Herz aus Stoff

 

Für Kinder sind sie während des Erwachsenwerdens unerlässlich: Stofftiere. Wenn mal etwas weh tut oder man traurig ist, sorgen die bunten, kuschelweichen Spielzeuge für ein besseres Wohlbefinden.In „Amberville“ von Tim Davys (Pseudonym) sind es ebenfalls Stofftiere, die in einer fiktiven Stadt die tragenden Rollen spielen. Obwohl Davys mit diesem Schachzug eine fantasievolle Ausgangslage wählt, verläuft die Erzählung genrekonform. Die Figuren sind zwar keine Menschen, doch sind ihre Umgangsformen, Charakteristiken und Eigenschaften nur allzu menschlich.

Die Story: Eric Bär, ein Tunichtgut mit dem Herz am rechten Fleck, muss Nicholas Taube, einer von der üblen Sorte, von der sagenumwobenen Todesliste streichen. Sollte ihm dieses Vorhaben nicht gelingen, drohen gefährliche Konsequenzen für Eric, dessen Freunde und Familie.

Davys vermengt gekonnt Reflexionen über Gott und Religion, Gut und Böse und die Liebe, inklusive Verkettung unglücklicher Zufälle. Integrität, Moral, Werte, Recht und Unrecht sind hier nur Worthülsen, die sich einer strengen Prüfungen unterziehen müssen. Über all dem thront die Todesliste, die die Ordnung in Amberville aufrecht erhält. Steht dein Name auf ihr, hat dein letztes Stündlein geschlagen. Unbekannte holen dich ab und verfrachten dich an einen unbekannten Ort. Was weiter mit dir passiert, ist nicht bekannt.

„Amberville“ ist letztendlich eine leidenschaftlich erzählte und gut strukturierte Anklage gegen bestehende Zustände, mit ambivalenten Figuren, die sich nicht unterkriegen lassen. Und was bei einem Krimibuch auch nicht fehlen darf – große und wirklich überraschende Wendungen gibt es auch. Es ist spannend zu verfolgen, wie Eric Bär seinen Kopf aus der Schlinge zu ziehen versucht.

Ein labyrinthischer Plot, eine Gruppe liebenswerter Verlierer, brutale Schlägertypen und zwielichtige Gestalten – all das ist „Amberville“. Kurzum: Ein außergewöhnliches Buch.

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Foto: Piper

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