Happy Birthday, Radio FM4!

„Your’e at home, baby!“. Seit 23 Jahren versorgt FM4 nun schon die Hörerschaft Österreichs mit qualitativ hochwertiger Radiokost. Am vergangenen Samstag wurde – wie seit vielen, vielen Jahren passenderweise im Jänner – in der Wiener Ottakringer Brauerei der Geburtstag gefeiert. Ein stimmiger Rahmen, wo jeder seine eigene Gebursttagsparty feiern konnte: mit Kakkmaddafakka, Kettcar, den Beatsteaks und vielen mehr war ja genügend Auswahl vorhanden.

„Badezimmer“, „Wohnzimmer“, „Keller“ – der Slogan „Your’e at Home, Baby“ hatte sich auch bei der Benennung der Floors auf dem FM4 Geburstagsfest 2018 in der Wiener Ottakringer Brauerei eingeschlichen. Kann man lustig sehen, muss man aber nicht. Was aber alle Floors, so viel können wir bereits mal verraten, gemeinsam hatten: ein musikalisches Programm, wo wirklich für jeden was dabei war. Wir starteten unseren Abend im „Wohnzimmer“ – das soll ja gemeinhin der gemütlichste Raum sein. Mit den „Intergalactic Lovers“ als erstem Liveact hatten wir nicht viel falsch gemacht. Auch wenn die Stimme von Frontfrau Lara gesundheitlich bedingt etwas angeschlagen war – was schon die Platte „Exhale“ versprochen hatte, wurde auch live deutlich: tanzbarer Indie-Rock, der einen mehr als soliden Start in einen langen Abend ermöglichte.

Danach: ab ins Badezimmer. Dort konnten wir nämlich Yukno bewundern – eines von Austria’s next big things. „Ich kenne kein Weekend“ heißt das bald erscheinende zweite Album – der etwas kleinere Floor im Badezimmer tat den live zu dritt auftretenden Artists nicht unbedingt Genüge. Die Liveshow der ehemals als „Neodisco“ bekannten Brüder aus der Steiermark dürfte auf größeren, besser ausgeleuchteten Bühnen (*hust* Wohnzimmer-Floor *hust*) noch besser zur Geltung kommen. Macht aber nix – Spaß hatte man bei deren Set auf jeden Fall.

Ab in den Keller war dann das Motto. Ein Deja Vu stand da nämlich am Programm, hatten wir Mine & Fatoni doch schon am Vorabend im Rahmen des Impuls Festivals in Passau live gesehen. Im direkten Vergleich: Wien, ihr habt klar gewonnen. Auch wenn das Set zeitbedingt etwas gekürzt war – „Romcom“, „Aua“ und Co funktionierten in Wien um einiges ausgelassener als in Bayern. Ein Freestyle auf der Stiege von Fatoni natürlich inklusive!

Weiter im Programm, und ab zu unserem absoluten Highlight des Abends: Kakkmaddafakka. Die norwegische Indie-Pop-Urgewalt enttäuschte auch in Wien nicht. Die Brüder Vindenes sind sowieso als Rampensäue bekannt, und spätestens mit den ersten Takten von „Touching“ gibt des da kein Halten mehr. Da verzeiht man auch ein „Believe“-Cover zum Schluss, wenn es so wenig ernstgenommen vorgetragen wird wie von Kakkmaddafakka. Nächstes Mal aber bitte als komplettes Konzert, gell!

Bei den Headlinern musste man sich entscheiden. Abrocken bei den Beatsteaks? Oder doch eher in den deutschen Norden aufbrechen zu Kettcar? Wir taten zweiteres – und haben es nicht bereut. Denn Kettcar sind wohl einer der Hauptgründe, warum wir der Hamburger Schule – so man Kettcar da dazu rechnen mag – so fröhnen. Still war es um sie geworden, zu still, wie wir meinen. „Ich vs. Wir“ heißt die Comeback-Platte, die im Herbst 2017 erschien. Und die setzt nahtlos daran an, warum man Kettcar so gut findet. Es hat schon etwas fast Magisches an sich, wenn bei dem Ute Bock gewidmeten“Sommer 89″ ein großes Gemeinschaftsgefühl entsteht, man bei Klassikern abgehen darf, oder am Schluss bei der Zugaben-Zugabe „Landungsbrücken raus“ sich mit einem breiten Grinsen im Publikum wiederfindet. Kettcar schaffen es, einfach nicht enttäuschen zu können.

Etwas schwerer hatte es dagegen Dan Croll, von dem wir noch die letzten Takte mitnahmen. Blöde Setzeit auch, wenn man während Kettcar und Beatsteaks spielen darf/muss. Apropos Beatsteaks: denen dürfte das Areal im Keller definitiv zu klein geworden sein, der Schweiß rann buchstäblich von den Wänden, und unten konne man einen Moshpit nach dem nächsten beobachten. Wir geben uns, Kettcar sei dank, das Spektakel dann doch im Juni in der OpenAir-Arena Wien.

Fazit: ein würdiges Geburtstagsfest. Die uns berichteten Nahtoderfahrungen ob der Überfüllung vor einigen Jahren sind Geschichte, die Location perfekt für solch ein Event geeignet, und wir freuen uns jetzt schon auf 2019! Ad multos annos, FM4!

Musik-Nerd mit Faible für Post-Ehalles. Vinyl-Sammler. Konzertfotograf mit Leidenschaft, gerne auch analog. Biertrinker. Eishockeyfan. "Systemerhaltende" Krankenschwester - wohl auch deshalb manchmal (zu) zynisch.