Retrogott: kein Blatt vor dem Mund

Sie sind in Linz durchaus öfters gesehene Gäste: Retrogott & Hulk Hodn. Das Kölner Hip-Hop-Duo gastierte am vergangenen Donnerstag in der rappelvollen Linzer Stadtwerkstatt. Ein Fest nicht nur, aber vor allem für Freunde des gepflegten Raps! 

Nach einem Intro von Linz‘ fleischgewordener Plattensammlung, DJ Hooray, kamen die Fans in der ausverkauften Stadtwerkstatt mehr als nur auf ihre Kosten. Kurt Tallert a.k.a. Retrogott war da nämlich, nachdem er schon mal einen Stock tiefer im Rahmen einer DJ-Line im Cafe Strom zu Gast, mit neuer Platte im Gepäck für ein Livekonzert nach Linz. Kontemporärkontamination heißt die Platte, die im vergangenen Jahr das Licht der Musikwelt erblickt hat. Machte Retrogott 2005 noch „Unprofessionelle Musik“, wird eineinhalb Jahrzehnte deutlich, weshalb er zu den beständig am meisten gefeiertsten Vertreter im deutschen Hip-Hop zählt. Auch wenn das Rauchverbot im Konzertsaal relativ, naja, sagen wir mal „situationselastisch“ genommen wurde, überzeugt der Kölner Rapper mit dem, was er am besten kann: gekonnt provozieren, dabei aber selten über die Stränge schlagen. Wenn Retrogott Kritik formuliert, dann so, dass es schöner wohl nicht zu paraphrasieren ginge. Da gehts um die „Verstopfung“ im Netz, „Blau & Grün“, wo wieder das „Biz“ aufs rapperische Korn genommen wird – immer so, dass man sich mit einem zufriedenen Grinser im Publikum wiederfindet. Seitenhiebe natürlich inklusive. Retrogott ist einer der Artists, der uns auch beim mittlerweile vierten Mal live nicht enttäuscht hat. In der Stadtwerkstatt hat man dazu auch die ideale Location gefunden gehabt – auch wenn man am nächsten Tag seine Kleidung ob des Geruchs wohl eher zweimal waschen durfte.

Foto: Florian Lichtenberger, Christoph Thorwartl

Musik-Nerd mit Faible für Post-Ehalles. Vinyl-Sammler. Konzertfotograf mit Leidenschaft, gerne auch analog. Biertrinker. Eishockeyfan. "Systemerhaltende" Krankenschwester - wohl auch deshalb manchmal (zu) zynisch.