Helden von Morgen – Heldin von Gestern

Das Starmania der zweiten Generation ist nun vorbei. Siegerin ist die erst 17 jährige Cornelia Mooswalder. Sie setzte sich mit ihrer Balladenstimme klar im Finale gegen Traktorgangster Lukas Plöchl durch. Beide werden vermutlich die C-Prominenz in den nächsten Monaten bereichern, spätestens bis zur nächsten Staffel von Helden von Morgen.

Im Vorhinein wurde von vielen Lukas Plöchl favorisiert. Der verrückte Mühlviertler mit der Verbissenheit eines tollwütigen Rocky Balboas sorgte bereits im Vorfeld für viel medialen Wirbel. Seine Single „Oida taunz!“ und „Guuugarutz“ nahmen bereits Platz eins der Austria Top 40 Charts ein und verkaufen sich auf iTunes wie geschnitten Brot. Und „Brot“ ist auch das Stichwort für Lukas Erfolg.

Brot und Spiele – Lukas ist eben eine Rampensau und weiß mit seinem Auftreten zu unterhalten. Seine Texte, sinnfrei und in Mundart geschrieben, treffen den Nerv der Vorglühgeneration. Einfachste Unterhaltung a-la „Atzen“ und „Ballermann 6“ ist halt genau das richtige für die leicht debile Masse und trifft wohl den Zeitgeist.

Perlen für die Säue – dieser Spruch würde hingegen ganz gut auf Cornelia Mooswalders Gesang zutreffen. Mit ihrer gut ausgebildeten Stimme hat sie natürlich stimmlich am meisten überzeugen können. Leider war es das aber auch schon. Mit halbseichten Balladen wird man wohl niemanden mehr hinter dem Ofen hervorlocken können. Sorry, aber es wird auch wieder  nur für ein halbes Jahr Berieselung im Ö3-Wecker reichen, und dann werden wir den Song und die Sängerin auch schon wieder vergessen haben.

Und wer hat Schuld an dem baldigen Untergang dieser Künstler? Vielleicht mag es als zu einfach erscheinen hier auf Sony und den ORF loszugehen, ein Körnchen Wahrheit steckt jedoch sicher dahinter. ORF und Sony haben hier eine einfache Medienkooperation aufgezogen um schnell mal wieder an Kohle ranzukommen. Sony liefert Know-How, Personal und Equipment und der ORF bietet hierfür eine Plattform im Hauptabendprogramm fürs junge Massenpublikum. Eine einfache Rechnung die für beide relativ sicher aufgeht. Die Nachwuchskünstler freuen sich natürlich, hier eine große Plattform gefunden zu haben, bei der sie sich präsentieren können.

Solange die Kameras laufen funktioniert dies für die Künstler ja auch ganz gut. Lukas Plöchl veröffentlicht fast wöchentlich einen neuen selbst geschriebenen Song und nützt seine Ressourcen perfekt. Nicht zu siegen könnte vielleicht die beste Situation für ihn gewesen sein. Wer weiß schon wie der Knebelvertrag von Sony für den Sieger aussieht.

Lukas kann den Hype um ihn sicherlich gut aussnützen wird aber wahrscheinlich über kurz oder lang ohne großes öffentliches Interesse wieder hinter dem Traktor verschwinden hinter dem er hervorgekrochen kam. In dieser Zeit wird Cornelia von Sonys PR-Maschinerie gepusht werden, solange die Mediaplansitzungen am Ende des Quartals ein Wachstum prophezeien. Bleibt dieser nach einem halben Jahr einmal aus, wird der Künstler fallen gelassen, und kein weiteres Geld mehr in die Hand genommen um diese Künstlerin ernsthaft zu fördern. Immerhin steht dann ja auch schon die nächste Staffel von Helden von Morgen in den Startlöchern. Dann können Sony und der ORF wie die Heuschrecken weiterziehen und die nächste Generation von jungen Künstlern verheizen.

Aber keine Sorge, liebes begeisterungsfähiges Publikum des schlechten Musikgeschmacks, im Juni ist ja schon der Eurovision Song Contest. Da wartet vielleicht ja auch schon das nächste One-Hit-Wonder auf uns.

Foto: Robert Kohlhuber

Aging Hardcore-Punk-Fan regrets not stretching before show