Foto: Christoph Thorwartl

Impuls-Festival Passau: Willkommen im Konzertjahr 2020!

Januar – für die Konzertjunkies dieser Welt der wohl undankbarste Monat des Jahres. Neue Alben wurden alle noch vor Weihnachten veröffentlicht, die Festivalsaison ist noch in weiter Ferne, und Indoor-Touren gibts auch noch fast keine. Das Impuls-Festival in Passau ist hier die wohl beste Möglichkeit, seine Sucht nach Live-Musik zu befriedigen. Ein buntes Programm ließ die Dreiflüssestadt in verschiedentsten Locations am vergangenen Samstagabend zur Musikhauptstadt werden!

Dass Passau mehr als Kirchen, schmale Gassen und schöne Ausblicke zu bieten hat, beweißt das Impuls-Festival bereits seit fünf Jahren. Auch heuer zahlte sich die Reise in die Dreiflüssestadt aus.  Bereits die gesmate Woche konnte man in verschiedenen Workshops zu den Themen Musik, Marketing und Grafik besuchen. Den Abschluss einer gelungenen Popwoche bildete somit der Samstag. In sieben verschiedenen Locations konnte man sich junge, aufstrebende Bands und Musiker*innen anschauen. Wir starteten in der Redoute – so quasi dem Stadttheater Passau – mit dem Duo More than Neigbours. Christoph Meier und Leonard Ritschel sind zwar anscheiend wirklich Nachbarn, verbringen aber dennoch gerne die Zeit miteinander. Ein Songwriter-Duo aus Passau und somit der ideale Opening-Act für alle Early Birds, ist 19:45 doch eine sehr undankbare, weil ambitionierte Uhrzeit. Einige Unerschrockene waren dennoch bereits zu diesem frühen Zeitpunkt anwesend, und wurden nicht enttäuscht!

Für uns allerdings ging es in das heimliche Highlight des Programmes weiter: die Heiliggeistkirche. Nun sind wir ja, was Vater-Unser-Garagen angeht, eher skeptisch, doch wenn sie mit guter Musik gefüllt werden, dann kehren auch wir in Jesus‘ Haus ein. Zwei Acts waren dort am heurigen Impuls-Festival zu Gast. Zum Einen die Münchnerin LoriiA, deren Synthie-Pop im Ankündigungstext gleich mal mit Lana Del Rey verglichen wurde. Große Fußstapfen – doch die Location in der Kirche war für die als Trio auftretende Künstlerin wie geschaffen. Ihr neues Werk „Heaven (is not made for you)“ klingt zerbrechlich, aber stimmlich doch kraftvoll. Ein Act der Marke „Geheimtipp“, für den  sich die Anreise schon alleine ausgezahlt hätte.

Weiter gings aber dazwischen für uns ins Zeughaus, Passaus wohl bekanntestes Jugendhaus. Erstmal leiwand: Bier um €2,80 – auch schon ein Zeiterl her, dass wir die Konzert-Ambrosia zu so einem wohlfeilen Preis genießen durften. Apropos genießen: das konnte man auch John Garner, den ersten Act in dieser Location. Folk-Rock, ein bisserl Punk – bei der Truppe aus Augsburg durften Frank Turner, Chuck Ragan und Co mächtig Eindruck hinterlassen haben. Tanzbar, stimmlich durchaus Reibeisen-tauglich, vor allem live einen Abstecher wert.

Retour zur Kirche: Tobias Köttl alias Ant Antic ist vor allem in unseren Breiten kein Unbekannter mehr. Jahreszeittechnisch passend verkühlt ist Ant Antic in neue musikalische Sphären eingetaucht – und auch wenn Club-Sounds im Katholiken-Club anfangs befremdlich wirkten, ergibt sich im Zuge des Konzertes doch ein stimmiges Gesamtbild. Wie immer, und durchaus subjektiv beeinflusst: gut!

Weiter zum eigentlichen „Headliner“ des Abends, den Blackout Problems. Eigentlich unglaublich, dass der Gig am Impuls-Festival der erste Auftritt der Münchner in Passau war. Sie sind „erwachsen“ geworden, könnte man schreiben. Denn die Show von Blackout Problems ist für große Bühnen konzipiert. Der Fokus wird auf Interaktion gelegt, neues Material gabs auch, wo der Fridays-For-Future-Hype durchaus direkt thematisiert wird, und einen Ausflug ins Publikum gabs auch. Umso verwunderlicher, dass der Funke in der überraschend nicht so vollen Redoute im Publikum nicht so recht überspringen konnte. Schade – da wäre mehr gegangen!

Schon im Vorfeld hörten wir über die Band Telquist nur Gutes. Der Regensburger konnte auch am Impuls-Festival mit seiner Musik punkten. Songs wie „Trash Talk“ oder  „Himmelblau“ gehen direkt ins Ohr. Der junge Musiker und seine Band wurden auch vom Publikum im Zeughaus für ihre Leistung belohnt. Wir denken, wir sprechen hier für alle anwesenden: der Herr Telquist wird nicht mehr lange ein „Geheimtipp“ bleiben.

Nach den Blackout Problems konnte man nebenan einem waschechten Oberösterreich-Export lauschen. Skinny B zählt zu den aufstrebenden Hip-Hop-Sternen der Alpenrepublik. Außerhalb noch eher unbekannt, ein eher, nunja, schwieriger Auftritt – schließlich war es auch schon spät, das Bier kostete nur €2,50 (und schmeckte sogar!) und Skinny B’s Fanbase ist noch im Wachsen begriffen. Bemüht hat sich der Artist auf alle Fälle – und ist sicher auch bald wieder in heimischen, lokaleren oberösterreichischen Gefilden zu sehen!

Zurück ins Zeughaus. Neben einem weiteren guten Bier gabs hier nämlich mit Matija ein spätabendliches Highlight zu sehen. Nach kurzer Verzögerung – hallo Technik! – konnte man hier Alternative Pop der guten Sorte lauschen. Das anwesende Publikum textsicher, tanzbereit, dazu eine gut eingespielte Band. Was will man eigentlich mehr? Nicht viel, was man hier aussetzen kann, und hoffentlich findet die Münchner Combo bald mal den Weg nach Österreich!

Am Weg zurück nahmen wir noch einen Abstecher in die Redoute mit ins Programm. Roberto Bianco und seine Abbrunzati Boys entführten hier in den italienischen All-Inclusive-Urlaub. Durchaus ironisch, durchaus sympathisch, aber nicht jedermanns Sache. Um die Uhrzeit aber wohl dennoch die ideale Besetzung des letzten Slots, bevor wir uns wieder nach Oberösterreich aufmachten. Wie wir das Impuls-Festival zusammenfassen würden? Als gut kuratiertes Festivals mit breitem Programm, wo die ganze Stadt bespielt wird. Würden wir uns durchaus öfters im Jahr wünschen!

Fotos: Lisa Leeb, Christoph Thorwartl

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