Crossing Europe Kritik: Yes, we are
„In Polen gibt es keine Lesben“ spricht ein junger polnischer Bursche in die Kamera. „Yes, we are“ zeigt das Gegenteil und erzählt von dem Kampf lesbischer Frauen um Gleichberechtigung und Toleranz in einer homophoben Umgebung.
Polen galt selbst während des Kommunismus als sehr christliches Land. Die Nation fühlte eine starke Verbindung zu dem früheren Papst Johannes Paul II, der sich öffentlich gegen Homosexualität aussprach. An seinem Todestag war eine ganze Nation gelähmt. Fernsehsendungen wurden komplett durch Berichterstattung der Beisetzung ersetzt, Geschäfte geschlossen und sogar Websites waren kurzzeitig nicht aufrufbar – man fand bloß einen schwarzen Bildschirm vor.
In einer Nation, die stark auf Tradition und christliche Werte setzt, hat so etwas wie Homosexualität nichts verloren und schon gar keinen Platz. Ein allgemeines Bewusstsein gibt es kaum dafür und wenn, dann existiert ein Bild, dass sich jenseits von Gut und Böse befindet. So teilt eine Passantin mit, dass Homosexuelle bloß Kinder adoptieren würden um ihnen die Organe zu entnehmen und sie als Sklaven zu halten. Die ältere Dame macht dabei einen erschreckend ernsten Eindruck.
Obwohl es eine homosexuelle Bewegung gibt, so konzentriert sie sich doch hauptsächlich auf homosexuelle Männer. Lesbische Frauen scheinen selbst in einer Randgruppe um Aufmerksamkeit kämpfen zu müssen. Radio-Journalistin Anna Luszuk ist eine der wenigen Frauen des öffentlichen Lebens, die sich zu ihrer Sexualität bekannte. Viele lesbische Frauen haben Angst vor diesem Schritt. Sie haben Angst vor sozialer Ächtung und entschließen sich in traditionellen Partnerschaften zu leben, an der jedoch viele einem inneren Tod zugrunde gehen, wie es eine der Protagonistinnen des Film beschrieb.
Magda Wystub, die in Berlin aufgewachsene Dokumentarfilmerin mit polnischen Wurzeln, spricht dabei mit einigen polnischen Aktivistinnen und zeichnet dabei ein erschütterndes Bild. Dabei geht es nicht nur um die Gleichberechtigung innerhalb der Gesellschaft, sondern auch innerhalb von homosexuellen und feministischen Bewegungen im Allgemeinen um den Kampf für Anerkennung und einen Platz für alternative Lebensformen.
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