Philipp Poisel live @ Posthof Linz

Nach krankheitsbedingtem Ausfall im November wurde das Konzert des deutschen Songwriters Philipp Poisel am Montagabend im Linzer Posthof nachgeholt. Eine Performance, die man sich musikalisch sparen konnte – oder, wie es ein Linzer Kulturredakteur ausdrückte, „Tränzerei auf mittelprächtigem Niveau“.

Es gibt ja das ungeschriebene Gesetz, dass man Kritik mit positiven Gesichtspunkten beginnen soll. Dem soll auch hier genüge getan werden: Supportact Florian Ostertag war der eigentliche Hauptact des Abends. Da er das ganze Konzert lang auf der Bühne stand, wurde zumindest manchmal – nämlich bei seinen Solonummern – hochwertige Songwriterkunst geboten. Wobei man Poisel hier nicht unterbewerten sollte: Die Texte sind nach wie vor gut. Nur ist seine Stimme außer „hoch“ auch nichts und machte den Anschein, dass Töne treffen so schwer sei wie ein Lottosechser. Aber der Reihe nach.

Zuerst stelle man sich folgendes Setting vor: ein mehr als schlecht beleuchteter, aber voller Konzertsaal, drei Musiker, ein paar Gitarren, eine Schreibmaschine und ein reduziertes Schlagzeug. Was auf den ersten Blick wirkt wie die angenehme Atmosphäre eines Wohnzimmerkonzertes, wirkt bei näherer Betrachtung einfach nur chronisch überspielt. Auch die pseudo-witzigen Einlagen zwischendurch konnten andere Songwriter bereits besser übertragen. Ostertag punktete mit besserer Stimme und höhrerem instrumentalem Können als Poisel. Dessen Songs wie  „Wie soll ein Mensch das ertragen“ und „Eiserner Steg“ in der Rock-Version (wobei das eher Rock ’n‘ Roll für die Geriatrie als für den Konzertsaal ist) funktionieren so nur höchstens bei den eingefleischtesten Fans. Zum Schmusen mit der Partnerin reicht es – musikalisch bleibt leider zu sagen, dass man gar nicht so verliebt sein kann, um Poisel zu mögen.


Fotos: Christoph Thorwartl

Musik-Nerd mit Faible für Post-Ehalles. Vinyl-Sammler. Konzertfotograf mit Leidenschaft, gerne auch analog. Biertrinker. Eishockeyfan. "Systemerhaltende" Krankenschwester - wohl auch deshalb manchmal (zu) zynisch.