Bubbledays 2017: Veränderungen sind nicht immer gut

Die Bubbledays waren auch 2017 wieder im Hafen von Linz stationiert. Nach dem Aus des Linzfestes das einzige kostenlose Sommer-Open-Air in der Stahlstadt. Vieles wurde dieses Jahr verändert – nicht zwingend zum Guten.

Tag 1 – Freitag

Der Redakteur entschuldigt sich gleich vorweg: aufgrund von universitären Verpflichtungen schaffte dieser es erst um kurz nach 19:00 nach Linz zu den Bubble Days. Gleich die erste Überraschung: mein Bargeld hab ich genau für eine Minute gebraucht. Denn wie mittlerweile bei großen Festivals üblich, gab es auch im Linzer Hafen dieses Jahr aufladbare Chipkarten anstatt Barem. Ob das jetzt die Diebstahlgefahr vermindert oder für die Kassierer leichter und schneller ist, wage ich zu bezweifeln. Eher führt es zu Problemen, wenn die Technik spinnt und falsche Getränke gebucht werden. Haben wir am eigenen Leib erlebt. Auch was das Bühnensetup anbelangt war die wortwörtliche Neuausrichtung alles andere als eine gute Idee. Klar, diese Geschichte mit der Bühne auf dem schmalen Schiff war schon im letzten Jahr keine ideale Lösung, aber es wurde dieses Jahr bewiesen: das geht noch viel schlimmer. Wieso man auf einem Urban-Festival mit durchgehendem Hip Hop-Line Up die Bühne auf ein Schiff etwa zehn Meter vom Ufer entfernt stellt, ist mir ein Rätsel. Schlichtweg eine Katastrophe und die fragwürdigste Entscheidung, die ich seit langem gesehen habe. Damit kann kein großer Kontakt mit den Fans hergestellt werden, wenn ein breiter Streifen Donau beide Bereiche trennt. Mal abgesehen davon, dass man ab der zweiten Reihe nichts mehr von der Bühne sehen kann, weil die Bühne natürlich viel niedriger liegt als das Ufer. Wieso nutzt man die große, ebene Wiese nicht? Generell erweckt das diesjährige Schlendern durchs Gelände den Eindruck, dass das Veranstaltungsbudget um einiges kleiner ausfällt als jenes der letzten Jahre. Aber, in Anbetracht, dass es sich um ein kostenloses Festival handelt, kann man alles bis auf die katastrophale Bühne leichter verschmerzen.

Musikalisch gab es dann wenig auszusetzen, zugegebenermaßen kann ich nur Edgar Wasser bewerten. Der lieferte eine amüsante, fehlerlose und sehr sympathische Show ab, welche die Stimmung merklich hob. Sogar von dieser grausamen Bühnenpositionierung ließ er sich nicht stoppen und nahm den Marsch zum Publikum auf sich. Das letzte Drittel seines Konzertes hautnah bei den Fans, im Publikum, eine sehr schöne Aktion. Für gelungenen, tanzbaren Ausklang sorgten dann auch Elektro Guzzi noch.

Mein Fazit: Die Möglichkeiten für ein grandioses Fest im Linzer Hafen wären gegeben, man muss sie halt auch Nutzen. Musikalisch top, organisatorisch flop.

 

Tag 2 – Samstag

Vorgewarnt von meinem Kollegen am Freitag begebe ich mich kurz nach 18 Uhr und Dienstschluss in der Arbeit zu den Bubbledays. Dennoch gut gelaunt für den Feierabend begebe ich mich zu den Bubble Days, stehen doch mit Scheibsta und seinen Buben, Meute und der linksextremen Hassband (© FPÖ Linz) Antilopen Gang drei Acts auf der Bühne, die ich momentan sehr gerne höre. Mit einem Lächeln verzeihe ich auch noch die erste kleine Panne – wie konnte ich nur auf die aberwitzige Idee kommen, bei einem Kassenhäuschen mit der großen Aufschrift „Cashless aufladen“ mit Bankomat eine Karte aufladen zu wollen`- und hole mir mein erstes Bier, das ich zu den letzten Klängen von Scheibsta & Die Buben genoss. Die boten eine gewohnt gute Show, nur halt doch einige Meter zu weit entfernt vom Publikum. The same Problem the first day had. Macht ja nix – konnte man dann die im Bravo-Hits-Stil gehaltene Platte „Bubenhits ’16“ doch danach direkt von den Artists erwerben. Auch das Rahmenprogramm konnte sich sehen lassen: Red Bull ließ sich nicht lumpen und bot Skydives und Co zur Zwischenunterhaltung.

Hatte Host Average dann noch Sorgen, dass die elfköpfige Hamburger Urban-Brass-Kapelle Meute auf die kleine, vom Festland entfernte Bühne passen soll, stellte sich die Frage dann Gott sei Dank nicht mehr. Die verlegte das Konzert ans Festland, mitten ins Publikum. Eine gute Entscheidung, wie sich herausstellen sollte. Dankbar war das Publikum über die Nähe der Künstler – dass sie dadurch, dass sie nicht überall auch ganz gut hörbar waren, sah man ob des Spektakels, dass sie veranstalteten, hinweg. Thumbs up!

Machen live richtig Spaß: Meute!

Als Headliner hatte sich die Antilopen Gang angesagt. Die hatten im Vorfeld schon für Aufregung gesorgt, als die FPÖ Linz im Gemeinderat gegen die – Zitat – „linksextreme Hassband“ wetterte. Bürgermeister Luger bewies dann doch einmal Humor und spielte ihren Hit „Pizza“ ab. Der Auftritt wurde nicht verboten, und die Fans kamen auf ihre Kosten. Wenn sie die Band überhaupt zu Gesicht bekamen – in den hinteren Reihen konnte man wie an Tag eins halt auch nur einen hellen Blob erkennen. Auch am Hang einige zig Meter weiter wurde die Sicht nur wenig besser. Konnte man die Antilopen sehen, kam man auch auf seine Kosten. Hits wurden gespielt – trotzigerweise im Antifa-T-Shirts vorgetragen, und dass die Herren live Spaß machen, weiß man auch nicht erst seit gestern. Wem das aber trotzdem nicht gefiel, der konnte auf der Wiese entspannen. Eine Wiese, die vor Jahren mal Schauplatz von grandiosen Konzerten (S.K. Invitational!) war – und eine Wiese, die bei allem Hang zur Extravaganz besser als Ort einer Bühne geeignet wäre als das schmale Schiff „Negrelli“. Nur so als Tipp für das nächste Jahr!

eine linksextreme Hassband sorgte für Stimmung: die Antilopen Gang!

Fazit für mich: gratis Konzert, kaltes Bier, gute Musik, bei der man leider nicht auf Tuchfühlung gehen konnte. Wäre ich extra für das Konzert angereist, ich wäre wohl enttäuscht gewesen. So aber ein schöner, lauer Sommerabend – und wenn man an einigen Kinderkrankheiten arbeitet, werden die Bubble Days auch noch zu einem leiwanden Festl.

Fotos: Andreas Wörister, Christoph Thorwartl

 

Musikliebhaber, Festivalreisender, Konzertsüchtig, Vinylnerd, Photograph, Konzertveranstalter, Linz-Liebhaber