Yuck: „Es geht nicht nur um Skills“
Die Londoner Band „Yuck“ ist eine der aufstrebendsten Gruppen aus Großbritanniens Hauptstadt. subtext.at hat Daniel Blumberg zu einem (für den Interviewer) ungewöhnlichen Interview über Gitarren, Journalisten-Verhalten und ihre Vergangenheit getroffen.
subtext.at: Stell dir ch doch bitte kurz selbst vor….
Daniel: Also, ich heiße Daniel, komme aus London, spiele Musik in der Band „Yuck“, und ich mag es, auf Tour zu sein (lacht).
subtext.at: Der erste Satz, den ich finde, wenn ich online – sogar nach der Band – „Yuck“ suche, ist der Satz: „That is so gross“. Trifft dieser Ausdruck auch auf die Band „Yuck“ zu?
Daniel: Ich weiß es nicht, ehrlich gesagt. Nicht wirklich, glaube ich. „Gross“ ist nicht der Ausdruck, den ich hier verwenden würde.
subtext.at: Was würdest du dann stattdessen sagen?
Daniel: (wirkt leicht abwesend) Würde ich wozu sagen? Da fällt mir eigentlich nichts ein.
subtext.at: In der Konzertankündigung für heute Abend habe ich folgendes gelesen: „Die vier Jungs folgen 90er-Grunge-Bands wie Sonic Youth, Dinosaur Jr. Oder Pavement nach.“ Seid ihr der Beweis dafür, dass dieser 90er-Grunge wieder aktueller wird?
Daniel: Das weiß ich auch nicht, das kommt wohl eher daher, was in Interviews und Pressetexte hineininterpretiert wird.
subtext.at: Also nichts, wo du dich anschließen würdest?
Daniel: Nein, nicht wirklich. Das Wort „Grunge“ war sowieso immer mit Bands wie „Nirvana“ verbunden – das sind Bands, mit denen ich mich selbst nicht wirklich eng verbunden fühle. Bands wie „Pavement“ und „Dinosaur Jr.“ sind aber natürlich auch große Bands, und ich habe früher auch viele Songs von denen gehört?
subtext.at: Also passen diese Bands dann zu euren „Influences“ dazu?
Daniel: Die Leute bringen – so wie du gerade – diese Bands immer wieder ins Gespräch. Genauso wie viele andere Bands, die ich auch höre und schätze.
subtext.at: Das heißt, dass das etwas ist, was aus Interviews und Reviews von selbst entsteht?
Daniel: Kommt davon, dass man Musik aufnimmt, die dann der Öffentlichkeit zugänglich macht und dann begonnen wird, darüber zu schreiben. Die Leute machen dann ihre Verbindungen zu etablierten Bands, um etwas Abstraktes wie Musik zu beschreiben. Speziell Journalisten machen das.
subtext.at: Bleiben wir bei Musik – ich möchte dir gerne ein Zitat von Toph Taylor, einem Wiener Songwriter, der ursprünglich auch aus Großbritannien kommt, geben: „Ich kann es nicht leugnen, Pop-Musik zu machen.“ Ist Pop etwas, dass man wirklich „leugnen“ muss?
Daniel: Pop, Indie oder was auch immer – ich halte nicht viel von diesen Worten – sind doch auch nur Worte. Als Max und ich zusammengesessen sind, um Songs für „Yuck“ zu machen, sind wir aber auch nicht dagesessen und haben über Worte nachgedacht, die das jetzt am besten beschreiben würden. Wir hatten da kein „Spreadsheet“ von Ideen, nur die eigentlichen Songs. Diese Einordnungen interessieren mich auch nicht.
subtext.at: Zu eurer Vergangenheit – stimmt es, dass zwei von euch sich in der Wüste getroffen haben?
Daniel: Ja, stimmt, ich habe Johnny in der Wüste getroffen.
subtext.at: Ist die Wüste nicht der Ort der Welt, wo man als letztes erwarten würde, jemanden zu treffen, mit dem man später Musik macht?
Daniel: Das war ein totaler Zufall. Johnny kommt ursprünglich aus New Jersey, und wir haben uns dann in der Wüste in Israel kennen gelernt.
subtext.at: Also basiert Yuck doch zu einem guten Teil auf Zufall?
Daniel: Max und ich haben damals schon Musik gemacht, und Yuck hat sich dann mit den anderen beiden ergeben. Also ja.
subtext.at: In einem Interview vorher habt ihr mal gesagt, dass es „einfach passiert ist, dass ihr einen Plattenvertrag gekriegt habt.“ Ihr seid also „just another“ Band, die einfach das „Glück“ eines Plattenvertrages hatte?
Daniel: Was meinst du? (wirkt abwesend)
subtext.at: Basiert der Erfolg von „Yuck“ wirklich zu einem so großen Teil auf Glück?
Daniel: Ich glaube einfach, dass immer mehr Leute die Songs mögen. Natürlich spielen die Umstände auch eine große Rolle, keine Frage. Zumindest scheint es so. Wir wurden gesigned, als wir eigentlich dasselbe gemacht haben wie jetzt. Da war bei uns schon Wertschätzung da.
subtext.at: Warum kriegen andere Bands dann deiner Meinung nach oft keine solchen Deals?
Daniel: Das weiß ich nicht (blickt auf seinen Laptop).
subtext.at: Ist das dann auch dieser „Zufalls“-Faktor?
Daniel: Ja, das ist eine Mischung davon, dass Leute das mögen, was du tust, und was drumherum passiert. Wir sind zum Beispiel aus London – und wenn du ausrechnest, wie viele Bands gesigned werden, weinst du. Wir haben mal eine großartige dänische Band aus einem kleinen Dorf getroffen – die machen tolle Musik, haben halt das Pech, dass es wenige Venues und Möglichkeiten gibt, dass sie Fuß fassen. Das Internet hat da aber schon geholfen.
subtext.at: Was mir komischerweise schon mehrere Bands aus Großbritannien gesagt haben, ist, dass sie auf Touren auf dem Kontinent tendenziell mehr Alkohol konsumieren – würdest du dem zustimmen?
Daniel: Nein. Darum geht es aber auf Tour nicht. Ich zähle nicht mit, wie viel Bier ich bekomme. Die Leute sind aber auf jeden Fall sehr nett hier, aber um Alkohol kümmere ich mich wirklich nicht.
subtext.at: Was ist auf Tour dann das wichtigste für dich?
Daniel: Live mit der Band spielen. Das Tourleben darum gehört dazu, das kann man nicht ändern. Momentan sind wir halt viel unterwegs. Da musst du einen Weg finden, da leben zu können.
subtext.at: Du spielst Gitarre, also kann ich dir ein Zitat von „Gary“, einer österreichischen Band, nicht vorenthalten. Der Leadsänger hat mir gesagt, dass man zwar „schlecht Gitarre spielen kann, aber trotzdem tolle Songs schreiben kann“. Es geht also nicht um Skills?
Daniel: Max hat mir vor ein paar Tagen schon mal gesagt, wie schlecht man sein kann (lacht). Mein Freund Alex ist ein Songwriter in London und nicht der beste Gitarrenspieler – aber er schreibt fantastische Songs. Max ist aber derjenige, den du fragen musst, wenn es um Skills gibt. Ich würde aber nicht behaupten, ein besonders guter Gitarrist zu sein. Es geht aber sicher nicht nur um Skills.
subtext.at: Ein Album, das du nicht mehr hören kannst?
Daniel: Das ist eher der Fall mit Songs bei mir, nicht mit ganzen Alben. „Katy Song“ von den Red House Painters wäre da so ein Beispiel. Heute höre ich ihn nur zu speziellen Anlässen (lacht). Auch das erste Silverchair-Album oder einige Sachen von Neil Young fallen darunter. Großartige Artists, aber doch übergehört.
Links und Webtipps:
- Yuck auf Facebook
Fotos: Christoph Thorwartl
/emp