Cast: Kicking Up The Dust

Man erblickt sie nur sehr selten: Überlebende aus der Britpop-Ära, die auch heute noch Musik machen. Die Band Cast gehört da dazu – ihr 2017er Album „Kicking Up The Dust“ wollen sie den (musikalischen?) Staub aufwirbeln – doch kann so etwas gelingen?

Irgendwann im Jahre 1995 erblickte das Debütalbum der damals gerade einmal drei Jahre alten Band Cast das Licht der Welt. „All Change“ wurde damals zum bestverkauften Debütalbum bei der Plattenfirma – und schaffte es sogar bis auf Platz 7 der Albumcharts. Zweiundzwanzig Jahre später (mit einer kreativen Schaffenspause von 11 Jahren – zwischen 2001 und 2012) wollen sie es noch einmal wissen. Doch Britpop ist (leider!) tot, und mit ihm sind auch einige sehr erfolgreiche Bands beerdigt worden. Wie will es Cast heute noch schaffen, obwohl in ihrer Band kein weiterer Gallagher-Bruder steckt? Man darf also gespannt sein

Was man sofort sieht: Sie sind alt geworden. Die Musik ist aber immer noch recht eingängig. Auch wenn gerade „Paper Chains“ eine am Anfang etwas ungewohnte Mischung aus Country, Pop und etwas Motown – ist. „Every Little Thing You Do“ ist dafür eine sehr ruhige Ballade, die sich schon fast wieder britpoppig anhört. Und da sind auch die schnelleren Stücke wie der titelgebende Opener „Kicking Up The Dust“, das Abschlusslied „Out Of My Hands“ oder „Do That“ auf dem richtigen Weg.

Vielleicht tut man Cast ja auch unrecht: Da stolpert man über eine „Britpop, etc.“-Playlist auf Spotify, hört dort die ersten beiden Cast-Lieder und hofft dann, dass nichts von diesen genialen Songs verloren gegangen ist in den vergangenen zweiundzwanzig Jahren. Ein pures Britpop-Album ist es ganz einfach nicht mehr – und unter uns gesagt: Mitte der 90er Jahre hätten sie damit wohl auch nur bedingt Erfolg gehabt.

Britpop ist tot. Sehr wahrscheinlich ist das die Haupterkenntnis bei der Suche nach etwas Britpop-Spirit in neuen Platten alter Musiker. Dafür kann man Cast nicht die Schuld geben. In ihr aktuelles Album sollte man als trauernder Britpopfan trotzdem reinhören. Es kann ja nicht schaden. Und vielleicht kommen die vier Männer auch mal nach Österreich – denn wenn man den Worten von Noel Gallagher glauben kann, ist bzw. war ihre Live-Performance wie eine „religious experience“. Amen.

Tracklist

1. Kicking Up The Dust
2. Roar
3. Do That
4. Further Down The Road
5. Paper Chains
6. Birdcage
7. Every Little Thing You Do
8. Baby Blue Eyes
9. How Can We Lose
10. Clear Blue Water
11. Out Of My Hands

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29 Jahre alt - Literarischer Blogger (Neon|Wilderness), Autor ("Volle Distanz. Näher zu dir"), Medienblogger (dominikleitner.com), Printschreiber (MFG Magazin), freier Journalist (u.a. BZ), CD-Kritiker (subtext.at) und Detektiv (365guteDinge)