Rechte Burschenschafter – auch in Linz wird demonstriert!

Nicht nur in der Wiener Hofburg treffen sich jedes Jahr deutsch-nationale Verbindungsstudenten. Auch in Linz laden am 11. Februar 2012 akademische Burschenschaften, Landsmannschaften und pennale Verbindungen zum Burschenbundball ins „Palais Kaufmännischer Verein“. Dieser ist nach dem WKR-Ball eine der größten Veranstaltungen der deutsch-völkischen Männerbünde in Österreich.Wir haben uns mit dem „Linzer Arbeitskreis gegen das Korporationsunwesen“, der die Proteste organisiert, heute zum Interview getroffen und nachgefragt, was ihre Kritikpunkte daran sind.

subtext.at: Hallo, schön dass ihr es geschafft habt. Wollt ihr kurz erklären, was der Burschenbundball denn genau ist?

Arbeitskreis: Der Burschenbundball ist in erster Linie ein Ball der deutschnationalen Burschenschafter in Oberösterreich. Veranstaltet wird er maßgeblich von der rechtsextremen akademischen Burschenschaft „Arminia Czernowitz“ aber auch das Corps „Alemannia Wien zu Linz“, bei dem FPÖ Landesrat Manfred Haimbuchner Alter Herr ist, ist dort vertreten. Bis jetzt konnte der Ball weitgehend unbeachtet von der Öffentlichkeit stattfinden, obwohl es sich um einen der größten Burschenschafterbälle nach dem WKR-Ball handelt. Stattfinden tut das ganze auch in ähnlich repräsentativen Räumlichkeiten, nämlich dem Palais Kaufmännischer Verein, das sich selbst auch gern als „kleine Hofburg“ bezeichnet.

subtext.at: In der Öffentlichkeit bekommt man oft nur mit, dass den Burschenschaften eine Nähe zum Rechtsextremismus zur Last gelegt wird. Wie macht sich diese bemerkbar?

Arbeitskreis: Nehmen wir als Beispiel die Burschenschaft „Arminia Czernowitz“. 2010 organisierte diese einen Vortragsabend mit dem antisemitischen Verschwörungstheoretiker Richard Melisch. Melisch verfügt über gute Kontakte zur deutschen und österreichischen Neonaziszene und referiert auch gern bei der NPD. Beworben wurde dies mit einem nur leicht abgeänderten Propagandaplakat der NSDAP. Weil es die Arminia bis heute nicht der Mühe wert gefunden hat, sich zu diesem Skandal zu äußern, muss sie sich den Vorwurf gefallen lassen, NS-Propaganda in bildlicher Form zu verbreiten. Dies ist kein Einzelfall. Rechtsextremimus gehört zum Standardrepertoire der deutsch-nationalen Burschenschaften. Machmal sehr offen, wie in diesem Fall, vielfach aber auch versteckt in muffigen Buden. Gleichzeitig erfüllen Burschenschaften eine Funktion als Brückenschlag zwischen dem legalen Rechtsextremismus der FPÖ und dem organisierten Neonazismus. (Siehe derStandard.at).

subtext.at: Weswegen werden die Burschenschaften von euch so stark kritisiert?

Arbeitskreis: Wir versuchen unsere Kritik sehr differenziert anzugehen. Es gibt ja nicht nur die Burschenschafter, sonder auch katholische Verbindungen. Hier gibt es zu beachten, dass es wichtige Unterschiede aber auch viele Gemeinsamkeiten gibt. So definieren sich die katholischen Verbindungen in Abgrenzung zum Rechtsextremismus als österreich-patriotisch, während deutschnationale Verbindungen immer noch vom großdeutschen Reich träumen. Deshalb aber darauf zu schließen, dass es sich dabei um gänzlich verschieden Phänomene handelt wäre falsch. Der überaus größte Teil der Verbindungen schließt Frauen grundsätzlich aus ihren Reihen aus und betrachten diese gerade auch auf Bällen nur als schmückendes, auf ihren Körper reduziertes Beiwerk. Durch ihr halsstarriges Beharren auf patriarchale Traditionen stecken sie Frauen und Männer immer noch in Schubladen und reproduzieren den Mythos von den natürlichen Unterschieden und Hierarchien zwischen den Geschlechtern. Abgrenzung und Abwertung von nicht heterosexuell lebenden Menschen sowie von Frauen gehören zum Standardrepertoire jeder Verbindung und dienen der Aufrechterhaltung ihres „heroischen und ehrenhaften“ Männlichkeitsbildes.

subtext.at: Zurück zum Ball selbst. Warum wird eigentlich ständig gegen Bälle von Burschenschaftern demonstriert?

Arbeitskreis: Solche Bälle veranschaulichen gut, wie etabliert die extreme Rechte in Österreich ist. Das zeigt sich einerseits an den Austragungsorten und wie dort die Burschis ungestört feiern und sich vernetzen können und andererseits daran wer daran teilnimmt. Das sind nämlich nicht nur FPÖler und rechtsextreme Burschis, sondern genauso Leute wie Landeshauptmann Pühringer, das Rektorat der JKU – genauer gesagt Vizerektor Friedrich Roithmayr – oder Raiffeisenboss Ludwig Scharinger. Diese Leute sind zwar keineswegs rechtsextrem, sie müssen sich aber den Vorwurf gefallen lassen dieses Gedankengut zu tolerieren und damit zu seiner gesellschaftlichen Legitimation beizutragen.

subtext.at: Diese Beteiligung von LH Pühringer und Rektorat der JKU Linz wurde ja auch schon in den Medien aufgegriffen. Glaubt ihr diese sagen ihre Teilnahme noch ab?

Arbeitskreis: Schwer einzuschätzen. Pühringer hat zumindest vor kurzem eine Aussendung gemacht, dass er nicht die Eröffnungsrede halten, sondern nur den Ball besuchen wird. Vom Rektorat gibt es bis jetzt noch keine Reaktion, obwohl zwei offene Briefe an sie gerichtet wurden. Wir vermuten, dass man es sich nicht mit der FPÖ verscherzen will. Die ÖVP will sich wohl die schwarz-blaue Koalitionsmöglichkeit offen zu halten. Das Rektorat will in diesem Fall die guten Kontakte zu ÖVP und FPÖ behalten.

subtext.at: Was ist jetzt genau am 11.2. in Linz geplant.

Arbeitskreis: Erstmal gibt es eine Demo die sich unter dem Motto „Burschis auffressen – Game over, Burschenbundball“ um 18:00 Uhr am Hauptplatz sammelt. Wir gehen durch die Altstadt und dann die Landstraße entlang bis zum Schillerpark wo es als Abschluss noch ein Straßenfest geben wird. Dort gibt es dann noch Programm: mit Redebeiträgen und Musik. Für Wärme wird mit Punsch und Tee gesorgt.

subtext.at: Abschließend noch eine Frage zu eurem Plakat: Ihr setzt hier bewusst die Phrase „Burschis auffressen“ ein – ein Zeichen von Gewaltbereitschaft?

Arbeitskreis: Nein, das ist eher ironisch zu verstehen und ist rein auf die Pacman-Grafik bezogen.

Weiterführende Links:

Aufrufplakat:

 

Artikelbild © a_kep

– Webseite des Arbeitskreises