Worth: Pardon Me!

Dass aus Portland/Oregon durchaus spannende Acts kommen, ist hierzulande wohl kein gut gehütetes Geheimnis mehr. Bereits 2014 hinterließ der Folk-Artist mächtig Eindruck bei uns. Dieses Monat kommt er wieder nach Europa zurück, mit im Gepäck seine neue Platte, „Pardon Me“.

Zu Beginn mal Flashback. 12. Mai 2014, Posthof Linz, volle Hütte. Erik Schrody, besser bekannt als Everlast, war dort zu Gast. Als Support hatte sich ein Musiker angekündigt, den bis dahin nicht mal die größten österreichischen Konzert-Junkies gekannt hatten: Worth. Der junge Mann aus Portland/Oregon sorgte an diesem Abend für eine der größten Überraschungen des Konzertjahres: er schaffte es, dass der Applaus bei ihm mindestens so laut war wie beim eigentlichen Mainact? Die Gründe dafür? Eine der besten Stimmen, die uns derart den Atem verschlug, dass es eine Freude war.

Christopher Worth oder, simpler „Worth“, scheint ein sehr reflektierter Artist zu sein. Als wir ihn nach diesem Gig zum Interview bitten, entpuppt sich Worth als Mensch, der genau zu wissen scheint, was er auf der Bühne tut. Es sei ein permanenter Lernprozess, Musik zu machen, meint er. Eine Mischung aus Folk und Soul war es, die das Publikum begeisterte – eine Mischung, die nun auf „Pardon Me“ ihre Fortsetzung findet und Worth damit auch wieder nach Europa bringt.

Also zur aktuellen Platte, „Pardon Me“. Worth bleibt sich auch hier treu. Wie etwa im titelgebenden Opener, der gekonnt mit Soul und Folk spielt, bereits ganz tief in die Gefühlswelt eingetaucht wird. Wobei der Fokus hier doch stark auf „Soul“ liegt. Was aber generell auffällt: die versuchte Entwicklung weg vom reinen Folk-Artist, der Balladen mit stimmlichen Ausbrüchen als Stilmittel einsetzt. Mehr Uptempo (natürlich verhältnismäßig gesehen), mehr Live-Tauglichkeit also als Ziel? Wahrscheinlich wird das so sein. Wobei sich Worth nicht ganz von seinen Wurzeln loslösen kann, oder loslösen will. Tracks wie „I need you“ oder „Stay Here With Me“ driften dann schon wieder stark in altbewährte Richtungen. Klassischer Folk-Pop fast, allerdings mit Trompeter im Hintergrund und der noch immer unglaublich guten Stimme, dazwischen ein bisschen Groove. Ein krasser Kontrast zu anderen Nummern am Anfang der Platte – oder der Versuch eines Spagates zwischen bewährter Songwriterkunst und dem versuchten Beschreiten neuer Wege. Ein Spagat, den man so auf einer einzigen Platte nicht erwarten würde.

Überhaupt scheint es, als ob der mittlere Teil des Albums für „Fans“ gemacht scheint. Da ist sie wieder – die Stimme, die im positivsten aller Sinne durch Mark und Bein geht. Da ist sie wieder, diese Gänsehaut, die man damals schon beim Everlast-Supportgig hatte. Back to the Roots quasi. Tracks wie „Glory“ und „Bayou“ sind großartige Nummern, voller Energie, zwischen Folk, Soul, und Rock. Bei „Care“ hat man die erwähnten Ausbruchsversuche aus dem reinen Singer/Songwritertum dann schon wieder fast vergessen und ist wieder in den Worth’schen Gefühlszirkus eingetreten. Den Ausklang machen ebenso solide Folk-Nummern wie „Tides“ und „Fallen Leaves“. Es scheint, als würde Worth hier zwischen seinen Wurzeln und neuen Wegen entscheiden wollen – uns bleibt dabei nur zu hoffen, dass er bei seinen Wurzeln bleibt. Diese Wurzeln sind nämlich ein wahnsinnig gutes Fundament – selten wird man live einen Singer/Songwriter sehen, der so in den Bann ziehen kann!

Fazit: eine Platte, die zwischen klassischen Elementen, avandgardistischen Ausbruchsversuchen und Groove hin- und herwechselt, aber doch in den erwähnten klassischen Elementen besser aufgehoben ist. Darf man durchaus eine Chance geben!

„Pardon Me“ ist am 1.3. erschienen und führt Worth diese Tage auch nach Österreich:
3.3. Outback / Wolkersdorf
4.3. Kino Ebensee / Ebensee (+ Back To Felicity)
5.3. Böllerbauer / Haag
7.3. Rhiz / Wien
8.3. Lendhafen / Klagenfurt
9.3. Orpheum Extra / Graz
10.3. Gwölb / Pöllau
11.3. Carinisaal / Lustenau (+ Serafyn)
5.4. Plan B / Salzburg

Mehr Infos auf facebook und www.worth-music.com

 

 

Musik-Nerd mit Faible für Post-Ehalles. Vinyl-Sammler. Konzertfotograf mit Leidenschaft, gerne auch analog. Biertrinker. Eishockeyfan. "Systemerhaltende" Krankenschwester - wohl auch deshalb manchmal (zu) zynisch.