LAUSCH: „Musik muss schlüssigen Inhalt bieten“

„Quiet Men“ heißt das fünfte Studioalbum der Wiener Stoner-Rock-Band Lausch. Alexander Lausch, Matthias Ledwinka und Arnold Zanon, kurz Lausch, stehen für musikalische Dichte, die sich den Hörern oft erst bei mehrmaligem Hinhören eröffnet. Auf „Quiet Men“ sind sie gewohnt alles andere als leise – Frontmann und Namensgeber Alex Lausch haben wir dazu zum Interview gebeten. 

subtext.at: „Quiet Men“ heißt euer aktuellstes, fünftes Studioalbum in zwölf Jahren Bandgeschichte. Quasi ein bisschen konterkarierend, wenn ihr doch alles andere als „leise“ seid?
Alex: Natürlich ist der Titel (unseres neuen Albums) ein Spiel mit dem Umstand, dass wir auf der Bühne und auf Platte nicht unbedingt die leisesten sind. Aber auch hier sind wir große Freunde des dynamischen Spiels. Ohne Leise kein Laut.

subtext.at: Auf eurer Bandcamp-Page steht über Lausch geschrieben: „The Austrian trio LAUSCH delivers a postmodern structure of progressive and alternative rock“ – könnt ihr mir sagen, was ihr ganz grundsätzlich unter einem „postmodernen“ Zugang im Rahmen eures musikalischen Schaffens versteht?
Alex: Vielleicht kann man es so verstehen, dass wir eher einen relativistischen Zugang zum Musikmachen haben. Wir wollen nicht modern klingen der Moderne wegen sondern wir wollen die Vielschichtigkeit unseres Schaffens zum Ziel erklären. Kurz gesagt: Der Weg soll das Ziel sein. Am Ende dieses Weges finden sich vielschichtige Kompositionen, so hoffen wir.

subtext.at: Glaubst du generell, dass Musik heutzutage „lauter“ sein muss, um sich Gehör zu verschaffen, wenn du es mit den Anfängen von LAUSCH vergleichst?
Alex:
Ich glaube, sie muss schlüssigen Inhalt bieten, um auf Dauer gehört werden zu können. Und mit gehört meine ich verstanden. So zumindest berühren mich Songs und diesen Anspruch habe ich an unsere Musik.

subtext.at: Alex, du bist ja auch nicht nur mit Lausch, sondern auch als Produzent unter anderem für Acts wie „The Crispies“ oder die „WarHoles“ tätig. Ist Lausch für dich dann Spielwiese zur eigenen Entfaltung, um dem „Produzenten in dir“ auch mal entfliehen zu können?
Alex:
Spielwiese ja, aber nicht um mal entfliehen zu können, sondern um die verschiedenen Eindrücke aus meiner Arbeit mit anderen Musikern und Projekten zu verarbeiten. In gewisser Weise profitiere ich davon, mit dieser Vielfältigkeit konfrontiert zu sein, da sie in meine Musik einfließt.

subtext.at: Im letzten Interview, das mein Kollege mit euch im Rahmen des Rock im Dorf-Festivals 2016 geführt hat, war ein Ziel von euch „in Deutschland eine Basis zu legen, um in sinnvoller Menge eure Tonträger unter die Menschen zu bringen“. Ein gutes Jahr später: wie weit seid ihr mit „Quiet Men“ diesem Ziel gekommen, oder glaubt damit zu kommen?
Alex:
Unser Booking für Deutschland steht und arbeitet daran, dass wir 2018 dort spielen dürfen. Es gibt schon Termine für Februar und es schaut sehr gut aus, dass im Frühling einiges dazu kommt. Wir sind also bereit, das neue Album außerhalb Österreichs vorzustellen, und freuen uns schon riesig darauf.

subtext.at: Was mir auffällt: immer, wenn ich mit durchaus musikaffinen Leuten über Lausch spreche, höre ich, dass man aufs erste Hinhören mit euren Platten nicht sofort warm, nach mehrmaligem Hinhören aber umso wärmer wird. Woran könnte das eurer Meinung nach liegen?
Alex:
Weil wir keinen konformen Zugang zu unseren Hooks haben und uns massiv an Dynamik erfreuen. Wir fordern die Hörer, weil wir auch selbst gefordert werden wollen. Das ist unser Anspruch. Die Welt ist schnelllebig genug und wir finden für bewusstes Musikhören muss man sich Zeit nehmen. Will man nur schnell unterhalten werden oder musikalische Zitate genießen, ist man bei uns falsch. Will man aber etwas erleben und mit uns an unserer Musik wachsen, dann ist man bei uns richtig. (lacht)

subtext.at: Was ich euch leider nicht ersparen kann in einer Zeit wie dieser, ist die Frage nach dem Politischen in der Musik. Kann Musik eurer Meinung nach überhaupt unpolitisch sein?
Alex:
Ich freue mich immer, wenn ich nach dem Politischen in unserer Musik gefragt werde. Ich denke, dass Musik gar nicht unpolitisch sein kann, denn Dinge, die uns Musiker beschäftigen, stehen in gewisser Weise immer irgendwie mit Politik in Verbindung, auch wenn ein Künstler diesen Anspruch eigentlich nicht hat.

subtext.at: Als ich mir „Quiet Men“ das erste Mal anhörte, hatte ich den Eindruck, dass es einer der Hauptpunkte am Album war, möglichst noch mehr Einflüsse in den Songs zu verarbeiten. Könnt ihr dem zustimmen?
Alex: 
Wenn mit Einflüssen die Erfahrungen der einzelnen Bandmitgliedern gemeint sind, dann kann ich die Frage mit “Ja” beantworten. Wir entwickeln uns kontinuierlich persönlich weiter und das spiegelt unser Album wieder, finde ich. Wir sind Individualisten, die in ihrem Schaffen keine Kompromisse eingehen wollen. Das soll auch hörbar sein.

subtext.at: Was gerade österreichische Acts immer wieder hervorheben, ist das „freundliche Nebeneinander“ in der Musikszene des Landes. Auch über das Label Panta R&E, wo unter anderem ihr, Parasol Caravan und viele mehr veröffentlichen, könnte man das sagen. Was trifft für euch eher zu: die Vorteile dieses guten Miteinanders oder die Gefahr, sich wegen des Schwimmens im eigenen Biotop „zu sehr wohlzufühlen“?
Alex
: Das Miteinander hilft uns, die Dinge in Relation zu sehen. Wir verlieren nicht den Faden, was die Strukturen im Business angeht. Was den musikalischen Output betrifft, so sind wir alle sehr unterschiedlich. Da macht jeder sein Ding und das ist gut so. Am Ende des Tages treffen wir einander am Rande dieses angesprochenen Biotops und besprechen, wie wir unsere Werke sinnvoll verbreiten können. Das hat weniger mit Wohlfühlen, sondern mehr mit der Notwendigkeit zu tun, in der Musiklandschaft Österreichs Gehör zu finden.

subtext.at: Nennt mir abschließend bitte einen Grund, warum man „Quiet Men“ NICHT hören sollte!
Alex
: Haha, eine Fangfrage. Das gefällt mir. (Lacht) Also ich rate Menschen mit Vorliebe zu inhaltslosen Musikzitaten davon ab, sich unsere Platte zu kaufen. Sie werden darauf weder eine an Trends gebundene Klangsuppe finden, noch heiße Luft gepredigt bekommen. Vielmehr sollten sie ihr Hirn einschalten wollen, um es ihrem Herzen zu ermöglichen, unsere Hooks zu umarmen.

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Musik-Nerd mit Faible für Post-Ehalles. Vinyl-Sammler. Konzertfotograf mit Leidenschaft, gerne auch analog. Biertrinker. Eishockeyfan. "Systemerhaltende" Krankenschwester - wohl auch deshalb manchmal (zu) zynisch.