A WHISPER IN THE NOISE: Der Klang der Stille
Die einen nennen es Natur-Coaching, den anderen ist es egal, wie die Bezeichnung lautet – sie genießen einfach die frische Luft auf dem Land, ohne groß darüber nachzudenken. Und trotzdem zeichnet sich ein Trend in unserer Gesellschaft ab: Immer mehr Menschen tauschen das turbulente Pulsieren der Stadt gegen eine ruhige, ländliche Umgebung ein. Um runterzukommen, die Gedanken zu sortieren, zu entspannen und sich auf die wesentlichen Dinge im Leben zu konzentrieren. Auch A Whisper In The Noise öffnen fernab vom Lärm der Straße Räume für elegisches Songkunstwerk, sanfte Klagen und optimistische Ausblicke. Für Freunde von Sigur Rós und Aereogramme.
Das Cover zeigt den Querschnitt eines Baumes. Kaum etwas könnte besser zu diesem unspektakulär schönen Album passen, das Neo-Folk oder Post-Rock auf ganz eigene Weise interpretiert. Es geht um Ursachenforschung. Sänger West Thordson hauste sich vor wenigen Jahren in einem verlassenen Schulgebäude in Minneapolis ein, um dort das gespenstische „Dry Land“ aufzunehmen. Nun ist es ein idyllisches Farmhaus. Es gibt weiterhin Kerzenschein statt Neonlicht. Die Ergebnisse könnten nicht gleicher ausfallen. Natürlich kann Thordson nicht aus seiner Haut, denn man nimmt ihm das einfach ab, die Melancholie und die Schwermut. Mit jeder Silbe. In ihren klanglichen Kleinoden folgen er und das einzig verbliebene Bandmitglied Sonja Larson einer Idylle, einer ländlichen Illusion, ohne den Kontakt zu Wirklichkeit zu verlieren. Es gelingt ihnen recht schnell, beim Hörer Assoziationen zu wecken und Bilder zu evozieren. Der schwebende, kaum konkret wirkende Klang der Musik tut das Übrige. Es folgen traurige Nachdenklichkeit, offenherzige Niedergeschlagenheit und zögerliche Zuversicht, gebettet in einer warmen Soundlandschaft.
Wer auf samtweiche Kompositionen in zeitlupenhaftigen Strukturen steht, der ist hier gut aufgehoben. Das untrügliche Gespür für feines Songwriting dringt aus jeder Pore und verbreitet eine fast einlullende Stimmung. Subtile Störgeräuschen, die immer wieder aufblitzen, lassen aufhorchen.
„To Forget“ ist wie ein Bad in einem Teich voller dunkler Ahnungen. Wenn es dem Wohlgefühl dient, reicht ein sachter Groove, eine rücksichtsvoll gezupfte Gitarre, eine vibrierende Geige. All diese Dinge machen „To Forget“ interessant, auf den ersten Blick aber doch etwas unscheinbar. Die Platte will entblättert werden. Introvertiertes, schwermütiges Entertainment – nicht neu, aber mit Persönlichkeit.
Facts:
A Whisper In The Noise – To Forget
Gesamtspielzeit: ca. 45 Minuten
Exile On Mainstream
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Foto: Exile On Mainstream