le_mol: Heads Heads Heads

Ja, es gibt sie noch, diese musikalischen Kleinode, in die man sich verlieren kann. Und ja, es gibt noch Artists, deren Songintro nicht nach einigen Sekunden erledigt ist. Hat man dazu noch eine gewisse Affinität zu Post-Rock, dann ist das dritte Album von le_mol wärmstens zu empfehlen. Mit „Heads Heads Heads“ ist dem Wiener Instrumetal-Rock-Duo einmal mehr eine Platte gelungen, in die man sich zwar hineinhören muss, dafür dann aber ein umso intensiveres Hörerlebnis erleben darf.

Zuallererst ein Rückblick: bis vor ein paar Jahren hat uns le_mol eigentlich noch gar nichts gesagt. Quasi zufällig sind wir 2015 im Rahmen einer Crossing-Europe-Nightline in der Linzer KAPU auf dieses musikalische Kleinod gestoßen, und schon das damalige Album „Kara Oh Kee“ hat bleibenden Eindruck hinterlassen. Nicht zuletzt deswegen, weil es schwer vorstellbar scheint, dass zwei Artits diese Fülle an Instrumentals live einspielen können. 2018 ist mit „Heads Heads Heads“ das neue, sieben Tracks umfassende Album erschienen. Bereits im März hat es das Licht der Welt erblickt – die Review erscheint erst jetzt. Und das aus einem guten Grund. Denn „Heads Heads Heads“ ist bei weitem keine Platte, die man mal „so nebenbei“ hören sollte – ein paar Stunden sollte man inklusive emotionaler Verarbeitung schon einplangen. le_mol sind sich selbst treu geblieben. Loopen tun sie noch immer, und das auf einem Niveau, das man so in diesem Lande wohl kein zweites Mal finden kann. Wie heißt es im zum Album dazugehörenden Pressetext so schön? „le_mol zelebrieren die harmonische Disharmonie“ – und besser könnte man die Platte auch nicht beschreiben. Denn verspielte Klavierpassagen werden durch Post-Rock-Gitarren unterbrochen, dass es eine Freude ist. Von Streichern untermalt ergibt sich teilweise ein komplexes Klangbild, das den Zuhörer fordert, es dabei aber schafft, ihn nicht zu überfordern. Besonders deutlich wird dies dann vor allem beim letzten Song der Platte, dem Zehn-Minuten-Brett „The Sun Like a Sneaky Keyhole View of Hell“. Ungefähr genauso verschachtelt wie der Titel sind auch die Arrangements – im absolut positiven Sinne gemeint.

Denn le_mol schaffen bei mir etwas, was nur mehr wenige Alben schaffen: mich von Anfang an bis zur letzten Note an die Kopfhörer zu fesseln. Von „Inside Your“ angefangen, das mit angenehmem Pianogeklimper (bitte nicht abwertend verstehen!) die Einleitung bildet, ergeben sich während der nächsten Dreiviertelstunde Klangwelten, die auch Kritiker des oft zitierten „Postrock-Einheitsbreis“ zufriedenstellen sollten. Tracks wie „7udud Lurati Ta3ni 7udud 3alami“ (ja, ich gebe es zu, an dieser Stelle copy/paste getrieben zu haben!) sind das perfekte Beispiel, wie man den Hörer auf eine Post-Rock-Achterbahnfahrt mitnimmt. Kaum glaubt man, dass man wieder unten angelangt ist, hebt der Track wieder in andere Sphären ab. Ohne jemals fad zu werden. Sebastian Götzendorfer und Raimund Schlager haben hier ein Werk geschaffen, an das sich andere Bands ruhig mal ein Beispiel in Sachen Experimentierfreudigkeit, Aus-Der-Schublade-Rausdenken und musikalischen Arrangements machen sollten. Viele würden ob der Komplexität wohl scheitern – denn es ist genau diese Komplexität, die le_mol so hörenswert macht. Ein heißer Tipp für Top-Ten-Listen der besten Platten des Jahres – und solltet ihr die Jungs mal live sehen: ihr werdet es nicht bereuen!

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„Heads Heads Heads“ ist am 2.3. auf Panta R&E erschienen. Auf allen gängigen Plattformen als CD, Vinyl und Download erhältlich! 

Musik-Nerd mit Faible für Post-Ehalles. Vinyl-Sammler. Konzertfotograf mit Leidenschaft, gerne auch analog. Biertrinker. Eishockeyfan. "Systemerhaltende" Krankenschwester - wohl auch deshalb manchmal (zu) zynisch.