Lagwagon: Happy Birthday, Joey!

Sonntagabend – was sollte man also tun, wenn man nicht faul auf der heimischen Couch versumpfen wollte? Eine ideale Gelegenheit für Freunde der lauteren Musik boten wieder die lieben Damen und Herren im Alten Schlachthof in Wels. California’s Finest Lagwagon waren wieder zu Gast in Österreich – samt neuem Album „Railer“. Aber auch, und vor allem das Supportprogramm konnte sich mehr als hören lassen. 

Den Abend eröffnen durfte nämlich mit Sam Chalcraft ein mittlerweile alter Bekannter. Der gebürtige Brite ist neuerdings nicht nur mit neuem Album „From Busk Till Dawn“ (pun obviously intended), sondern auch mit Begleitband unterwegs. „The Little Love Left“ heißt die, und hat dem Singer/Songwriter sichtlich gut getan und sein Schaffen auf ein neues, anderes Level gehoben. Egal, ob er mit dem imaginären Bogeyman Freundschaften schließt oder in „What Have You Done?“ aktuelle politische Entwicklungen anpragert, Sam Chalcrafts Stimme schafft es, catchy genug zu sein, um sich auch nach dem Konzert in den Gehörgängen aufzuhalten. Well done, lad!

Danach zu einer der Bands, die man live einfach mal gesehen haben muss. Die Satanic Surfers bewiesen auch im Welser Schlachthof, dass sie zurecht den Ruf einer der besten Punkrock-Livebands genießen. Die Schweden rund um Rodrigo Alfaro haben sich den Ruf in den letzen Jahren hart erarbeitet. Neues Album ist ebenfalls erschienen – „Back From Hell“, zurück aus der Hölle also. Sollte die Hölle musikalisch so klingen wie es die Satanic Surfers tun, will ich nach meinem Tod unbedingt in dieselbe kommen. Auch wenn die Setlist stagetime- und supportslotbedingt über nur zehn Tracks erstreckte, war die Stimmung spätestens bei „Head Under Water“ circlepittauglich.

Gekommen waren die knapp 500 Besucher an diesem kühlen Samstagabend dann aber natürlich wegen Lagwagon, die mit ihrem aktuellen Album „Railer“ gerade durch Europa touren. Joey Cape, der am Vorabend seinen Geburtstag feierte und deswegen, wie wir im bald erscheinenden Interview vorab feststellen durften, dann doch etwas gehandicapt war, und Co betraten pünktlich um halb Zehn die Bühne. „Welcome To The Soundcheck Of Lagwagon!“ – die Ansage von Gitarrist und Nebenberufs-Turm Chris durfte man zu Beginn wörtlich verstehen, war der Sound anfangs doch, nachdem wir schon am Soundcheck Probleme mitbekommen hatten, eher unter der Kategorie „Oje“ einzuordnen. Nicht schön anzusehen, wenn sich Joey durch die Tonlagen schreit, wie beim Opener „The Suffering“ oder bei „After You My Friend“ aber nichts wirklich im Publikum ankommt. Allerdings: es wurde dann doch besser, und auch neue Nummern wie das großartige „Surviving California“ funktionieren prächtig. Ebenso schön: ein Törtchen samt Geburtstagsständchen für den Frontmann. Nach Klassikern wie „May 16“ und den Zugaben mit „Alien 8“ und „Stokin‘ The Neighbors“ ein lauter, rockiger, schöner Wochenausklang mit dem letzten Konzert, das die lieben Leute von SBÄM heuer zu bieten hatten.

Fotos: Christoph Thorwartl

Musik-Nerd mit Faible für Post-Ehalles. Vinyl-Sammler. Konzertfotograf mit Leidenschaft, gerne auch analog. Biertrinker. Eishockeyfan. "Systemerhaltende" Krankenschwester - wohl auch deshalb manchmal (zu) zynisch.