(Fast) unvergesslich: AVEC mit What if we never forget – im Posthof Linz

Es waren die stillen, melancholischen Töne, die am Samstagabend im Posthof Linz angeschlagen wurden. Nachdem die junge Singer-Songwriterin AVEC schon beim AHOI-POP Festival 2016 ihr Können unter Beweis stellen durfte, kehrte sie am 22.04. mit ihrer neuen LP „What if we never forget“ in die Stahlstadt zurück. Den Abend leiteten die Gewinner des diesjährigen Lautstark – Musikcontests, We Love Silence, ein.

Pünktlich auf die Minute genau starteten die drei Musiker aus Wien mit ihrem Set, was von einigen Konzertbesuchern leider konsequent ignoriert wurde. Die eindrucksvolle Performance von We Love Silence wurde vor allem zu Beginn, von den lauten, penetranten Unterhaltungen in den hinteren Reihen derart getrübt, dass man sich dem akustischen Ambiente zufolge eher in einem Wirtshaus, als bei einem Konzert wiederfand. Das ist schade, denn We Love Silence präsentierten von Beginn an wunderschöne, von klassisch-romantischer Harmonik beeinflusste Arrangements, welchen der Sänger und Gitarrist Lukas Staudinger mit wunderbarer Stimme seine persönliche Note verlieh. Das Cello sorgte dem Klangbild die nötige Tiefe und der Pianist bestach durch fehlerfreies und musikalisch ausgefeiltes Spiel. Mit dieser Kombination schafften es die drei, nach und nach den Saal für sich zu gewinnen und beim letzten Song, „Veronicas Blue Eyes“ auch die letzten Münder verstummen zu lassen.

Nach einer kurzen Umbauphase wurde der mittlere Saal des Posthofs deutlich voller als zuvor beim Vorprogramm. Die Singer-Songwriterin AVEC eröffnete mit ihrer Begleitband nach der Pause ihr Programm. Die insgesamt vierköpfige Gruppe, bestehend aus Gesang/Gitarre, E-Gitarre/E-Piano und Drums/Percussion schaffte es gleich beim Opener, die Aufmerksamkeit des alters- und geschlechtertechnisch bunt gemischten Publikums auf sich zu lenken. Beim zweiten Song mit dem Titel „Love“ machte AVEC deutlich, dass sie sich mit der Gitarre umgehängt noch wohler fühlt. Was folgte, war ein ca. 70-minütiges, perfekt durchgestyltes Set, mit dem die Musiker ihre Professionalität und Ebenbürtigkeit mit internationalen Acts einmal mehr untermauerten. Um dem Ganzen noch eine Besonderheit hinzuzufügen, wurden die Musiker von We Love Silence in der Mitte des Sets noch einmal für ein Bon Iver Cover auf die Bühne geholt. Vor allem den zweistimmigen a-capella Part meisterten die Protagonisten beider Bands mit Bravour und unterstrichen damit wieder ihre gesangliche Leistung. Der viel gefeierte Hit „Granny“, als letzter Song vor den Zugaben, rundete die Setlist ab und bot Platz für eine sympathische Bandvorstellung. Die Musiker verließen die Bühne, zurück blieb ein Ohrwurm. Mit der Zugabe „Dead“ wurden dann noch einmal alle Register des Instrumentariums gezogen. Ein Stück, das sehr reduziert beginnt, sich immer weiter aufbaut und dann in einen wunderbar atmosphärischen, fast Filmmusik-ähnlichen Schlusspart mündet, der von Melodie nur so strotzt. Mit tosendem Applaus eines sichtlich begeisterten Publikums endete ein Abend, der allen Beteiligten noch lange in Erinnerung bleiben wird.

Fotos: Florian Lichtenberger

Redakteur bei subtext.at, Musikfan, aktiver Musiker