meshed#3 Social Media Conference
Bei der meshed#3 in Linz gehts heute um Visual Talking. Dies klingt fürs erste ja höchst philosophisch, lässt aber auf spannende Beiträge hoffen. Vor Ort traf man neben den üblichen Social-Media-Verdächtigen auch interessierte Firmen und einzelnen Journalisten. Wir berichten den ganzen Tag live.
Das gemeinsame Frühstück bei der Ankunft in der voestalpine Stahlwelt lässt schon mal auf einen großartigen Tag hoffen. Um geistig fit zu sein wurde reichlich Kaffee und Gebäck offeriert. Manche wollten sich gleich gar nicht von den Tassen losreißen so dass der erste Keynote Speaker erst mit etwas Verspätung beginnen konnte.
Starker Anfang
Zum Auftakt bietet Christian Blümelhuber einen Vortrag, der auch auf einer Kabarettbühne funktionieren würde. Das Drei mal Drei des Marketing begann mit Vater, Sohn und heiligem Geist und endete mit Vergleichen wie Porno, Schlagermusikern und Kreuzfahrten. Diese Sprache lässt starke Bilder im Kopf entstehen, die helfen seine durchaus neuen Ideen zu tranportieren. Das Publikum wird mehrfach gefordert aufzuzeigen oder Fragen zu beantworten. Auf Twitter überschlagen sich die Jubelmeldungen über die kurzen knackigen Bonmots des Deutschen. Beispiel gefällig? „Handlung interessiert keine Sau, Marketing funktioniert wie ein Porno – eine Nummer nach der anderen!“. Die Präsentations-Folien von Christian Blümelhuber gibts hier als PDF (1.3MB).
Danach kommt mit Dan Zarrella eine Social Media Wissenschafter aufs Podium, der übliche Botschaften und Social Media Mantras mit statistischen Methoden überprüft und teils bestätigt, teils wiederlegt hat. Das man auf Twitter weniger über sich selbst sprechen sollte und auch dauernde Beschwerden die Follower eher abschrecken sind noch die simpelsten Thesen die fundiert bewiesen wurden. Fast schon überraschend scheint die Erkenntnis zu sein, das man seine Leser durchaus auch direkt zu Handlungen auffordern sollte. Also like diesen Artikel und Retweete ihn, bitte!
Die Marketing und PR-Strategen Alter Schule mühen sich dann beim ersten Diskussions-Panel an dieser absoluten Messbarkeit merklich ab. Neues scheint ihnen dazu nicht wirklich einzufallen, und auch die Fragen der Moderatorin werden nicht wirklich verstanden. Diese Performance der PR-Branche könnte man als symptomatisch für den Umgang vieler Agenturen mit Web 2.0 sehen. Damit gehts ab in die Pause
Nun wirds wirklich visuell
Nach einem gemütlichen Mittagessen verzauberte uns Suma Mandagiri von brandpilgrim.com mit ihren Ideen von Visual Thinking. In einer wundbar händisch visualisierten Präsentation brach sie eine Lanze für Bilder, Zeichnungen, Farben und Formen als multinationale weltweit verständliche Sprache. Das die Zeichnungen mancher Leute noch unverständlicher sind als ihrer verbalen Erklärungen wurde nicht erwähnt. Und das Thema Copyright, CC-Lizenzen und Google Bildersuche wurde in dem Kontext leider garnicht erwähnt. Meiner Meinung nach fast unerlässlich um diese wunderbare Idee anzuwenden. Die Präsentation findet ihr hier.
Die Tücken der neuen Technik und der alten Optik
Der Vortrag von Bruno Uzzan über Augmented Reality sollte lieber gänzlich verschwiegen werden. Nach anfänglichen technischen Problemen durch ein Macbook mit Windows auf französisch, das kurzzeitig das gesamte Netzwerk lahmlegte, wurde das Publikum durch ein Powerpoint-Präsentation im schlimmsten 90er-Jahre-Stil herausgefordert. Ein harter Bruch und gerade beim Thema Visual Talking ein absolutes No-Go. Selbst die netten Augmented Reality- Anwendungsbeispiele konnten dann nur mehr bedingt begeistern.
Wie stehts mit der Jugend?
Abseites der Keynotes und Panels haben wir fünf Linzer TwitterInnen vor die Kamera gebeten, um uns ein paar Tips zu geben. Worauf sollten Kinder und Jugendliche beim Umgang mit Facebook, Twitter und Co. besonders achten. Was uns @tschoerda von Netural, @lugiwan von den Social Media Guides, @andreame von der Katholischen Aktion, @severinmayr von den Linzer Grünen und @social_comm von der voestalpine erzählen gilt übrigens auch für alle Erwachsenen, die sich dem Thema Social Media zum ersten mal nähern.
Video makes the Online-Star
Achim Beißwenger sprach danach über Videos im Web. Unter dem Titel „Youtube und seine Kinder“ präsentierte er erst viele Zahl und Daten. Das pro Minute 35 Stunden bewegtes Bildmaterial auf youtube landen und nur 0,33% der Videos viral funktionieren und mehr als eine Million Views bekommen.. alles nichts neues. Aber immerhin fundiert recherchiert und gut kompakt zusammengefasst. Die „best practice“-Beispiele zeigten bekannte und neue Kampagnen. Am Ende bricht Beißwenger seinen Beitrag auf wenige Learnings herunter. Die Idee ist das wichtigste, Musik, Multimedialität und Interaktivität gehören unbedingt dazu, und reine Werbung wird nicht mehr so leicht bei den Usern ankommen wie im TV. Marken müssen Medienmarken werden und Mehrwert bieten. Das Zauberwort ist branded entertainment. Den Beitrag von Gabriel Aldamiz-echevarria hab ich persönlich dann einfach nicht mehr verarbeiten können. Eine Kaffeepause war dringend notwendig. Der spanische Entepreneur sprach über seine Streetmode-Community www.chicisimo.com. Junge Mädchen und Frauen bloggen über ihre individuelles Styling – klingt nach den 15 minutes of fame for everyone.
Nun gehts ans Eingemacht, Ja, natürlich!
Beim zweiten Panel zum Thema „Brand Credibility im Social Web“ geht’s nun endlich zur Sache. Renate Gruber erzählt von ihrem CupCakes-Shop in Wien, in dem sie beweist das ein reines Offline-Produkt, das nur lokal verfügbar ist, in einer Nische mit Hilfe von Facebook extrem erfolgreich werden kann. Die Bio-Marke Ja! Natürlich hat sich die Bloggerin Ulli Cecerle-Uitz ins Boot geholt und lässt sie durchaus eigenständig nach Lust und Laune die Social Media Kanäle bedienen. Hier ist Authentizität das wichtigste. Bestätigt wird dies auch vom Kultur- und Medienwissenschafter Ramón Reichert. Der Erfahrungsaustausch steht bei dem Panel im Vordergund, leider sind die meisten Besucher schon gegangen. Denn hier wird Praxiswissen vermittelt und Fehlerquellen aufgezeigt. Doch anscheinend sollte jeder mal seinen eigenen Shitstorm bewältigt haben um daraus selbst zu lernen.
Nun geht’s ab zum finalen gettogether – Mahlzeit!
Videos der Vorträge gibts bald auf theangryteddy.com und unter meshed-conference.com.
Fotos: a_kep
Video: theangryteddy