Noah and the Whale: „Es ist uns am wichtigsten, den Menschen eine großartige Nacht zu bereiten“

Kurz nach ihrem Auftritt am Linzfest trafen wir uns mit Urby Whale von „Noah and the Whale“ auf ein Interview, um über sein Lieblingszeitalter, die Quelle der Inspiration für die Band und ihren Umgang mit der Liveperformance von sentimentalen Songs zu reden.

subtext.at: Seid ihr das erste Mal in Österreich?
Urby Whale: Ja, wir sind das erste Mal hier für ein öffentliches Konzert. Wir haben zuerst im Vereinigten Königreich und Umgebung Fuß gefasst und sind gerade dabei unseren Radius, in dem wir spielen, zu erweitern.

subtext.at: Viele eurer Musikvideos sind im Stil des letzten Jahrhunderts gehalten. In welcher Zeit würdest du am liebsten leben?
Urby Whale: Wenn ich in einer anderen Zeit leben müsste, würde ich gerne in den dunklen Zeiten oder der Eisenzeit leben. Mit Schwertern und Zauberern. Oder in Zeiten Robin Hoods oder ein wenig später. Vielleicht doch lieber in Zeiten der Wikinger. Ich wäre gerne ein Wikinger, da könnte ich ein Haufen warme Sachen tragen und mit meinen Freund_innen rund um das Lagerfeuer Fleisch essen. Ja, das ist mein Platz – also doch die dunklen Zeiten. Ich habe kurz über die Eisenzeit nachgedacht, aber ich würde es doch am schönsten finden, in einer simplen Zeit zu leben.

subtext.at: In Österreich wird euer Lied „5 Years Time“ von einem Mobilfunkanbieter als deren Hintergrundmusik bei diversen Radio- und TV-Spots verwendet. Was haltet ihr davon, wenn eure Songs so in Verbindung mit einer Firma gebracht werden?
Urby Whale: Was wirklich? Das hab ich gar nicht gewusst. Leider ist das etwas, über das wir nicht wirklich viel Kontrolle haben. Die Firmen können unsere Musik ohne unseren Wissens für so etwas verwenden. Wir schreiben unsere Musik nicht für diesen Zweck und uns gefällt es auch nicht, wenn diese dafür verwendet wird, aber es passiert leider. Wir machen unsere Aufnahmen für Alben und um diese Live spielen zu können. Es gefällt uns auch wenn sie in Filmen verwendet wird da sich unserer Ansicht nach diese zwei Arten von Medien perfekt kombinieren lassen. Nur leider haben wir letztendlich wirklich nicht viel Kontrolle darüber, wo unsere Musik verwendet wird.

subtext.at: Noah and the Whale fällt immer wieder durch ihre Texte auf. Wie entstehen diese?
Urby Whale: Charlie Fink (Sänger und Gitarrist, anm.), der die Lyrics schreibt, liest sehr viele Bücher verschiedenster Autoren wie zB Charles Bukowski und lässt sich von deren Texten beeinflussen. Diese Autor_innen schreiben in der dritten Person und sind aus gutem Grunde großartig. Man kann sich in ihren Werken buchstäblich verlieren. Schlussendlich ist es ein Zusammensetzen von Teilchen und Inspirationen.

subtext.at: Wie man hört seid ihr ja alle große Filmfans. Tragen diese auch maßgeblich zu euren Texten bei?
Urby Whale: Ja absolut. Und es wiederum das Umfeld, in dem unsere Musik wieder zum Einsatz kommen kann. In einem Film kann ein Song brilliant eingesetzt werden und umgekehrt.

subtext.at: Trotz der besonderheit eurer Texte können sich viele Mensch mit diesen identifizieren…
Urby Whale: Wir schreiben unsere Lieder über alltägliche Dinge. Das zweite Alben hat sehr viel mit dem Gefühl verloren zu sein und gebrochenen Herzen zu tun, wobei das erste Album das Thema Tod sehr ausführlich behandelt. Im neuen konzentrieren wir uns auf die Freiheit, die Möglichkeiten die einem offen stehen und die Begeisterung, die einem weiterhelfen kann. All das sind im Grunde alltägliche Dinge und ich denke, dass viele großartige Songwriter sehr viel Persönliches in ihre Lieder einfließen lassen und wenn man etwas sehr persönliches schreibt, können verschiedenste Menschen das verschieden interpretieren. Das ist für mich das Zeichen eines großartigen Songwriters – wir können uns glücklich schätzen, Charlie Fink zu haben.

subtext.at: Wie bereits angesprochen bewegen sich eure Albem in jeweils ganz verschiedenen Themenbereichen und Stimmungen. Baut ihr eure Alben als Konzeptalben auf und einigt euch vorher auf ein Thema?
Urby Whale: Charlie schreibt ein Album und dann setzen wir uns zusammen. Wir erstellen keinen Songpool, aus dem wir dann die Rosinen herauspicken. Wir versuchen es als ein Ganzes mit wiederauftauchenden Themen und Melodien zu schreiben. Alles zusammen ist so viel großartiger als einzelne Teile – die Lieder haben einen viel größeren Einfluss aufeinander.

subtext.at: Eure teilweise sehr sentimentalen Lieder stehen oft im Kontrast zu eurer Stimmung auf der Bühne – wie ist es da für euch diese Lieder zu spielen?
Urby Whale: Sie sind sehr emotioneal und wir würden unseren Job nicht richtig machen, wenn sie es nicht so wären. Natürlich ist es oft schwer, aber mitlerweile fällt es uns leichter, da die Lieder mit der Zeit neue Bedeutungen für uns erhalten haben – was auch sehr nett ist. Wir versuchen unsere Setlist immer so zu gestalten, dass sie in den Raum passt in dem wir spielen – so haben wir heute zB sehr wenig vom zweiten Album gespielt.

subtext.at: Ich habe heute auch schon Ezra Furman auf dieses Thema angesprochen (siehe Interview mit Ezra Furman) – gibt es einen Konflikt zwischen den Harpunen und den Walen?
Urby Whale: Nein, ich denke nicht. Ihr Vorhaben mit uns ist ein sehr netter Gedanke.

subtext.at: Werden wir euch bald wieder hier in der Gegend sehen?
Urby Whale: Definitiv! Die Orte an denen wir spielen verändern sich ständig, so waren wir zum Beispiel vor kurzen auf einer Amerikatour. Aber wir kommen sicher bald wieder zurück. Das Linzfest heute hat und sehr gefallen. Es ist immer wieder schön, wo hin zu kommen, wo man noch nie war und dann diese Reaktion aus dem Publikum zu erhalten. Nette Menschen, wunderschönder Ort – es hat uns wirlich Spaß gemacht hier zu spielen.

subtext.at: Obwohl ihr nicht Headliner wart?
Urby Whale: Wir spielen überall gerne! Wir haben schon in den kleinsten Sälen und auf den größten Bühnen gespielt – das ist uns egal. Es ist uns am wichtigsten, den Menschen eine großartige Nacht zu bereiten. Wenn du irgendwo das erste Mal spielst musst du klein anfangen.

subtext.at: Danke für das Interview und wir hoffen euch bald wieder zu sehen!
Urby Whale: Danke, bis bald! Cheers!

Links und Webtipps:

Fotos: Christoph Thorwartl