Impulsfestival Passau: eine Stadt als Bühne

Multiple Locations, unzählige Acts, ein Ticket – am vergangenen Wochenende wurde die bayrische Stadt Passau zum Gastgeber einer ganzen Reihe von Konzerten. Das „Impuls“-Festival hat es sich zum Ziel gesetzt, regionale Artists zu fördern, und sich in der umgrenzenden Musiklandschaft nach den größten Perlen umzusehen. Am Freitagabend, dem ersten Festivaltag, kamen musikalische Feinschmecker mit Acts wie Leyya, Mine & Fatoni, Orange und vielen mehr mehr als nur auf ihre Kosten.

Ein Festival, wo man angesichts des Wetterberichtes schon Angst vor dem Heimfahren und den damit verbundenen Schneemassen hatte? Ein schwieriger Stand, was die emotionale Bindung zu einem Konzertabend betrifft. Nach dem Gesehenen in Passau können wir getrost sagen: es hat sich mehr als ausgezahlt. Bereits der erste Act, der um halb Acht Uhr abends die Bühne der Redouten-Säle betrat – was für ein Ambiente für ein Konzert – hatte es in sich: The Whiskey Foundation. Aus München stammen die Jungs, und „Blues & Bliss“ heißt ihr aktuelles und mittlerweile drittes Album. Dieser Name dürfte so etwas wie Programm sein – schade eigentlich, dass Blues und Rock immer seltener in hiesigen Breiten musikalisch vermischt werden. Vor allem der markante Reibeisen-Gesang von Frontmann Murat ist auch einige Tage später noch in unseren Gehörgängen festgefahren. Alles richtig gemacht also!

Weiter ging es danach für uns in die Kirche. Wer uns kennt, glaubt jetzt wohl, dass wir komplett deppert geworden sind. Keine Angst, wir haben unseren agnostischen Pfad nicht verlassen, der Grund für den Kirchenbesuch war ein ungleich schönerer: Xavier  D’Arcy hatte sich im sakralen Ambiente der Heiliggeist-Kirche eingefunden. Eine musikalische Predigt, die sich auszahlte. Singer/Songwritertum auf dem wohl unüblichsten Ambiente, das wir seit langem gesehen haben. Musikalisch aber großartig – zumindest dem Applaus nach zu urteilen, der die Kirche erbeben ließ.

Danach: zurück zu den Redoutensälen hieß es. Kein Wunder – mit Mine & Fatoni hatte sich Headliner #1 angesagt. „Alles Liebe nachträglich“ heißt die gemeinsame Platte, die mit „Romcom“, „Aua“, „Tattoo“ Tracks bietet, die wohl nicht nur in Hip-Hop-affninen Haushalten auf Heavy Rotation läuft. Auch der Saal in Passau war zwar gut, aber dann doch nicht überragend gefüllt. Die Show? Mehr als solide, an Mines Geburtstag obendrein. Und das, obwohl sie sich krankheitsbedingt noch ein paar Aspirin-Komplex-Dosen gegönnt hatte. Vielleicht dramaturgisch blöd, mit „Romcom“ gleich an dritter Stelle gestartet zu sein. Irgendwie schien es, als ob die Luft danach schon ein bisschen draußen gewesen war, von den ersten Reihen mal abgesehen. Da kann auch ein Freestyle, und die „Tattoo“-Zugabe einen fahlen Beigeschmack verhindern, der aber weniger den Künstlern, sondern eher der deutlichen Hintergrundlärmkulisse im Publikum geschuldet war.

Weiter ging es danach zu Headliner #2, der hier in österreichischen Gefilden schon lange kein Unbekannter mehr ist. Leyya releasen nämlich Ende dieser Woche ihr lang ersehntes Album „Sauna“, das nach „Spanish Disco“ lang erwartete Werk. Im Zeughaus, dem wohl bekanntesten Jugend-Club Passaus, konnte man sich live ein Bild davon machen. Dass Leyya den Status als Geheimtipp mittlerweile mehr und mehr ablegen, wurde hier einmal mehr deutlich. Gerammelt voll war die Bude, um Songs wie „Superego“, „Zoo“ und „Butter“ zu hören. Dazu: gehörig viel Neues. Bereits zum Opener wird mit „Sauna“, gefolgt von „Drumsolo“, ein Einblick in die neue Platte gegeben. Auch wenn soundtechnisch unserer Meinung noch ein bisschen Luft nach oben gewesen wäre – Leyya ziehen ordentlich. Tanzbar, und sicher „The Next Big Thing“ aus Österreich.

Zum Abschluss des Tages stand für uns ein musikalischer Ausflug am Start: Orange, in den Redouten Passau. Sicher das ungewöhnlichste Konzert, das diese Location je gesehen haben dürfte. Frontmann Rainer Hartmann ist ja lang kein Unbekannter mehr – Rainer von Vielen und seine markante Stimme sind sein Markenzeichen. Aber auch Orange sind wohl mit das Ungewöhnlichste, was man auf Konzertbühnen finden kann. „Ambient Trance Psy Drum´n Didg PERCUSSION Goa“ heißt es auf Facebook – das ganze könne man auch als Live-Brett bezeichnen, das man einfach mal erlebt haben muss. Didgeridoos, Samples, dazu Rainer von Vielens markante tiefe Stimme, gepaart mit Tönen aus so ziemlich allem, was sich als Instrument missbrauchen lässt: ein würdiger Abend unseres Ausfluges auf das Impuls Festival Passau, das ob seiner schieren Breite ein vielfältiges Publikum angezogen hat. Auch wenn wir es nicht in alle Locations geschafft haben: für nächstes Jahr wurde das Impuls Festival bereits fix in unseren Konzertkalender eingetragen, nicht nur wegen der Konzerte, sondern auch aufgrund des bunten Rahmenprogrammes!

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