Bauchklang: „Die Leute zum Tanzen zu bringen war schon immer unser Ziel“

Wieder einmal haben wir Bauchklang vor das Mikrofon gebeten, um mit ihnen über ihren Werdegang, wie sie ihre Musik tanzbar machen, ihre EP und was der einzige Grund für ein schlechtes Konzert sein kann, geredet.

subtext.at: Euch hat es heute zum ersten Mal in das röda in Steyr verschlagen. Wie gefällt euch die Stadt und die Location?
Bauchklang: Irrsinnig gemütlich ist es da. ich kommen gerade vom Schlafraum. Dort gibt es wunderbare Stockbetten und es ist sehr angenehm zum chillen – dadurch sind wir jetzt voller Energie. Essen ist auch gut – alles perfekt. Alles in allem sehr gemütlich. Die Technik ist auch sehr gut, was bei einer Location dieser Größe nicht selbstverständlich ist.

subtext.at: Bauchklang gibt es ja mittlerweile einige Jahre. Was habt ihr in dieser Zeit schon so gemeinsam erlebt?
Bauchklang: Es gibt uns ja schon seit 1995 – da hatten wir schon einige Zeit etwas miteinander zu erleben. Das Groovebreak in Wiesen 2002 war eines der Highlights, wo wir das erste Mal auf einer größeren Bühne gespielt haben. Eigentlich ist jedes Konzert für sich ein enormer Energieschub. Selten ist uns bis jetzt ein Konzert richtig in die Hosen gegangen. Seit Wiesen ist es kontinuierlich weitergegangen. Mittlerweile haben wir ganz Europa, vor allem Frankreich, und sogar schon Mumbai bespielt. Natürlich gab es auch Zeiten wo es nicht so gut gelaufen ist, wir weniger Auftritte hatten und es in der Band Umstellungen gab. Nach 15 Jahren ist es klar, dass es auch manchmal Höhen und Tiefen gibt und wir zeitweise auch wieder zu uns finden müssen.
Ein großes Highlight waren in den Jahren die Indienreisen, wo wir in Mumbai den „Blue Frog“ bespielten und zum ersten Mal wirklich in einem Kulturkreis waren, der uns völlig geflasht hat. Das war eine der größten Bestätigungen der letzten Jahre für uns, dass unsere Musik auch in einer Kultur funktioniert, in der es keine Beatboxtradition gibt.

subtext.at: Wo wir schon beim Beatbox sind: Man muss eigentlich sehr genau hinhören um zu merken, dass hier nur Stimmen am Werk sind. Wie habt ihr eure Stimme so perfektioniert?
Bauchklang: Das ist eine ewige Suche nach dem Sound. Wir existieren schon sehr lange und hatten immer wieder die Möglichkeit, uns weiterzuentwickeln und uns zu inspirieren. Nach neuen Wegen zu suchen mit der Stimme zu arbeiten – ein ewiger Prozess, der bis dato nicht endet. Mehr oder weniger kann man das als riesen Labor sehen, wo man immer wieder durch Zufall auf neue Sounds kommt. Jeder hat das Potential, seine eigenen Sounds zu kreieren, denn jede Stimme ist anders und liefert andere Möglichkeiten zum Ausdruck gebraucht zu werden. Das vermitteln wir auch immer wieder bei Workshops.

subtext.at: Also singt ihr nicht unter der Dusche, sondern beatboxt?
Bauchklang: Naja wir singen ja auch sehr wohl. Der Beatbox ist ja nur ein Element von fünf. Das Beatboxen ist ein Ding für sich, das hauptsächlich über Lippe und Atmung funktioniert. Es steht ja auch die Stimme bei uns stark im Vordergrund. – Wir singen also unter der Dusche, sowohl wir auch beatboxen.

subtext.at: Wenn man die Entwicklung eurer Musik der letzten Jahre beobachtet, merkt man eine starke Tendenz zur elektronischen Musik. Habt ihr so versucht eure Musik partytauglicher zu machen?
Bauchklang:
Schon 2002 bei unserem ersten Auftritt im Flex ist Elektronik in unsere Musik mit eingeflossen. Vor fünf Jahren ist es dann mehr in Richtung Elektro gegangen. Jetzt machen wir wieder das Fenster auf und versuchen neue Mischungen zu kreieren. Das ganze wird viel beeinflusst durch Sachen, die wir horchen und da kommt viel aus der Elektronik. Das ist halt schon die Musik die sehr tanzbar ist. Die Leute zum Tanzen zu bringen war natürlich schon immer ein Ziel von uns – und das haben wir mittlerweile ganz gut drauf.

subtext.at: Ihr habt gerade eure neue EP „Le Mans“ veröffentlicht. Laut eurer Homepage hat euch ein Soundcheck auf einem Festival im gleichnamigen Ort in Frankreich dazu inspiriert. Was ist dort passiert?
Bauchklang: Wir haben das beim Soundcheck dort aufgezeichnet und nachher ins Studio mitgenommen, weil wir die Idee sehr gut fanden. Dort haben wir das ganze dann mehrmals arrangiert, wieder liegen gelassen und wieder arrangiert und schlussendlich den Titelsond für unsere neue EP daraus gemacht. Die zwei weiteren Stücke haben wir im letzten Jahr noch dazukreiert und sind damit weiter in die elektronische, minimale Richtung gegangen. Immer mit dem Versuch wie weit man gehen kann, während man nur sechs Spuren verwendet und so auf den normalen Produktionsweg mit sehr viel Overdubs und Multitracks zu verzichten. Dabei sind sehr spannende Stücke herausgekommen.

subtext.at: Euch gibt es ja sowohl auf großen Festivals und auf der kleine Bühne zu sehen. Was reizt euch mehr?
Bauchklang: Der Reiz am Kleinen ist der, dass das Ganze direkter ist. Die Leute sind überschaubar und du kannst fast jedem in die Augen schauen. Bei einem Festival ist das natürlich nicht so. Da ist es dann eher die Masse und die hat natürlich auch ihren Reiz. Beides hat etwas für sich und die Mischung macht es aus. Die ganze Umgebung in einem kleinen Club ist halt auch eine ganz andere. Du lernst die ganze Struktur besser kennen, bist nicht in einem Container und lernst vom Koch bis zur Tontechnikerin alle kennen. Du wirst gut behandelt, bekommst gutes Essen und merkst, dass du als Band nicht massenabgefertigt wirst. Auf einem Festival bist du oft nur einer Nummer, die zu einer gewissen Uhrzeit drankommt und lernst den Veranstalter meistens nicht einmal kennen, außer er ist prinzipiell interessiert.

subtext.at: Was war das schlimmste Konzert für euch?
Bauchklang: Als wir vor kurzem eine komplett miserable Tonanlage vor die Nase gestellt bekommen haben. Da konnten wir einfach nicht bieten was wir wollten. Wir wollten gut sein, aber hatten einfach nicht die Möglichkeit, weil der Sound so schlecht war. Aber anscheinend ist es trotzdem gut angekommen bei den Leuten. Aber zwischen „schlechtes Konzert für die Band“ und „schlechtes Konzert für das Publikum“ ist oft ein Unterschied. Bei diesem Konzert war alles drinnen, das wir uns nicht gewünscht haben. Einer von uns hat sogar als Feedback eine Flasche auf den Kopf bekommen und von dem 35.000 Besuchern haben es vielleicht 5.000 gescheit gehört. Der nächste Tag hat das dann aber an einer anderen Location wieder ausgeglichen.
Von uns aus schlimme Gigs gibt es nicht wirklich – außer sie finden nicht statt.

subtext.at: Also ist es für euch das schlimmste, wenn ein Gig aus bestimmten Gründen abgesagt werden muss?
Bauchklang: Richtig! Das hatten wir vor kurzem zu ersten Mal in dieser Form. Wir sind hingekommen und es war nichts da was technischer Standard ist. Wir haben fünf Mikrofone und brauchen dementsprechend auch fünf Monitorboxen und die Beleuchtung bestand aus drei Lämpchen, die von der Bühne gehangen sind. Das war sehr respektlos. Wir haben relativ wenige Grundbedürfnisse und wenn die nicht gegeben musst und dann wieder fahren musst, weil die einfach nicht spielen kannst, aber weißt, dass die Leute kommen, dann ist es wirklich schirch. Und im Endeffekt fällt es dann trotzdem auf uns zurück und wir sind die, die zum Handkuss kommen.

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Fotos von Jakob Fuchsbauer