OPETH: Musikalisch wertvoll

Zwischen den beiden Polen Metal und Prog ist noch viel Spielraum. Finden zumindest Opeth, die mit ihrer zehnten Platte genau zu dem Punkt zurückkehren, wo alles begann – zu ihren Wurzeln. Selbst das Cover ist ein Wink mit dem Zaunpfahl. Die schwedische Band hat ein Plätzchen gefunden, wo sie niemand stört – aber leider auch nicht unbedingt entdeckt wird.

Es gibt Alben, bei denen weiß man schon nach den ersten Klängen des ersten Songs, wie der Rest sich anhören wird. Harmonisch, filigran und versiert – aber auch ein bisschen langweilig auf Albumlänge. „Heritage“ ist sehr souverän, aber kein echter Hingucker. Sie kochen eben wieder nur ein kleines Süppchen. Sie wollen es bestimmt auch nicht anders.

Mit Sicherheit gibt es Bands, bei denen die musikalische Veränderung leichter zu verfolgen und nachzuvollziehen ist als bei den Schweden. „Heritage“ ist eine Platte für all jene, die begierig jede noch so kleine neue Rarität von Pink Floyd aufsaugen. Auch wenn Pink Floyd weder drinsteckt noch draufsteht. Auf „Heritage“ zeigt die Formation um Mikael Åkerfeldt, dass die Wörter elegant und spröde sich nicht auszuschließen brauchen. Gitarrenmusik, der zwar ein gewisser Anspruch zugrunde liegt, aber keinesfalls überfrachtet ist. Die aufgeräumte Struktur von „I Feel The Dark“ ist etwa eine richtige Wohltat.

Ein stimmungsvolles, meditatives Auf und Ab, mit viel Liebe zum Detail produziert von Steven Wilson (Porcupine Tree). Der Produktion gelingt es auch, ein Gefühl von Nähe und Intimität zu vermitteln. Genau hier liegt aber auch das Manko: Neuartige, bisher nicht wahrnehmbare Impulse gibt es nicht zu vernehmen. Auch das Songwriting pendelt zwischen öde und gelungen. Da kann der Überblick schon mal verloren gehen. Die einstige Schärfe dieser progressiven Metalband blitzt nur selten und vereinzelt auf.
Trotzdem: Wenn dieses Album vielleicht der große Wurf ist – gut ist es allemal.

Facts:
Opeth – Heritage
Gesamtspielt: ca. 57 Minuten
Warner Music (Roadrunner)

Links & Webtips:
opeth.com
facebook.com/Opeth
twitter.com/officialopeth

Foto: Warner Music

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