crossingEurope Kritik: „Köprüdekiler – Men on the bridge“

Köprüdekiler – Men on the bridge. So heißt der Film der türkischen, nach Berlin ausgewanderten Regisseurin Aslι Özge. Er begleitet drei junge Männer in ihrem Berufsalltag an und in der Nähe der Istanbuler Bospurusbrücke. Eine Dokumentation, die die Abgründe der Charaktere aufzeigt.

Ein Taxifahrer, ein junger Mann ohne Schulbildung, der auf der Straße illegal Rosen verkauft, sowie ein Polizist – unterschiedlicher könnten die Charaktere kaum sein. Taxifahrer Umut und dessen Frau Cemile träumen von gesellschaftlichem Aufstieg und einer größeren Wohnung. Leider scheitert es bei den beiden am lieben Geld, was unweigerlich zu Konflikten führt. Diese Konflikte offenbaren im Laufe des Filmes aber noch viel tiefere Konflikte, was ihr Zusammenleben betrifft.

In krassem Gegensatz dazu steht Fekret, der in einem Armenviertel Istanbuls lebt und keinerlei Schulbildung genoss. Seine Träume sind niedriger angesetzt – er träumt von einem regulären Job. Ohne Bildung und auch durch mitunter mangelnde Motivation ein schwieriges Unterfangen.

Den Kreis der Charaktere schließt der Verkehrspolizist Murat. Er, der einen Arbeitsplatz mit gesichertem Einkommen hat, sucht das Glück mit der Liebe. Jeden Abend sucht er über das Internet nach passenden Partnerinnen – bei den tatsächlichen Treffen stellt er sich aber minder geschickt an.

Die drei haben eines gemeinsam – ihr Alltag spielt sich, wenn auch auf komplett unterschiedliche Art und Weise, auf der Bosporus-Brücke ab. Man verfolgt die Hauptcharaktere – allesamt dargestellt von Laiendarstellern – auf der Suche nach den Zielen und den Rückschlägen. Ein klassischer Episodenfilm, der durch Amateurdarsteller und authentische Stimmung der türkischen Metropole punkten kann.

Fazit
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Man nehme ein wenig „Am Schauplatz“, mische eine Brise „Alltagsgeschichten“ dazu und verlege das Geschehen an die europäisch-asiatische Grenze. Fertig ist das Rezept für diesen Film. Obwohl die Geschichten der Charaktere komplett unterschiedlich und die resultierenden Abgründe auch spannend zu beobachten sind, fehlt dem Film das gewisse Extra. Die Stadt Istanbul wirkt austauschbar, da, abgesehen von einem kleinen Ausflug in den Konflikt zwischen Kurden und Türken, die Geschichte genauso gut in einer anderen Stadt spielen könnte. Trotzdem ein empfehlenswerter Film für all jene, die dem Episodenfilm etwas abgewinnen können. In Anbetracht dessen, dass die Hauptcharaktere keine Schauspieler sind, muss man auch deren Leistung anerkennen. Insgesamt gute 4 von 5 Punkten.