CLARE MAGUIRE: Black swan

Clare Maguire, die neu gepriesene Kate Bush des Pop, weiß ihre Eigenheiten zu pflegen und sich in Szene zu setzen. Nichtsdestotrotz dürfte sie es momentan nicht leicht haben. Einerseits ist Bush gerade selber wieder aktiv und auf die Bildfläche zurückgekehrt, andererseits buhlen derzeit so viele Sängerinnen um die Gunst des Mainstream-Publikums wie selten zuvor.

Katy Perry, Lady GaGa, Rihanna, Jessie J, Natalie Kills und wie sie alle heißen mögen – bleibt da noch Platz für diesen Avantgarde-Pop-Entwurf? Einiges macht die junge Britin richtig, obwohl das Album manchmal trotzdem so wirkt, als wäre es mit einer Schablone entstanden. Clare, was willst du denn nun? Dich in konventionellen Bahnen bewegen oder doch aus ihnen ausbrechen? Es fühlt sich so an, als könnte Maguire nicht ohne Wunsch nach Vielschichtigkeit Leben – trotzdem muss alles schön eingängig sein. Der Glamour darf auch nicht fehlen.

Pop, Anspruch und Ambition – drei Dinge, von denen man das Gefühl hat, sie gehen heutzutage immer weniger gut zusammen. Nachtschwarze Geschichten will die unterkühlte Diva mit tiefer Stimme einem näherbringen, die sich am Ende doch nur um die Liebe drehen. Es geht um Angelegenheiten des Herzens. Um Beziehungen und neu entflammte Freiheitsgefühle („Freedom“). Musikalisch sind es die 80er, die hier Verwendung finden. Im Intro „Are You Ready?“ sind es die Eurythmics, die aufscheinen. Stimmlich ist Annie Lennox auch nicht so weit entfernt.

Glattflächige Synthiesounds finden in Songs wie „The Last Dance“ Verwendung. Die Single „Ain’t Nobody“ ist ein kraftvoll künstlerischer Schöpfungsakt, von dem es nicht allzu viele gibt. Songs wie „I Surrender“, „Sweet Lie“ oder „You’re Electric“ sind belanglos. Da helfen auch die vielen Streicher nicht viel. Nicht alles auf diesem Debüt ist so stimmig geraten wie beispielsweise die Single „Shield And Sword“.

„Light After Dark“ vereint eben Licht und Schatten – passender hätte der Titel nicht sein können. Ein samtig glänzendes, aus raffinierten Melodien zusammengesetztes Album, dass einen etwas gespalten zurücklässt. Man genießt zwar die Gegenwart von Clare Maguire, doch innere Jubelstürme bleiben dennoch aus. Sie kann es sicher noch besser. Der Wunsch nach Perfektion ist eine feine Sache – nur ohne Gefühl nicht ganz so viel wert.

Facts:
Clare Maguire – Light After Dark
Gesamtspielzeit: ca. 45 Minuten
Polydor (Universal)

Links & Webtips:
claremaguire.com
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twitter.com/claremaguire

Foto:
Universal Music

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