Wahl & Qual – die Satire zu den Landtagswahlen, Teil 1
Aus satirischer Sicht kann dem heißen Herbst noch einiges abgewonnen werden. Hier ein genauer Blick auf die Vielzahl an wild in die Botanik plakatierten Köpfe und Sprüche, die den Herbst erst so richtig bunt machen.
FPÖ – Erst Schule, dann Inserat!
Um gleich gar nicht Gefahr zu laufen, mit der eigenen Kampagne in argumentativen Notstand zu geraten, nehmen die Blauen Anleihe am wohl erfolgreichsten Wahlkampf des letzten Jahres. Für sein MH09-Logo bedient sich Manfred Haimbuchner keck am Barack Obama O. Das hat zwar auch schon die deutsche CDU im Frühjahr gemacht, wenn auch bei weitem nicht so dreist. Selbst das Linz09-Logo wurde durch ein geschicktes Spiel mit drei unterschiedlichen Schriftarten (das Logo selbst besteht aus 4 Zeichen) für den FPÖ Wahlkampf tauglich gemacht. Ganz der Tradition verpflichtet bieten die Plakate der Blauen ansonsten mehr vom Gewohnten: viele blaue Augen. Was wäre auch ein Wahlkampf der FPÖ ohne das Konterfei des Bundeschefs? Auch das Reimen konnten die rechten Recken diesmal nicht lassen und versuchen wieder in verkürzter Einfachheit, ihre ohnehin nicht neuen Inhalte in holprige Stabreime und knackige Sprüche zu verpacken. Auch wenn die deutsche Sprache darunter schon mal etwas leiden muss. Besonders peinlich wird die Sache allerdings erst dann, wenn gerade beim „Erst Deutsch, dann Schule“-Inserat klar wird, wie es um die eigenen orthographischen Fähigkeiten steht. Setzen, Nicht genügend!
Die Grünen – Okö-Optik & Happy End
Auf Landesebene zittern die Grünen um ihren Landesrat, was auch direkte Auswirkungen auf den Wahlkampf zu haben scheint. Die gesamte Kampagne der Grünen verkommt inhaltlich zu der Bitte, doch mit den anderen Parteien noch ein bisschen weiter spielen zu dürfen. Der viel beworbene Anschober-Effekt selbst ist nur grafisch zu erfassen. Auch da keine wirkliche Neuerung: ein bisschen Word-Art für Anfänger, und jeder kann sich sein eigenes Wahlplakat in der Okö-Optik basteln. In Linz kandidieren die Grünen mit einer Spitzenkandidatin, die zumindest auf der politischen Bühne ein eher ein unbeschriebenes Blatt ist. Die ehemalige Mitarbeiterin von Stadtrat Himmelbauer hat vor allem mit dem wenig rühmlichen Denkmal zu kämpfen, welches ihr die deutsche TV-Landschaft in Form von Lisa Plenske (Verliebt in Berlin) schon im Voraus gesetzt hat. Möglicherweise war die optische Gestaltung des Plakats auch reine Absicht – mit dem Ziel, den Bekanntheitsgrad ihrer Spitzenkandidatin zu steigern. Ob es auch bei den Grünen für ein Happy End reicht?
BZÖ – farblose Bienenzüchter
„Weil sie weiß, was er wollte, wissen wir, was wir an ihr haben“. Der an Tiefsinn kaum zu überbietende Spruch, welcher die Plakate der Jörg-Memorial-Partei ziert, scheint das Ergebnis eines wochenlangen Brainstormings sein. Immerhin: zumindest seine Schwester dürfte im Gegensatz zum Rest Österreichs verstanden haben, was Jörg Haider wirklich wollte.
Neben dem Slogan prangt das fotogenste Bild von Uschi Haubner, welches die Welt außerhalb Kärntens je gesehen hat. In Schwarz-Weiß. Wurde der Partei der Farbdruck zu teuer? Oder wussten die Grafiker bereits vor dem Wahlkampf um die blasse Rolle des BZÖs nach dem 27. September?
Möglicherweise bekamen die Grafiker auch nur den Auftrag, mit dem Plakat gleich den Partezettel für das Begräbnis des BZÖs zu produzieren. Denn auch bei dieser Wal wird das passieren, was dem BZÖ bisher bei jeder Wahl außerhalb der geschützten Werkstätte Kärnten zugestoßen ist. Für mehr Wähler als Parteimitglieder wird es kaum reichen.
ReiMan vs. Fayman
In Linz versucht das BZÖ mit ReiMan in den Gemeinderat einzuziehen. Unter dem Slogan „Mit Mut gegen den schwarz-roten Machtmissbrauch“ unternimmt Reinhard Manninger den Versuch, einen Sessel auf der Hinterbank des Rathauses zu ergattern. Zumindest dürfte das Linzer BZÖ in den letzten Jahren schon ein gewisses Maß an Selbsterkenntnis gewonnen haben. Mut ist eine der Grundvoraussetzungen, um mit einer Abänderung des Namens des unbeliebtesten Bundeskanzlers aller Zeiten in den Wahlkampf zu ziehen.