Crossing Europe 2017: Lennox

Wenn du Drogen nimmst, leistest du so viel wie jemand, der einen ganzen Betrieb oder ein ganzes Unterhemen leitest. Du leistest Enormes – aber eben im negativen Sinn. Es gehört viel Stärke und Denkleistung dazu, zu überlegen, wo oder wie man das Geld für Drogen bekommen kann, man wird zum Mitternachtsschlosser, findest Dinge, bevor andere sie verlieren, oder borgt sich Wohnungen aus die einem nicht gehören. So oder so ähnlich beschreiben fünf Menschen ihre Heroinsucht.

Lennox ist ein unglaublich ehrlicher Film. Fünf Salzburger ProtagonistInnen nehmen uns mit auf ihre Reise durch ihre ganz private und intime Lebenswelt. Petra Hinterberger, die Drehbuchautorin, gewährt mit einfachen aber effektvollen Bildern Einblicke in die Leben Heroinkranker. Geprägt von negativen und gescheiterten Bindungserfahrungen zu den wichtigsten Bezugspersonen, durchzogen von psychischer und physischer Misshandlungen, schlägt dir der Film förmlich ins Gesicht.

Einige nutzen die Möglichkeit der Substitationstherapie, konsumieren jedoch zeitweise weiterhin Drogen. Zugang zu Substitionstherapie ist in Österreich immer noch sehr schwierig, viele ÄrztInnen bieten es nicht an, da es hierbei schnell gehen kann, unter den „Mantel des Dealens“ zu kommen. Dennoch gibt es in Österreich einen legalen Weg, eine Art Hilfestellung, in ein nüchternes Leben einen Umgang und eine Alternative mit der Heroinsucht. Die Drehbuchautorin erklärt Substitutionstherapie sei in mehrfacher Hinsicht sinnvoll, in erster Linie würden die Entzugserscheinungen eingedämmt werden, dann fällt der Druck der Beschaffungskriminalität weg und ab diesem Punkt hätte man dann die Möglichkeit ein „normales“ Leben wieder zu leben. Die Ursprungsidee zu diesem Film entstand aus mehreren Filmen der Autorin zu anderen Themen, welche sich mit psychischen Erkrankungen beschäftigen. In Zusammenarbeit mit einem Facharzt und fünf tollen Menschen entstand dann dieser Film.

Ein Film, der mit seiner Stärke und Aussagekraft mich auf jeden Fall erreicht hat. En wertvoller Film für die Zukunft – wir alle können sehr viel davon lernen, vor allem Menschen, die in ähnlichen Situationen sind, sollten unbedingt die Möglichkeit bekommen, diesen Film zu sehen. Petra Trimmel (Lebenskünstlerin), eine der Mitwirkenden in diesem Film, kann ich nur voll und ganz zustimmen – jeder sollte lernen, alte Wunden zu schließen und das Erlebte aufzuarbeiten. Denn Jeder hat es verdient, ein lebenswertes Leben leben zu leben, zu lernen, und wir alle sollten toleranter miteinander umgehen.

„Was soll schon dabei schief gehen, ohne illegale  psychotrope Substanzen zu leben?“

musikoffene, neugierige, lebensfrohe und kreativitätsfreudige Menschin :-)