Crossing Europe Kritik: „Wolfsbergen“

Der Tod einer nahestehenden Person ist eine emotionale Sache. Noch komplizierter wird es allerdings, wenn einen diese Person Wochen zuvor per Briefform von den eigenen Suizidplänen informiert. Konraad, 83 Jahre alt, beschließt sich am Todestag seiner geliebten Frau Lara das Leben zu nehmen indem er sich zu Tode hungert.

Die Geschichte erschließt sich für den Zuschauer jedoch nicht über ihn, sondern über all jene, die seinen Brief erhalten.

Zwei seiner Töchter weigern sich die momentane Situation zu akzeptieren und Leben ihr Leben so gut es geht weiter. Die dritte, erhält keinen Brief und fühlt sich dadurch, erneut, als schwarzes Schaf der Familie. Erwachsene Personen scheinen langsam daran zu zerbrechen während Haas, Konraads ca. 10-jährige Urenkelein, sich darum bemüht, die Situation zu entspannen. Mütterlich versucht sie ihre kleine Schwester abzulenken, tröstet Vater und Mutter, stellt sich dem Gespräch mit ihrem Sterbenden Urgroßvater und stellt ihr eigenes Wohl hinter dass der Anderen. Auch wenn es ihr an Worten fehlt, zeigen ihre Taten große Wirkung. Im Gegensatz zu den anderen Charakteren die ihre Trauer durch Arbeit, Beziehungen oder soziale Abschottung kompensieren.

Wolfsbergen ist ein Film, für den man sich Zeit nehmen muss. Die Geschichte wird nur zu einem Bruchteil über Dialoge erzählt, es wird verstärkt mit Stimme, Mimik und einfachen,aber wirkungsvollen Gesten gearbeitet. Der Zuschauer folgt den einzelnen Protagonisten in ihren schwachen und starken Momenten.

Im Gespräch mit der Regisseurin Nanouk Leopold wurde klar, dass besonders das Ende polarisiert. Die einen interpretieren es positiv und schmunzeln über den herrlichen Funken Menschlichkeit darin, die Anderen werden von der bedrückenden Grundstimmung erfasst und wundern sich, ob bestimmte Verhaltensweisen so auch in der Realität funktionieren würden. Ich empfehle sich den Film selbst anzusehen und sich seine eigene Meinung zu bilden.

Die Bewertung der subtext.at-Redaktion: