit von der Partie waren ihre deutschen Punk-Kollegen von Montreal, welche dem Hauptact sowohl in puncto Humor als auch soundtechnisch in nichts nachstanden.

Auch als Punkband sollte man darauf achten, seine Auftritte pünktlich zu beginnen. Das wissen auch die Jungs von Montreal, und warteten geduldig bis Punkt 20:00 Uhr auf den Beginn ihres Konzertes, in der Hoffnung, es mögen sich doch noch um einiges mehr Leute vor der Bühne versammeln. Leider blieb die Besucherzahl im Saal vorerst ziemlich spärlich, was der Stimmung der Band aber nichts zur Sache tat. Mit „Walkman Revolution“, einem der Hymnen ihres 2007 erschienenen Albums „Die schönste Sprache der Welt“, eröffneten sie mit viel Power und Humor den gestrigen Konzertabend. Musikalisch hatte Montreal Werke aus ihrer gesamten Diskographie im Gepäck, von „Neues aus der Hobbythek“ und „Das falsche Pferd“ aus dem Album „Malen nach Zahlen“, einem Cover von Steinwolkes „Katharine Katharine“, über Werke aus ihrem neuen Album „Sonic Ballroom“ wie „Tag zur Nacht“ und „Auf der faulen Haut“ war wirklich alles vertreten.

Perfekte Vorbereitung für Turbobier: Montreal

Kommentiert wurden ihre musikalischen Darbietungen sowie die Tätigkeiten im Publikum zwischen den Songs von den Bandmitgliedern mit viel Scherz. Ab und an wurden die Motivationsreden von einem Strohhalmzug an ihrem Bier (?) unterbrochen. Trinken mit Stil ist also auch für Punker kein Geheimnis. Nicht zu vergessen war auch der Star der Band Max Power, der seinem Namen alle Ehre machte und am Schlagzeug immer Vollgas gab und dafür enormen Zuspruch vom Publikum und seinen Bandkollegen erhielt. Zusammenfassend bleibt zu sagen: auf Platte sind Montreal bereits gut, live legen sie noch einiges an Härte drauf und wissen mit Witz und Energie zu performen. Das sah auch das Publikum so, und gegen Mitte des Konzert sah man wie die ersten Leute sich trauten, sich zu bewegen und mit der Musik mitzugehen.

Wenn die Vorband schon so gut vorgelegt hat, hat sich der Konzertabend zumindest schon mal ausgezahlt. Die wahren Helden des Abends, Turbobier, schafften es jedoch, noch einen draufzusetzen und starten samt grölender Turbobier-Jünger im Publikum ihr Konzert. Vom ersten Lied an wurde getanzt und gepogt was das Zeug hält, die Fans reisten aus allen Teilen Österreichs her, um ihre Lieblinge live on Stage zu erleben und dem Hauptmotto der Band, „biaschtln“, vollends nachzugehen. Es wurde Bier verschüttet, Becher geworfen und die Stimmung war dermaßen ausgelassen, dass es kaum auffiel, dass nur der halbe Posthofsaal gefüllt war. Die Tour stand ganz im Namen des neuen Albums „Das neue Festament“, doch auch von ihrem Debüt „Irokesentango“ waren beinahe alle Songs vertreten.

Punkrock aus Wien Simmering macht den Braten fett, das machte der Auftritt von Turbobier deutlich. Kiwarafeindliche Songs mischten sich gekonnt mit dem Paradethema ‚Saufen‘ und ließ daneben noch genügend Platz für das bereits aus dem Vorjahr bekannte Wahlprogramm der Bierpartei. Auch in puncto Coversongs kann man sich von den gscheadn Wienern eine gehörige Scheibe abschneiden, sei es „Shake it off“ von Taylor Swift, „Wind of Change“ von den Scorpions oder „Atemlos“ von Helene Fischer: alle diese ‚Meisterwerke‘ wurden von Marco Pogo und Co. gekonnt umgedichtet und neu vertont, so dass man sie auch wirklich auf einem Punk-Konzert spiel- und feierbar machte. Bitte mehr davon! Gegen 22:00 Uhr war die Vorspielstunde der Bierpartei leider beendet, doch nach einem undefinierbaren Mischmasch aus „Turbobier“- und „Zugabe“-Geschrei seitens des Publikums lieferte die Band noch eine gewaltige Draufgabe.

Ganz dramatisch startete die Zugabe mit einem weiteren Cover. „Seas“ lautet der beklemmende Titel, den man sonst nur von Adele kennt und mit viel Emotion und Herzschmerz besingt Marco Pogo in Dunkelheit, nur mit einem einzigen Scheinwerfer bestrahlt, und von Kunstnebel umgeben, sein inniges Verhältnis zu seinem Lieblingskellner. Ganz großes Kino!

In gewohnt gscheada Manier und etwas lauter wurde der Abend mit „Verliebt in einen Kiwara“ und der Hymne „Fuaßboiplotz“ beendet, zumindest im Posthof. Für alle noch motivierten Leute im Publikum gab es noch die Möglichkeit, an der Aftershowparty im Linzer Auerhahn teilzunehmen. Na, wenn das nicht ein gelungener Abend war!

Fotos: Christoph Thorwartl (Christoph Thorwartl Photography)

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