First Aid Kit: „The Lion’s Roar“

Schweden hat nicht nur IKEA, Metal-Bands und teuren Alkohol zu bieten. „First Aid Kit“ beweisen mit ihrer aktuellen Platte „The Lion’s Roar“, dass sie weitaus mehr sind als ein musikalischer Erste-Hilfe-Kasten.

Die musikalische Karriere der beiden Schwestern Klara und Johanna Söderberg begann im Jahr 2008, als sie auf Youtube ihr Cover des „Tiger Mountain Peasant Song“ veröffentlichten. 2012 erscheint ihr bereits zweites Album „The Lion’s Roar“, der Nachfolger von „The Big Black & The Blue“. Und die beiden Sängerinnen beweisen, dass sie damit in die oberste Klasse des Folk-Pops gehören.

Der Titeltrack „The Lion’s Roar“ gibt bereits vor, wohin das Album gehen wird. Angenehm vertäumt, mit tiefgründigen Texten – beispielsweise am eingängigen Refrain bei „I’m a goddam coward, but then again, so are you!“ erkennbar – und einer Stimme, die den Zuhörer vom ersten Wort an fesselt.

Weiter gehts mit dem – man verzeihe mir an dieser Stelle den Ausdruck – wunderschönen „Emmylou“. Man stelle sich folgende Situation vor: man sitzt mit seinem Partner an einem der ersten Frühlingstage auf einer grünen Wiese in der Sonne- dieser Song würde perfekt in diese Situation passen.  Danach folgt „In the Hearts of Men“, der es etwas ruhiger angeht und in die Melancholie eintaucht. Nicht ganz so überzeugend wie die ersten beiden Tracks, aber dennoch gut geeignet, um dem Alltag für ein paar Minuten zu entfliehen. „Blue“ beschäftigt sich mit Selbstreflexion und regt dazu an, mal wieder auf sich selbst zu schauen und sich selbst zu hinterfragen – und erzählt dabei eine tieftraurige Geschichte. Die erste Seite der hier gehörten Vinyl-Edition beschließt der Song „This Old Routine“ – ein ruhiger Track, der die Schwierigkeiten in zwischenmenschlichen Beziehungen thematisiert, und an die ersten beiden Songs anknüpfen kann, wenn es darum geht, einen Favoriten des Albums zu wählen.

Seite B der 180g-Vinyl beginnt mit „To a Poet“, eine acoustic-Nummer, die eine Geschichte über Selbstmitleid und die Gefühle, die man bekommt, wenn das Leben wieder mal ungewollt viele unglückliche Wendungen nimmt, erzählt. Prädikat: Hörenswert! „I Found a Way“ ist ein „Feel-Good“ Song, der wieder mal das Thema „Liebe“ behandelt. Die fast zerbrechlich anmutenden Stimmen tun ihr übriges dazu, dass der Song sicher des Öfteren gehört werden wird! Der drittletzte Song, „Dance to another tune“, ein düsterer Song, der die Stimmen der Söderberg-Schwestern noch mehr in den Mittelpunkt stellt als es ohnehin bereits der Fall ist. Für meinen Geschmack fast schon zu minimalistisch. „New Years Eve“ und „King of The World“ lassen die Platte dann aber doch versöhnlich ausklingen.

„The Lion’s Roar“ ist mehr als ein musikalisches Erste-Hilfe-Paket.  Man könnte sie fast zur Standardtherapie im Folkpop ernennen, die Lust macht, sie live zu erleben. Auch die Vinyl-Edition ist gelungen. 180g-Platte, schönes Klappcover sowie ein Downloadcode im Inneren zeugen auch von einer gelungenen Veröffentlichung, die man jedem Fan von Folk-Pop nur wärmstens ans Herz legen kann!

Die Wertung der subtext.at-Redaktion:

5/5 Punkte

 

 

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Musik-Nerd mit Faible für Post-Ehalles. Vinyl-Sammler. Konzertfotograf mit Leidenschaft, gerne auch analog. Biertrinker. Eishockeyfan. "Systemerhaltende" Krankenschwester - wohl auch deshalb manchmal (zu) zynisch.