Kabarett „Urlaub, Freibier und Privatkonkurs“

Martin Kosch („Gemeinsam sind wir schwach“, „Panik unter Palmen“ u.a.) schlüpft in seinem neuen Programm neben der Rolle des Willi Blattlers genauso in die als Angestellter eines Reisebüros, Animateurs oder Kärntner Terroristen. Zu sehen gab es „Urlaub, Freibier und Privatkonkurs“ am 26. Jänner im Linzer Kulturzentrum Hof.

Willi Blattler, Garteningenieur, nimmt sich eine Auszeit von Arbeit und Familie. Da ihm ein Tag mit Prominenten seiner Wahl oder Urlaub am Bauernhof (Der Stall würde dem eigenen Büro gleichen.) nicht zusagen, geht die Reise schließlich in den „Tragic Life“- Club. Mit der Erholung wird es allerdings nichts: Die Einen besetzen zeitig Liegen, die Anderen diskutieren über die Erziehung ihres Kindes. Und als Willi am Strand entlang geht, erreichen ihn ein Anruf seiner Frau, die die Scheidung beantragt sowie der eines Mitarbeiters, welcher ihm über das Scheitern eines gemeinsamen Projektes berichtet. Willi muss sich einen Plan zurechtlegen und eine nicht minder komplizierte Heimreise überstehen.

Erzählt wird anhand von Rückblenden, durch die man nach und nach die (Hinter-) Gründe für dieses oder jenes Ereignis erfährt. Der Beginn kann dadurch aber etwas verwirrend sein. Eingebaut werden sowohl Werbepassagen als auch aktuelle politische und gesellschaftliche Ereignisse. Kosch lässt Haider auferstehen, meint dass es politisches Programm in Kärnten sei, ahnungslos etwas zu tun. Fekter wird als „Austria´s next topmodel“ nominiert, um den Schönheitswahn abzuschaffen, Strasser würde sich gut als Chef des Geheimdienstes eignen und Armstrong hätte sich die Bezeichnung „Apotheker des Jahres“ verdient. Ebenfalls kritisiert werden Faymann, Petzner, die Kirche oder die Geltung von Burn out als Modeerscheinung.

Wenngleich manche Pointen durchaus nett sind, wird auf der anderen Seite immer wieder mit Kultur- und Geschlechterklischees gespielt. Humor wird- nicht nur, aber auch- durch Plumpheit und abgedroschene Phrasen á la „Kevin ist kein Name, sondern eine Diagnose“, blinde Maulwürfe oder der ständigen Wiederholung der „Bachblüten- Aussage“ erzeugt. Vielleicht hätte es für die Wirkung gar nicht immer das Spiel mit extremen Situationen gebraucht. Manchen Witzen konnte ich als Nicht- Radio- Oberösterreich- Hörerin und Nicht- Volksmusikkundige kaum folgen. Hier sei jedoch angemerkt, dass ich den Eindruck hatte, eventuell nicht Zielpublikum gewesen zu sein und dass es den Zusehenden neben mir ganz gut gefallen zu haben schien.

Als gelungen gestalten sich die vielen kritischen Ausführungen, die Abwandlung von dem Lied „Gangnam Style“ zu „Garten-Style“ oder der Ausblick auf unsere zukünftige Welt und wie diese funktionieren werde. Kosch zeigte Körper- und Stimmeinsatz beziehungsweise Sicherheit und Übergang beim Wechseln von einer Rolle in die nächste.

Eik Breit führte bei dem etwa zweistündigen Stück Regie. Das Bühnenbild wurde schlicht gehalten. Die nächsten Aufführungstermine sind im Februar in Graz und Wien oder im März in Amstetten. Parallel dazu präsentiert der 39-jährige Grazer das Kleinkunst-Programm „Magic Sunday“.

Links und Webtipps:

http://martinkosch.com/

http://www.kulturzentrum-hof.at/

Katharina ist Sozialwissenschaftlerin und Redakteurin. Sie beschäftigt sich vor allem mit gesellschaftlichen (z.B. frauenpolitischen) und kulturellen (z.B. Film, Theater, Literatur) Themen. Zum Ausgleich schreibt sie in ihrer Freizeit gerne literarische Texte: https://wortfetzereien.wordpress.com/