Filmkritik: Livide (Livid)
Der französische Film Livide von Julien Maury und Alexandre Bustillo nimmt das Publikum auf eine Reise mit, die sie sich so sicher nicht vorgestellt hätten und die über viele Umwege schließlich ins Nirgendwo führt. Um ihrer selbst Willen sollte man sie aber trotzdem machen.
Es beginnt mit Lucie (hervorragend gespielt von Chloé Coulloud), die eine mobile Altenpflegerin bei ihren Touren unterstützt. So fahren sie gemeinsam durch das düstere Setting, bis sie schließlich zum Haus von Madame Jessel kommen, die dort seit Jahren im Koma liegt. Angeblich hätte die einst sehr reiche Frau einen Schatz im Haus versteckt, und so betritt Lucie spätnachts mit ihren Freunden erneut das Anwesen. Ein folgenschwerer Fehler, wie sich später herausstellt…
Was wie eine triste Sozialstudie beginnt, entwickelt sich nach einiger Zeit in eine gänzlich andere Richtung. Und während man als ZuschauerIn noch Probleme hat, die zunehmenden merkwürdigen Details einzuordnen, ist man schon mit den Jugendlichen im Geisterhaus gefangen. Zeit für Erklärungen lässt das Haus nicht, während es ihnen nach dem Leben trachtet. So bleiben von den Hintergründen nur Puzzleteile, dafür detaillierte Bilder von Dingen, die man lieber nicht gesehen hätte.
Zugegeben, die vielen Szenen, die nie aufgelöst werden, stiften einiges an Verwirrung und könnten auch den einen oder die andere aus der Handlung reißen. Die beiden Regisseure verstehen sich aber aufs Beste darauf, auf dieser Verwirrung Spannung aufzubauen. Einige Splatterszenen tun dann ihr Übriges, um auch die letzten Erklärungsmodelle zu zerschlagen, worauf die Absurdität in neue Höhen steigen darf.
Der Film ließ ein verwirrtes Publikum zurück, das sich ein bisschen so fühlte, als wäre es gerade aus einem Geisterhaus entkommen. Und wären sie das wirklich, so wären all die Fragen in ihren Köpfen unwichtig gewesen. Angemerkt sei an dieser Stelle noch, dass diese Kritik nicht ohne Grund erst zwei Tage später geschrieben wurde…
Die Bewertung der subtext.at-Redaktion: