Der verlorene S O H N kehrt wieder

Toph Taylor, seines Zeichens ein musikalisch äußerst begabter, in Wien lebender Brite, beschloss im August des Vorjahres sein Projekt Trouble over Tokyo in die ewigen Jagdgründe grenzgenialer Musik zu verbannen. Und brach damit einigen, wenn nicht sogar allen, Fans – inklusive mir – das Herz. Doch der Herzschmerz wäre eigentlich gar nicht notwendig gewesen. Denn der seines Zeichens musikalisch äußerst begabte, in Wien lebende Brite machte nur eine kleine Metamorphose durch und kehrte sogleich als S O H N aus den ewigen Jagdgründen wieder zurück.

Die zufällige, von keinem und absolut niemanden gewollt herbeigeführte Bekanntschaft mit der Musik von Trouble over Tokyo, zähle ich – nach wie vor – zu den besten Dingen, die mir während meiner bisherigen  Existenz zugestoßen sind. Zumindest musikalisch. Davon bin ich überzeugt. Und werde es auch bleiben. Komme, was wolle. Dachte ich mir zumindest. Denn was kam, war die Verlautbarung Toph Taylors (der Kopf, das Herz, die Seele und das einzige offizielle Bandmitglied, Anm.) sein Musikprojekt zu beenden. Zwar mit einer sehr schönen letzten EP und einigen Abschiedskonzerten, dennoch: Die Betonung lag auf „beenden“.

Tief getroffen und absolut unwillig das jähe musikalische Ende eines meiner Lieblingskünstler zu akzeptieren, suhlte ich mich nach dem großartigen Abschiedskonzert im Wiener Flex im Selbstmitleid. Mit der EP Simplify auf Dauerrotation. Ohne mitzubekommen, dass diese Trauer zwar nicht unangebracht, aber definitiv übertrieben war. Restrospektiv gesehen, zumindest. Zumal Toph Taylor ohnehin via Facebook verkündet hatte, dass er nicht mit dem Musik-Machen aufhörte, sondern nur mit Trouble over Tokyo. Doch dieser Trost ging spurlos an mir vorbei. Und so trauerte ich in schier endloser Nostalgie ein halbes Jahr lang vor mich hin.

Bis zu dem Tag, an dem auf die Frage „Weiß eigentlich irgendwer, was der Toph Taylor jetzt macht?“ auf Facebook, mit einem kleinen, scheinbar unscheinbaren Link beantwortet wurde. Dieser führte direkt zur Klangwolke (i.e. Soundcloud) des verloren geglaubten S O H Ns. Ein kleiner Klick auf den Play-Button. Und schon war er wieder da. Mein musikalisches Herz machte nicht nur Purzelbäume, Luftsprünge und Kniebeugen, sondern auch noch sämtliche andere Turnübungen. So sehr freute es sich über die von der Klangwolke ertönenden Melodien.

Auch wenn Toph Taylor eine Metamorphose durchgemacht hat. Und mit ihm natürlich auch seine Musik. Seine markante, unvergleichbar schöne Stimme bleibt dieselbe. Nach wie vor sorgt diese für Gänsehaut. Im Nacken, auf den Armen, eigentlich am ganzen Körper. Zumindest bei mir. Man schließe einfach die Augen, drehe die Anlage – fast – bis auf Anschlag auf und höre dem verloren geglaubten S O H N mal zu, was er so zu sagen, oder zu singen, hat. Mal mehr, mal ein bisschen noch mehr melancholisch. Und das alles vor dem Hintergrund sorgfgältig und liebevoll arrangierter, elektronischer Klänge. Diese Kombination bzw. Komposition machte ihn zu einem der meistgebloggten Künstler des Vorjahres. Wie sich schon alleine daran zeigt, dass eines seiner Erstlingswerke, Wheel, schon beinahe 250.000 Klicks auf der Klangwolke für sich verbuchen kann. Wobei der Großteil sicher auf mich zurückzuführen ist. Aber, was solls.

Auch wenn ich sicherlich ein klein wenig, minimalst voreingenommen bin, gilt trotzdem folgende Moral von der Geschicht: Was der Toph Taylor macht, ignoriert man nicht.

S O H N auf Soundcloud: soundcloud.com/sohnmusic

 

Musik-Enthusiastin. Medien-Fanatikerin. Hobby-Bloggerin. subtext-erin. Exil-Steirerin. Und absolut verwirrt.