Bärige Interaktivität

Die Geschichte eines Jägers und eines Bären fesselt die ganze Welt. Warum? Weil endlich mal jemand verstanden hat, wie gutes virales Marketing funktioniert.

Es waren wohl drei oder vier verschiedene Marketing-Vorlesungen, in welcher wir diese Kampagne vorgeführt bekamen. Und jedes Mal taten wir so, als würde uns das erste Mal dieses Wunderding der Werbung präsentiert werden. Die Schuldigen: Tipp-Ex. Ja, genau. Jenes schnöde Unternehmen, das in erster Linie für das Verschwinden von Fehlern bekannt ist. Was haben sie also gemacht, das uns Studenten so begeisterte?

Zwei Jäger zelten im Wald, als plötzlich ein Bär auftaucht. Hier wird man vor die Wahl gestellt: Erschießen oder Gnade walten lassen. Und (Achtung: SPOILER!) es ist egal, wie man sich entscheidet, der Jäger scheint Pazifist (!) zu sein. Und greift raus aus dem Video, schnappt sich den Tipp-Ex aus der nebenstehenden Werbung und löscht das Wort „erschießt“ aus dem Videotitel. Jetzt bist du dran. Setze irgendein Verb in der dritten Person ein und schau dir an, was Jäger und Bär tun. Natürlich funktioniert das nicht mit allen Worten, aber es überrascht doch, wie viele Takes es insgesamt wurden. Empfehlungen: „kitzelt“, „kocht“ und „küsst“.

Doch all das ist bereits zwei Jahre her. Doch rechtzeitig zum Weltuntergang tauchen die Beiden ein weiteres Mal auf. Dieses Mal feiern sie Geburtstag, während ein riesiger Komet heranzieht. Und auch hier hilft Tipp-Ex, löscht die Jahreszahl aus und überlässt die uns die Aufgabe, neue Jahre auszuwählen.

Auch hier das gleiche Prinzip und auch hier der unglaubliche Einfallsreichtum und die unzähligen Möglichkeiten. Empfehlungen: „3500“, „-40000“ und „1988“ und „1989“

Und warum ist all das ein Paradebeispiel für gelungenes virales Marketing? Die französische Agentur Buzzman hat etwas geschaffen, dass 1. unglaublich viel Spaß macht, 2. das Produkt in einem ganz anderen und doch genialen Umfeld einbaut und 3. wirklich gerne in sozialen Medien geteilt wird.

Kennt ihr weitere solche Beispiele? Vielleicht auch aus Österreich bzw. dem deutschsprachigen Raum? Oder Beispiele, wo es vielleicht gut gemeint war, es aber an der Umsetzung haperte?

Kurz zur Erklärung: In “subliminal” mache ich mir jeden zweiten Mittwoch Gedanken zur Werbung. Möchte grandiose und negative Beispiele aufzeigen, Mythen aufdecken und Botschaften entschlüsseln.

29 Jahre alt - Literarischer Blogger (Neon|Wilderness), Autor ("Volle Distanz. Näher zu dir"), Medienblogger (dominikleitner.com), Printschreiber (MFG Magazin), freier Journalist (u.a. BZ), CD-Kritiker (subtext.at) und Detektiv (365guteDinge)