Voodoo Jürgens: so gräbt man Tote aus

Einer der ganz großen Artists der Alpenrepublik ist einer, an dessen Lebenswerk man sich posthum eigentlich sich eigentlich nicht mehr herantraute: Ludwig Hirsch. Der Wiener Barde Voodoo Jürgens tat vergangene Woche im Linzer Posthof aber genau das: er ehrte das Lebenswerk des Ludwig Hirsch in einem Programm mit den Liedern des leider viel zu früh verstorbenen Musikers. Eines wurde deutlich: wenn ein Artist Ludwig Hirsch aufleben lassen kann, ohne dabei peinlich aufgesetzt zu wirken – dann Voodoo Jürgens!

600 Personen wollten sich diesen Abend am vergangenen Mittwoch dann auch nicht entgehen lassen. Ausverkauft. Und auch wenn die Hirsch’sche Eröffnungsnummer „I Lieg am Ruckn“ noch, in diesem Rahmen darf man es ja sagen, „dahinhatscht“, werden die nächsten eineinhalb Stunden, durch die der Artist und seine Band, die „Ansa Panier“, führten, zu einem nostalgischen, aber Gott sei Dank (darf man „Gott“ im Zusammenhang mit Ludwig Hirsch eigentlich erwähnen?) nicht peinlichen Konzertabend. Denn Voodoo Jürgens und seine Band schaffen es, die traurig-morbid-zynische Weltsicht des Wiener Liedermachers ins Hier und Jetzt zu bewegen. Bei Liedern von den – immerhin auch schon vierzig Jahre am Buckel habenden – „Dunkelgrauen Liedern“ stellt es den Zuhörern auch 2018 noch die Gänsehaut auf, wenn „Der Blade Bua“ nicht durch die Klotür passt oder „Der Herr Haslinger“ die Blumen heimlich gießt.

Ein Fokus wird auch auf das Album „Landluft“ gelegt, wo Voodoo Jürgens dann auch etwas Eigeninitiative in die Geschichte der bösen, depperten „Die Gelse“ oder den „Obergattinger“ bringt. Erfrischend, wohltuend – weil auch nach der Pause der Klimax geschlossen wird, um zu den „Dunkelgrauen Liedern“ zurückzukehren. „Solche Songs würde man heute nicht mehr schreiben!“, sagt Voodoo Jürgens spitzbüberisch, bevor der Hirsch’sche Klassiker „Spuck den Schnuller aus“ erklingt. „Der Wolf“ wird auch noch vertont, und hat ebenfalls nichts von seinem morbiden Humor verloren. Highlight: „Die Omama“, die man auch schon auf regulären Voodoo Jürgens-Konzerten bestaunen durfte. Tosender Applaus am Ende, nachdem man bestens unterhalten wurde. Als Zugaben? Gibt es Voodoo Jürgens – und es wird deutlich, dass der Wiener Musiker gar nicht so weit weg ist von dem, was Ludwig Hirsch auszeichnete. „Auf da Stroßn“ und der „Hansi, der Boxer“ als Abschluss werden dargeboten. Ein Abend, wo deutlich wird, dass wohl niemand an den originalen Ludwig Hirsch je wieder herankommen wird. Voodoo Jürgens ist ihm aber mit Sicherheit auf den Fersen.

Foto: Christoph Thorwartl

Musik-Nerd mit Faible für Post-Ehalles. Vinyl-Sammler. Konzertfotograf mit Leidenschaft, gerne auch analog. Biertrinker. Eishockeyfan. "Systemerhaltende" Krankenschwester - wohl auch deshalb manchmal (zu) zynisch.