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Mord ist unser Hobby

 

Mit dem 6. November begann in Zusammenarbeit mit Linz09 das Festival der Kriminalliteratur „Mörderisches Europa“. Dieses Festival bietet den Fans der bekannteren europäischen Kriminalautoren die Möglichkeit, ihren Lieblingen von Angesicht zu Angesicht zu begegnen und dazu noch exklusiv an Lesungen aus deren neusten Werken  teilzunehmen.

Für einen Bücherfan wie mich war es natürlich ein besonderes Erlebnis, erstmals einer Lesung beizuwohnen. Vor allem der Fakt, dass es sich um Kriminalromane handelte, ließ meine Erwartungen bis ins Unermessliche steigen. Diese Erwartungen wurden auch größtenteils positiv erfüllt, da der erste Abend mit hochkarätigen Autoren wie Håkan Nesser, Friedrich Ani und Petros Markaris besetzt war. Die Moderation wurde von dem bekannten Krimikritiker Tobias Gohlis übernommen.

Den Auftakt der Lesung übernahm Petros Markaris, der trotz seiner griechischen Abstammung  die Lesung in einwandfreiem Deutsch vollzog. Sein Buch „Die Kinderfrau“ sei, so sagt er, ein eher atypischer Krimi, da die Mörderin von Anfang an bekannt ist und somit ein ungewöhnliches Lesevergnügen geboten wird. Der schwedische Autor Håkan Nesser musste  zwar für seine Lesung von „Das zweite Leben des Herrn Roos“ auf die Unterstützung des Schauspielers Harald Bodingbauer zurückgreifen, spielte sich aber zwischen den einzelnen gelesenen Kapiteln mit witzigen Anekdoten wieder in den Vordergrund. So sieht er zum Beispiel sich als Vater der zweiten skandinavischen Krimiwelle an und nicht Henning Mankell. Den Abschluss übernahm Friedrich Ani, der die einzelnen Charaktere seines Buches „Totsein verjährt nicht“ in seiner Lesung regelrecht zum Leben erweckte. Ani verkörperte mit verschiedenen  Stimmlagen die einzelnen Protagonisten und lieferte damit ein Erlebnis der besonderen Art. Die anschließende Diskussion, die Gohlis danach zu entfachen versuchte, scheiterte leider kläglich, da alle 3 Autoren zu beinahe jeder Frage die gestellt wurde die selbe Meinung vertraten und somit eher das Gefühl eines gemütlichen Plausches vermittelt wurde.

Vom ersten Abend begeistert, war ich dann überzeugt, dass mich der zweite Abend ebenso in seinem Bann ziehen würde. Dieses Mal waren die mir weniger bekannten Autoren Arne Dahl, Frank Göhre und David Peace vertreten. Ein interessanter Aspekt war auch, dass dem Publikum am Abend zuvor versprochen wurde, dass dieses Mal die „blutigeren“ Autoren die Abendgestaltung übernehmen würden.

Mit Frank Göhre, der für den kurzfristig verhinderten Robert Wilson eingesprungen war, ging der Abend los und versetzte einen mit seiner stark actionlastigen Erzählung und seinem an ein Gossenmilieu erinnernden Wortgebrauch in eine vollkommen andere Welt, die man in dieser Form nicht in Kriminalromanen gewohnt ist. Eine durchaus interessante Erfahrung, aber für meinen Geschmack eher eine Verschlechterung zu den Autoren des ersten Abends. Dieses Gefühl setzte sich auch bei den beiden weiteren Lesungen fort. Diese wurden von dem Schweden Arne Dahl und dem Briten David Peace absolviert, wobei beide zuerst ein Kapitel in der Originalsprache des Romans lasen. Anschließend wurden dann die jeweils gleichen Kapitel von Harald Bodingbauer nochmals auf Deutsch vorgetragen.

So enttäuschend die anfängliche Lesung auch war – eine Tatsache, die sich auch in der verschwindend geringen Besucherzahl wiederspiegelte – umso interessanter war die anschließende Diskussion. Man erfuhr, wie die Autoren  zu ihren kreativen Einfällen kommen. Einer der faszinierenderen Punkte dieses Dialogs war unter anderen auch, dass für alle drei Autoren Gewalt ein Thema ist, das sie verabscheuen und dass jeder von ihnen eine pazifistische Ader hat. Für die Autoren sind Krimis mitunter mehr Gesellschaftskritik, als Romane, in denen es um simple Gewalt gehe.

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Schreiben kann ich. (bester Beweis, dieser Satz hier). Lesen kann ich auch. (bester Beweis, meine Comic Sammlung) Auge fürs Detail hab ich ebenfalls. (ich zieh mich immer vollständig und alleine an)