Calexico: bitte mehr Iron & Wine!

Sie sind bereits so etwas wie Stammgäste in den letzten Jahren geworden: Tucson’s finest Calexico. Für die aktuelle Zusammenarbeit und die dazugehörige Tour haben sich Joey Burns, John Convertino und Co mit einem speziellen Gast zusammengetan: Iron & Wine. Herausgekommen ist nicht nur eine hörenswerte Platte, sondern auch ein grandioses Liveerlebnis, wie man am vergangenen Sonntag im Linzer Posthof miterleben konnte. 

Sonntagabend, der Linzer Posthof zwar nicht ganz, aber doch fast ausverkauft – kein Wunder, haben sich Calexico in all den Jahren eine große Fanbase vor allem in Europa erspielt. Für die aktuelle Kollaboration mit „Iron & Wine“, wie das Musikprojekt des Songwriters Sam Beam eigentlich heißt, das Album „Years To Burn“, sind auch immerhin 14 Jahre seit der letzten Zusammenarbeit vergangen. Aber der Reihe nach.

Einen Extrapunkt muss man nämlich für den Support Adia Victoria vergeben. Das als Trio auftretetende Projekt aus Nashville hat passenderweise die Platte „Silences“ aktuell am Start. Dementsprechend ruhig sind auch ihre Songs, die man irgendwo zwischen Blues, Pop und Soul einordnen kann. Stimme der Marke „Bistdudeppert“, sympathisches Auftreten – vor allem jenen doch schon etwas angeheiterten Individuen im Publikum gegenüber, die meinten, sich lautstark unterhalten zu müssen. „If I can hear you on stage, you’re talking too loud“ – dem ist nichts hinzuzufügen.

Calexico im Anschluss bewiesen dann, weshalb sie sich einer treuen Fanbase erfreuen dürfen, und warum die Show mit Iron & Wine a „whole new level“ ist. Die Setlist setzt sich nämlich aus Werken beider Artists zusammen – und die Chemie scheint zu stimmen. Bereits „Follow The Water“ löst zu Beginn Gänsehaut aus, und auch die Tatsache, dass es sich auf der Bühne eher um eine Calexico-Iron&Wine-Supergroup handelt, fällt wenn, dann positiv auf. Vor allem Trompeter und Sänger Jacob Valenzuela erntet Sympahie, wie bei „Flores y Tamales“ deutlich wird. Weitere Highlights: „Father Mountain“ und „Franks Tavern“ zum Schluss, nachdem auch Support Idia Victoria noch einen Auftritt im Headliner-Slot absolvieren durfte, und einmal mehr mit ihrer Stimme begeistete. Zugabe? Sowieso – da waren auch die „Crystal Frontier“-Rufer im Publikum dann zufrieden gestellt. Ein Abend für Fans beider Artists, für Fans eines Artists, und für all jene, die noch Fans dieser Artists werden wollen. Ein Abend, der einerseits bewies, dass Calexico im Americana hierzulande immer noch unerrreicht sind, dass Iron & Wine Gänsehaut verursacht, und es wohl das ideale Konzert zum Wochenausklang war.

Fotos: Christoph Thorwartl

Musik-Nerd mit Faible für Post-Ehalles. Vinyl-Sammler. Konzertfotograf mit Leidenschaft, gerne auch analog. Biertrinker. Eishockeyfan. "Systemerhaltende" Krankenschwester - wohl auch deshalb manchmal (zu) zynisch.