Filmkritik: „Work hard – Play hard“
Die Dokumentation „Work hard – Play hard“ von Carmen Losmann entlarvt auf nüchtern unkommentierte Art, eine Geschäftswelt, die den „perfekten Arbeitsplatz“ schafft und den „perfekten Arbeiter“ am besten gleich dazu erfinden möchte.
Strukturen ändern den Menschen – so die Erkenntnis aus Carmen Losmanns nüchterner Betrachtung der Businesswelt des 21. Jahrhunderts. Mit akribischer, an Peinlichkeit grenzender Genauigkeit, fängt Losmann in sterilen, beängstigenden Bildern Büros, Manager, Mitarbeiter und Motivationstrainer ein und zeichnet so das Bild einer Geschäftswelt, die den einzelnen Mitarbeiter mit den Idealen des Unternehmens geradezu verschmelzen möchte. Architekten, Coaches und Consulting-Gurus wollen den perfekten Arbeitsplatz schaffen und erzeugen ein System, welches zunehmend an Menschlichkeit verliert.
Leistungsgedanke bis zur Pervertierung
Mitgeschnittene Bewerbungsgespräche für Managementpositionen zeigen auf, wie schonungslos Bewerbungsverfahren ablaufen. Ein unangebrachtes Lachen zu viel, ein verbissenes Statement zur falschen Zeit, oder einfach nur die Geschwindigkeit des Redeflusses – der Mensch wird hier zur Maschine, die in völliger Gefühlslosigkeit in seine Einzelteile zerlegt wird. Hochgradig fragwürdige Trainingsmethoden werden gezeigt, in denen Mitarbeitern spielerisch ein übertriebener Unternehmer- und Teamgedanke eingeimpft wird. Zielorientierung, ständiger Vorwärtsdrang, Teamplaying – der Leistungsgedanke wird in den portraitierten Unternehmen bis zur Pervertierung zelebriert.
Fragwürdige Methoden
Die Methoden und Strategien zur völligen Durchrationalisierung der Unternehmen reichen von neurologisch gestützten Motivationsseminaren, über die architektonisch perfekt angepasste Arbeitsumgebung, bis hin zur, als Leistungssystem getarnten, Überwachungssoftware. Die sterile, präzise systematisierte Bürowelt in Losmanns Film, gleicht einer Kulisse aus Bradburys Bestseller „Fahrenheit 451“.
Man will in die Köpfe der Menschen
Bei allen Beteuerungen, Arbeitsprozesse zu erleichtern und soziale Verträglichkeit System-immanent zu garantieren, belügt sich die neue Geschäftswelt selbst. Man will in die Köpfe der Menschen und sie so weit wie möglich unternehmerisch durchdringen, um die optimale Leistungsperformance der Ressource Mensch herauszupressen.
„Work hard – Play hard“ mag in seiner kalt-pessimistischen Grundstimmung etwas überzeichnet wirken und zeigt dennoch Möglichkeiten auf. Möglichkeiten, die einem den kalten Schauer über den Rücken jagen. Carmen Losmanns Bild einer verbissenen, am
notorischen Burnout dahinschrammenden Managementwelt lässt nur die Hoffnung übrig, dass am Ende des „Works“ doch noch ein bisschen „Play“ übrig bleibt.
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