Anständig Essen
Foto: Farhad Ibrahimzade

Anständig Essen

Ein Selbstversuch. Schon zum zweiten Mal hält Karen Duve eigene Erfahrungen in einem Buch fest. Nur hat sie sie dieses Mal extra dafür gemacht. Ein Erfolgsrezept?

Es begann mit einer Grillhähnchenpfanne für 2,99 und einer engagierten Mitbewohnerin. Ein kräftiger Schlag ins Gewissen, und fortan macht sich Karen Gedanken über das, was sie jeden Tag auf dem Teller hat. Das führt dann auch schnell zu einer Umstellung der Ernährungsgewohnheiten. Für je zwei Monate will sie Bio, Vegetarisch, Vegan und Frutarisch einmal ausprobieren – und ein Buch darüber schreiben.

Nur gehört spätestens ab dem Veganismus wesentlich mehr dazu als nur die Ernährung. Karen nimmt sich auch die jeweiligen Lebenseinstellungen vor, recherchiert, spricht mit VertreterInnen und Experten und hilft auch selbst bei Tierbefreiungsaktionen mit. Ständig kämpft sie mit sich selbst, sucht neue Wege, um so leben zu können wie vorher. Aber die Welt ist hart und ungerecht. Tiere werden ausdgebeutet, der Profit maximiert, und alle tun so, als wäre nichts falsch daran. Karen klappert Bioläden ab, durchsucht Supermärkte nach ethisch korrekten Lebensmitteln, fragt beim Bäcker nach, ob er seine Bleche mit Butter eingefettet hat.

Die Nahrungsbeschaffung wird so um Einiges schwieriger, das ist schnell klar. Zumindest am Anfang. Grillfeste sind nicht mehr dasselbe, Familienessen ein Grauen (und bekommen auf einmal eine neue Bedeutung, wenn ganze Tierfamilien verspeist werden). Und was ist mit den Haustieren? Fühlen sich Pferde ausgenutzt, wenn wir auf ihnen reiten? Dürfen wir den selbst befreiten Hühnern ein paar Eier wegnehmen?  Karen Duve macht es sich nicht leicht, sie will alles richtig machen. Am Ende des Experiments zieht sie ein Resümee und trifft eine Entscheidung, die auch ihr weiteres Leben verändern wird.

Fazit

Kein Sachbuch hat Karen Duve verfasst, sondern einen Roman, der voll am Puls der Zeit liegt. Lebendig und oft sehr persönlich beschreibt sie ihre Erfahrungen, bis ins kleinste grausige Detail, auf das sie bei ihren Recherchen gestoßen ist. Dennoch verliert sie nur selten ihren trockenen Humor, für den sie schon mit „Taxi“ berühmt wurde. „Anständig Essen“ ist ein Buch, das man auch einmal weglegen kann, meistens aber nicht will, manchmal weglegen muss. Keine leichte Kost, aber gute.
Apropos Kost – wer mit dem Buch sonst nichts anzufangen weiß, kann es noch immer essen. Papier ist nämlich mit etwas Glück rein pflanzlich und enthält viele Ballaststoffe…


Anständig essen

Anständig Essen – Ein Selbstversuch

von Karen Duve
erschienen bei Galiani Berlin
335 Seiten, Hardcover, ISBN 978-3869710280

© Alle Rechte der Autorin vorbehalten