EFTERKLANG – Melancholisiert

Auf ihrem vierten Album treten Efterklang mit einem Bein aus dem Zwielicht dänischer Melancholie heraus, jedoch nicht ohne den skandinavischen Anstrich links liegen zu lassen. Traditionsbewusst, progressiv, ein Stück weit esoterisch – „Piramida“ ist wie ein Spielplatz, auf dem es Rutschen, Wippen und Schaukeln gibt. Die zwangloseste Platte des letzten Jahres.

Ein Album wie „Piramida“ passt perfekt zu winterlich-trüben Aussichten und beschlagenen Zimmerfenstern. Lieder haben ihren Platz gefunden, die so funkeln wie kleine Eisskulpturen. Gehauchte Vocals und tendenziell in die Weite schweifende Gesten schlagen mühelos in den Bann, obschon anfangs die Atmosphäre mehr begeistert als die einzelnen Songs. Zu Beginn gibt es nur wenig Halt in Form erinnerungswürdiger Momente. Das ändert sich.

Experimentell und unkonventionell ist das Material geraten. Jedes Lied lockt mit anderen Ungewöhnlichkeiten. Es sind gar nicht eilig habende Indiesongs wie die Ohrwurm-Hymne „Hollow Mountain“, mal frostig düster, mal wärmend und hell, die sich von gängigen Schemata distanzieren. „The Living Layer“ erhebt sich wie ein strahlener Vollmond in einer klaren Nacht, „Black Summer“ lässt mich an die letztjährige Durchstarterin Lykke Li denken, die flächigen Gitarrentuschs bei „Sedna“ an „The Lighthouse“ von Interpol’s Dritter. „Piramida“ ruht bei all dem Tamtam dennoch meisterlich in sich selbst und ist gebettet in harmoniesüchtigen Arrangements.

Alle, die Sigur Rós für die größte Erfindung halten, seit es Musik gibt, dürfen es sich mit Efterklang gemütlich machen. Fazit: Hypnotisch folky.

Cover

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Hollow Mountain, The Ghost, Black Summer
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Rasmus Weng Karlsen
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