Sophie Hunger: gefühlvolle Stimmgewalt

Drei Jahre war es her, seit die stimmliche Schweizer Urgewalt Sophie Hunger in Linz zu Gast war. Ihr aktuellstes Werk, „Molecules“, brachte die Künstlerin wieder mal in die Stahlstadt. Ein Abend auf höchstem musikalischen Niveau!

Support? Gabs natürlich. Dino Brandao überzeugte nicht nur als Member in Sophie Hungers Liveband, sondern auch als Solo-Artist im Vorprogramm. Eine gut halbstündige Reise in Groove, Reggae und Positive Vibes. Fast schon an bekannte Vertreter wie Patrice, Jeremy Loops und Co fühlte man sich kurzfristig erinnert. Gepaart mit einer schüchternen, aber dennoch nicht weniger sympathischen Persönlichkeit ein Support, den man in die Kategorie „gut“ einordnen kann.

Eine etwas lange knapp vierzigminütige Umbaupause später war es dann auch mit dem Hauptact soweit. Dass Sophie Hunger zu den facettenreichsten Künstlerinnen zählt, ist auch nicht unbedingt neu. Zwischenansagen beschränken sich im Set aufs Wesentliche – 1000mg-Ibuprofens und die Tücke der Tablettenzerkleinerung. Als gelernter Krankenpfleger fühlt man sich hier versucht zu sagen: I feel you, Sophie! Apropos „Feel“: kaum eine Künstlerin schafft es, Gefühle in ihrer Musik so gekonnt zu verpacken wie es Sophie Hunger tut. Gepaart mit einer exzellenten Begleitband tut sich hier ein Klangkosmos auf, der seinesgleichen sucht. Egal ob bei neuen, noch unveröffentlichten Tracks Ironie mitschwingt – Stichwort „Rote Beete mit Arsen“ – oder ob es bei „Halluzinationen“, „Supermoon“ und dem Noir-Desir-Evergreen „Le vent nour portera“ melancholisch wird, Sophie Hunger schafft es, ihre Message in ein staunendes Publikum zu transportieren. Ein Konzert, das zurecht mit tosendem Applaus bedacht wird – Zugaben natürlich inklusive. Sollte man zu den gut 400 Personen gezählt haben, die den Dienstagabend im Posthof verbracht haben: man hatte absolut alles richtig gemacht. Neues Material kommt hoffentlich auch bald – bis dahin darf man sich gerne beim einen oder anderen Durchlauf von „Molecules“ verlieren!

Foto: Christoph Thorwartl

Musik-Nerd mit Faible für Post-Ehalles. Vinyl-Sammler. Konzertfotograf mit Leidenschaft, gerne auch analog. Biertrinker. Eishockeyfan. "Systemerhaltende" Krankenschwester - wohl auch deshalb manchmal (zu) zynisch.