Empire Me – Der Staat bin ich

In seinem neuen Film „Empire Me“ begibt sich der Wiener Regisseur Paul Poet auf eine Reise quer durch die Mikronationen dieser Welt. Sechs solcher „Proteststaaten“ werden nacheinander portraitiert.

Szenen aus dem Film waren ja schon in Bunny Lakes Video zu Follow The Sun zu sehen, nun läuft endlich die fertige Dokumentation über die Leinwand. Mikronationen, also von Einzelpersonen oder Gruppen neu  gegründete Staaten, waren hierzulande ein eher unbekanntes Thema, wenn man nicht gerade in der aktuellen Ausgabe von frischluft darüber gelesen hat. Mit den welweit aufkeimenden Protestbewegungen könnten sie allerdings als Form des Widerstands wieder an Aufmerksamkeit gewinnen.

Die Mikronationen, in die sich Paul Poet begibt, haben schon eine längere Geschichte. So wurde zum Beispiel Sealand bereits 1967 von seinem Besitzer zum eigenständigen Staat erklärt. Anstatt die rechtliche Problematik zu thematisieren, die mit solchen Gründungen einnhergeht, befasst sich der Film aber lieber mit dem Leben in den Staaten und mit ihren Mythen.

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Da gibt es zum Beispiel den Esoterik-Staat Damanhur in Italien, der sich auch durch seine Lehren und Regeln von der restlichen Welt abtrennt. Oder das ZeGG (Zentrum für Experimentelle Gesellschaftsgestaltung) in Deutschland, das sich der freien Liebe und der Erforschung der Sexualität verschrieben hat. Aber nicht in allen dieser Staaten geht es friedlich zu: Der Freeistaat Christiana bildet mit seinem ständigen Konflikt zwischen AktivistInnen und Dealern den Gegenpol. Von der anfänglichen Freiheit ist hier nur mehr wenig zu spüren.

Zugegeben, einen eigenen Staat zu gründen kann schon sehr faszinierend sein. Diese Faszinaton zu vermitteln, gelingt Empire Me erstaunlich gut. Er bietet Einblicke in unbekannte und manchmal auch schwer zugängliche Teile unserer Welt und lässt die EinwohnerInnen selbst durch ihre Lebensräume führen. Gleichzeitig zeigt er Alternativen zu etablierten Gesellschaftsformen auf. Deren Umsetzung wäre allerdings einen eigenen Film wert…

Empire Me läuft gerade im Moviemento in Linz.

Fotos: © Navigator Film