Editors: ein epochales Highlight

„Violence“ – so heißt das mittlerweile sechste Studioalbum der britischen Indie-Post-Punk-Aushängeschilder Editors. Im Rahmen der dazugehörigen Tour machten sie am vergangenen Mittwoch auch in Linz im Posthof Halt. Ein Konzert, von deren Sorte diese Location in der Vergangenheit nicht allzu viele gesehen hat. 

Mittwoch, Konzert, Ausverkauft. Kein Wunder, sind es Tom Smith & Co doch mit Sicherheit gewohnt, in weitaus größeren Hallen als dem Linzer Posthof ihr Publikum in ihren Bann zu ziehen. Andererseits: wer unter den knapp 1300 Leuten war, die am vergangenen Mittwoch dabei waren, konnte sich glücklich schätzen, solch einen Act in diesem verhältnismäßig intimen Ambiente gesehen zu haben.

Auch der Support konnte sich hören lassen. Andy Burrows war dann aber doch nicht allen ein Begriff, wie sich herausstellen sollte. Eigentlich verwunderlich: denn mit seiner ehemaligen Band „Razorlight“ hatte er auch international bereits für Furore gesorgt. Und ehrlich gesagt – wer kennt Klassiker wie „Wire To Wire“ und „America“ (das als abschließender Song des Sets gespielt wurde) nicht? Andy Burrows weiß es noch immer, wie man gekonnt mit dem Publikum spielt. Auch ein Song mit Tom Smith höchstpersönlich von deren Sideproject „Smith & Burrows“ durfte nicht fehlen. Ein Supportslot, an dem man auch bei pingeligem Suchen nichts Schlechtes finden konnte.

Wären da nicht die Editors gewesen, die das Spektakel im Anschluss auf den Höhepunkt trieben. Die Produktion? Nunja, „opulent“ dürfte man als Untertreibung sehen. Die Setlist? Brachte keine Überraschungen. Vom Opener, „The Boxer“, über „Sugar“ bis hin zum großartigen „Ocean of Night“ – Tom Smith als noch immer überragender Frontmann und Co sind in Hochform. Das dürfte auch das Publikum so gesehen haben – so gespannt hat schon lange keine Linzer Audience mehr auf die Bühne geblickt. Auch neues Material („Violence“, „Darkness at the Door“) fügt sich in das Set ein, als wäre es immer schon da gewesen. Spätestens bei „Formaldehyde“ und dem – nonanet – als Vorletztem gespielten „Papillon“ sieht man dann auch mehr als ausreichend Bewegung im Saal, bis mit „Magazine“ ein reguläres Set beendet wird, das man mit der Floskel „epic“ wohl nicht mal annähernd beschreiben kann. Die Zugabe? Stellt auch Nostalgiker mit „Munich“ zufrieden, bevor dann nach vier Encores mit „Smokers Outside The Hospital Room“ endgültig Schluss ist. Was soll man zu den Editors noch sagen? Seit langem ein Garant für eine Live-Band, die man sich immer wieder gerne ansieht. Ein Konzert, das Endorphine ausschüttet, wie es kaum eine zweite Band kann. Ein Konzert, das locker in den Top Ten des Jahres landen wird.

Foto: Christoph Thorwartl

Musik-Nerd mit Faible für Post-Ehalles. Vinyl-Sammler. Konzertfotograf mit Leidenschaft, gerne auch analog. Biertrinker. Eishockeyfan. "Systemerhaltende" Krankenschwester - wohl auch deshalb manchmal (zu) zynisch.