Nachbericht: INCUBUS @ Planet.tt Gasometer Wien

„Music makes the people come together“ sang einst die alternde Königin des Pop. Eine wahrhaftige Weisheit, die sich nicht leugnen lässt. Nach langer Abstinenz auf den hiesigen Bühnen waren Incubus am gestrigen Abend endlich wieder live in Österreich zu sehen. Seit Wochen war das „subtext“-Konzert im Planet.tt im Wiener Gasometer ausverkauft. Es scheint so, als hätten die Fans sehnsüchtig auf die Rückkehr der Kalifornier gewartet – wir mit eingeschlossen.

Zuerst betreten fiN die Bühne, eine mehrköpfige Postrock/Alternative-Band aus UK, die wohlgefällig vom Publikum aufgenommen wird. Teils eingängig, teils mit metallischem Anstrich gibt die Gruppe alles. Auf subtext.at wird es schon bald mehr von diesen Newcomern zu lesen geben.

Nachdem fiN ihr Programm beenden, wird es andächtig und spannend. Die Umbaupause wirkt wie eine Ewigkeit. Alles dann das Licht endlich ausgeht, gibt es kein Halten mehr. Um kurz nach 21 Uhr steigt der Pegel hörbar an.

Mit ihrem heuer veröffentlichten Album „If Not Now, When?“ haben Incubus zuletzt Musik veröffentlicht, die immer weniger den gängigen, modernen Rock-Gesetzen folgt. Die Stücke der neuen Platte wecken auch live die Neugier der Besucher. Doch zuerst gibt es einen alten Bekannten: „Megalomaniac“. Die Frage, die sich mir stellt: Gibt es einen besseren Song, um ein Konzert zu beginnen? Nein, gibt es nicht. „Megalomaniac“ dreht und schraubt sich in beängstigende Höhen, bis es sich entlädt. Die Halle tobt. Danach kommen noch mehr Hits und Ohrwürmer. Entsprechend wird das Material stark bejubelt. „Wish You Were Here“, „Drive“, „Pardon Me“, „Nice To Know You“, „Anna Molly“, „Adolescents“ – die Songs werden mitgesungen wie von einem Fußballchor. Das Publikum treibt es wie eine unruhige See hin und her. Bei „Dig“ gehen die Melodiebögen auf wie tausend Sonnen. Mike Einzigers Gitarrenspiel strahlt an diesem Abend warme Klänge aus.

Incubus zelebrieren die Kunst der subtilen Zurückhaltung und trotzdem treffen sie das Publikum fokussiert. Es ist nicht die Band, die angehimmelt werden möchte. Incubus lassen ihre Songs sprechen, nehmen sich selber aber ein Stück weit zurück. Die Atmosphäre, die dabei entsteht, ist einmalig. Weltfrieden, anyone? Die Band versprüht viel Spielfreude und Brandon Boyd wirkt trotz Erkältung fit. Er lacht, hüpft, verrenkt sich und ist Mittendrin im Geschehen. Zwischen den Songs wird fleißig an einem heißen Becher genippt.

Wenn die Songs den Raum füllen, werden die Bandmitglieder zu Gefäßen und die Menschen zu (Zeit)Zeugen. Es ist ein Abend, an dem vergangene Erinnerung von Konzerten mit der Gegenwart ver,- und abgeglichen werden müssen. Das beseelte „Tomorrow’s Food“ ist der spacige, softe Rausschmeißer. Aufhören, wenn es am schönsten ist. Grandios.

Sie sind zu einem Eckpfeiler ihres Genres geworden. Eine treue Fanbasis, Engagement und überzeugte Leidenschaft sind die Zeichen des Erfolges. Das Flaggschiff Incubus steuert fern aller gewöhnlicher Strömungen sicher auf den Horizont zu, der da Zukunft heißt.

Fotos:
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