Stream Festival Tag 2: mehr Sonne, mehr Stimmung, mehr gute Musik

Auch der zweite Tag der Stream Festival Premiere war ein voller Erfolg. Vor allem Indie- und Electro-Liebhaber kamen eindeutig auf ihre Kosten, und Musikexperten – und solche, die es werden wollen – befanden sich im regen Austausch über digitale Medien und moderne Technologien in der musikalischen Welt.

Sich bei strahlenden Sonnenschein drinnen einen Vortrag anzuhören – zugegeben – klingt nicht für jeden attraktiv. Der Stream Talk im AEC Sky Loft war es für Fans der Technik und der Popularmusik aber auf alle Fälle wert. Mit Kathrin Dreckmann, Tina Frank, Anna Schürmer und Claire Tolan konnten vier höchst kompetente und erfolgreiche Powerfrauen an Land gezogen werden, die ihre Produktionen und Erkenntnisse präsentierten und gemeinsam mit ihrem Auditorium über den Einfluss von Technik auf die ästhetische Welt der Musik diskutierten.
Eine besondere Möglichkeit tat sich den Besuchern des AEC Seminarraums auf: Der Linzer Drum’n’Bass Produzent Mefjus bot spannende Einblicke in seinen eigenen Zugang zur Musikproduktion und stand dem interessierten Publikum für Fragen zur Verfügung.

Um sich musikalisch aufzuwärmen empfahl sich Sounds Like Universe lite, ein Containerkonzert am AEC Maindeck. Junge Künstlerinnen und Künstler der Musikschule der Stadt Linz bescherten der in Liegestühlen chillenden Crowd einen angenehmen Mix aus notierten sowie improvisierten Akustik- und Elektroklängen. Sounds Like Universe lässt sich am Montag, 4. Juni noch einmal als außergewöhnliche audiovisuelle Reise im AEC Deep Space 8K erleben.

Für den Auftakt auf der FM4 Bühne am Urfahranermarktgelände war am Freitag Aramboa verantwortlich- diesen Auftrag haben sie eindeutig mehr als zufriedenstellend erfüllt! Die vierköpfige Wiener Band präsentierte bei ihrer Linz-Prämiere unter anderem ihre neue EP, und das mit einem Batzen Sympathie und sichtlich viel Spaß an ihrer Musik. Der vielseitige Musikcocktail aus Jazz, Soul, Dubstep und viel Bass wurde mit musikalischen Höchstleistungen an der Posaune und am Saxophon verfeinert und von der gefühlvollen Sängerin Elena Shirin gekrönt.

Der zweite Act auf der Mainstage – Def Ill – spaltete die Fronten. Der Linzer Hip-Hopper ist bekannt für seine rekordverdächtigen Raps und gesellschaftskritischen Texte und erfreut sich in Österreich zurzeit zunehmender Bekanntheit. Dass der Rapper in keiner Situation ein Blatt vor den Mund nimmt wurde relativ schnell sonnenklar. Obwohl er mit seinem mittelmäßigen Gesang und seinem derben Humor nicht jeden überzeugen konnte, fanden sich einige Zuseher ehrlich beeindruckt von seinem flinken Mundwerk und seiner auf den zweiten Blick sehr tiefgründigen Message, die zum Denken anregen will. Der Support von Misses U verlieh dem Spektakel letztendlich einen Hauch mehr Sympathie und Power. Einzig das deutsche Cover von Eminem’s Rapgod hätte er lieber gelassen!

Den nötigen Kontrast zum provokanten Auftritt von Def Ill lieferte das Wiener Quartett Hearts Hearts. Mit einem erfolgreichen Mix aus Indie und Electronic zeigten die Jungs, dass sie mit Giganten wie alt-J durchaus mithalten können, und dass sie vor allem beides können: Gefühl und Power. Ihr ausdrucksstarker Sound wird in ihrem neuen Album Goods/Gods von Querflöte, grandiosem Gesang und viel Synthesizer verziert. Die Musik ein Traum für alle Indie-Fans, und die Performance der vier Wiener zugleich ein Augenschmaus!

Ein letztes Mal heimisch blieb es dann auf der FM4 Bühne mit 5K HD. Die Wiener Band schlug mit ihrem unverkennbaren Sound im letzten Jahr ein wie ein Komet in die österreichische Musikszene. Nicht selten hörte man an diesem heißen Sommertag den Satz “5K HD ist meine Lieblingsband“ von den zahlreichen Besuchern. Mittlerweile fester Bestandteil auf gefühlt jeder Festivalbühne im Lande wird man wohl noch viel von dieser erst jungen Formation erwarten dürfen und machten schon am Stream Festival, Lust auf weitere Konzerte.

Den Abschluss gab dann Mount Kimbie aus England. Vom Feuerwerk im Hintergrund begleitet lieferten die Londoner auch auf der Bühne ein wahres Spektakel. Seit Jahren bekommt das Duo von verschiedensten Fachjournalen die Höchstnote zehn und sie bewiesen am Urfahraner Gelände ein weiteres Mal, dass diese Bewertungen nicht übertrieben sind. Durch den Einbruch der Dunkelheit und des einen oder anderen leeren Bierglases wurde auch das Linzer Publikum allmählich hemmungsloser und es wurde bis zum letzten Ton getanzt. Ein perfekter Abschluss für einen heißen Sommertag am Stream Festival.

Danach ging es weiter bei den Nightlines aufgeteilt in ganz Linz. Wir entschieden uns für das Salonschiff Fräulein Florentine und tanzten zu den Klängen altbewehrter Oldies bis in die frühen Morgenstunden.

Fotos: Andreas Wörister / Slihs Photography, Christoph Thorwartl

Tagsüber Lehrerin und Sportskanone, nachts subtext-Journalistin, Backstage-Crew, gelegentlich auch Vorband. Cello, vocals, piano.