Wam Kat: „Essen ist ein politischer Akt“
Wenn der niederländische Politaktivist zum Kochlöffel greift, werden nicht nur auf die schnelle 15.000 Menschen satt. Auch viele ökonomische Überlegungen und Lebensweisheiten landen am Teller. Die Fabrikanten haben Wam Kat zum Guten.Morgen.Salon#5 in den Hafenstern geladen.
Passend zum Thema Volksküche wurde der Sonntagmorgen gleich mit einem gemeinsamen Frühstück begonnen. Regionale Bio-Produkte, Selbstgekochtes und Geschenktes stand bereit, um verspeist zu werden. Natürlich konnte man mit den vorhanden Mitteln auch spontan zu kochen beginnen, um für die anderen BesucherInnen etwas zuzubereiten.
Nach ausgiebiger Stärkung begann Wam Kat, der Sohn eines niederländischen Künstlers, zu erzählen, wie er zu kochen begann. Als Anti-Atom-Aktivist kam er vor 32 Jahren spontan in die Lage, bei einer Besetzung eines AKW eine Woche lang 15.000 Menschen versorgen zu müssen. Aus dieser improvisierten Volksküche wurde eine Leidenschaft, die den Doppel-Doktor in Soziologie und Psychologie bis heute nicht loslässt.
Über die Jahre hat Wam Kat oftmals bewiesen, dass es möglich ist mit einfachen Mitteln und regionalen Bioprodukten gesunde vegane Küche für eine große Menge an Menschen zur Verfügung zu stellen. Während des Kosovo-Krieges organisierte er im belagerten Sarajevo Samen und konnte so städtische Grünflächen für mehrere Jahre in Felder verwandeln, um mitten im Krieg die Versorgung mit Lebensmitteln aufrecht zu erhalten.
In den letzten Jahren rückte auch immer mehr das Problem in den Vordergrund, dass in Europa bis zu 50% der Lebensmittel weggworfen werden. Meist weil sie entweder zu groß, zu klein, zu krumm, unansehnlich oder einfach nicht mehr ganz frisch sind. Tausende Tonnen genießbares Essen landen im Müll, weil ein Mindesthaltbarkeitsdatum überschritten ist. Das sagt aber nichts über die Qualität der Produkte aus. Manche davon kann man noch Monate später gefahrlos genießen.
So ist Wam Kat in vielen Funktionen unterwegs. Er kocht bei Demos und anderen Gelegenheiten (wie z.B. bei der Subversiv Messe und Bellevue während Linz09). Er hat ein Kochbuch herausgegeben, betreibt Völkerverständigung im ehemaligen Jugoslawien und bringt dabei mit viel Charme die Menschen dazu, mehr über ihr Essen nachzudenken. Denn „jedes Essen ist ein politischer Akt“, sagt er. Dreimal täglich können wir uns entscheiden, ob wir das bestehende ökonomische System unterstützen oder lieber nach gesunden Alternativen suchen.
Infos & Links
Wam Kat ist auch online aktiv und arbeitet ständig an neuen Ideen und Projekten, wenn er nicht gerade europaweit unterwegs ist um DemonstrantInnen zu bekochen.
wamkat.de
Die Fabrikanten organisieren in unregelmäßigen Abständen den Guten.Morgen.Salon und laden dabei spannende Personen aus Kunst, Philosophie und Gesellschaft zum Gespräch. Wie zum Beispiel im Februar mit Heidemarie Schwärmer – Mein Leben ohne Geld – nähere Infos unter fabrikanten.at/GutenMorgenSalon