Der Nino aus Wien: Auswärtssieg in Linz

Der Nino aus Wien – wohl einer der polarisierendsten Artists, die dieses Land zu bieten hat. Eine Mischung aus Grant, Sarkasmus, Zynismus und Tiefgründigkeit – so könnte man den Nino aus Wien wohl beschreiben. Vergangenen Mittwoch war er im Linzer Posthof zu Gast – ein Auswärtsspiel, das im Gegensatz zu den derzeitigen Leistungen von Rapid Wien mit einem Punktezuwachs in Sachen Sympathie endete. 

Auch der Support durfte sich hören lassen. Sigrid Horn, ihres Zeichens Liedermacherin mit Wurzeln im Mostviertel, durfte ungewohnterweise solo und nur mit Ukulele eine halbe Stunde lang das Publikum auf den Nino aus Wien vorbereiten. „Sog i bin Weg“ heißt das Werk, welches in diesem Jahr das Licht der Musikwelt erblickte. Erschienen ist es am Label des Wiener Liedermachers Ernst Molden – die Einflüsse lassen sich nicht leugnen. Ganz gleich, ob ironisch von der Inflationären Errichtung Niederösterreichischer Kreisverkehre gesungen wird, ob es bei „Woiza“ morbid wird, oder ob sich Sigrid Horn – ganz Molden-typisch – bei Johnny Cash bedient und „Schwoaz“ singt – sie schafft es, das Publikum in ihren Bann zu ziehen. Schafft, gerade so exponiert alleine auf der Bühne, bei weitem nicht jeder Artist. Gratulation!

Der Nino aus Wien war dann aber doch der Grund, weshalb die gut 450 Leute an einem Mittwochabend in den Linzer Posthof gekommen waren. Und eins vorweg: enttäuscht wurden sie nicht. Egal, ob vom „Unentschieden gegen Ried“ geträumt wird, die Hirschstettner Lebensart gepriesen wird, Urlaub in Jesolo samt grausligen Kokosnüssen gemacht wird, oder ob Tränen wach machen – der Nino aus Wien präsentiert seine Lieder immer noch mit dieser liebenswerten Wurschtigkeit, die ihn bekannt gemacht haben.  Der Ur-Wiener sozusagen, wobei das „Ur“ ja viel ärger als das oberösterreichische „Voi“ zu sein scheint – zumindest, wenn es nach dem Nino geht. Ein „Konzert“ ist es, was Nino, buchstäblich gemeint, veranstaltet. Ein Konzert, das in der Nachspielzeit klarerweise von den Schlagobers-Köchen mit „Du Oasch“ enden muss – was leider dann nicht mehr jeder mitgekriegt hat. Ein Fußballspiel dauert halt nicht nur 90 Minuten, und ein Nino aus Wien-Konzert ist halt nicht nach dem regulären Set beendet. Ist halt so. Ein Konzert, wo aber nicht nur Fans zufrieden den Saal verlassen konnten!

Foto: Christoph Thorwartl

Musik-Nerd mit Faible für Post-Ehalles. Vinyl-Sammler. Konzertfotograf mit Leidenschaft, gerne auch analog. Biertrinker. Eishockeyfan. "Systemerhaltende" Krankenschwester - wohl auch deshalb manchmal (zu) zynisch.