Anleitung zum Unglücklichsein
Tiffany Blechschmid (Johanna Wokalek) hat nicht nur mit ihrem Namen „Unglück“ , sondern sieht auch in ihrem Leben täglich alle Dinge in selbstprophezeihende Katastrophen enden. Da sie dem Glück nicht traut und es in erster Linie von anderen abhängig macht, sieht sie in ihrem Leben keinen anderen Sinn, als darauf zu warten, alles dem Schicksal (das für sie pessimistisch ist) zu überlassen.
Die inneren Kritiker, wie ihre verstorbene Mutter oder die hänselnden Kinder, begleiten Tiffany in ihren Tagträumen und lassen mögliche Glücksmomente wieder erlöschen. Irgendwie steht sich Tiffany selbst im Weg, da sie dem Glück misstraut. Da hilft es auch nicht, wenn in ihrem Feinkostladen nette Kollegen für sie da sind oder ein Polizist ihr Komplimente macht und mit ihr auf Tuchfühlung geht. Abergläubisch und innig pflegt sie ihre täglichen Rituale, wie zuerst mit dem linken und dann erst mit dem rechten Fuß aufstehen, um das Unglück wenigstens einigermaßen kontrollieren zu können.
Doch eines Tages sieht sie dem Unglück wahrhaftig in die Augen, als alles den Bach hinunter zu gehen scheint: Ihr einziger „Glücksbringer“, der Obdachlose, der jeden Tag vor ihrem Laden Marien-Zeitschriften verkauft, ist verschwunden, ihr ehemaliger Klavierlehrer und zugleich Mädchen-Schwarm Herr Luboschinski zieht in die gegenüberliegende Wohnung ein, ihre tote Mutter macht ihr Vorwürfe und der Polizist, mit dem sie eine Liaison hat, wendet sich von ihr ab, weil sie ihn verstoßen hat. In Panik geraten und unkontrolliert stürzt sich Tiffany in ihre Tagträume und sieht alles in der größte Katastrophe ihres Lebens enden. Ihre Launen und ihr Selbsthass lässt sie an ihren Mitmenschen aus und macht ihnen Vorwürfe. Als fast keiner mehr etwas von ihr wissen will, außer ihr Kakadu Richard, lernt sie, dass eigentlich sie selbst für ihr eigenes Glück verantwortlich ist, nicht die anderen.
Nach und nach beginnt sie mit sich selbst und anderen Frieden zu schließen, die inneren Kritiker aus ihrem Leben zu verbannen und sich auch einmal auf die „Sonnenseite“ des Lebens zu stellen. Sie merkt, dass jeder seinen „eigenen Vogel“ hat und trotzdem liebenswert ist. Das findet auch Thomas, der Fotograf, und sie werden ein glückliches, aber seltsames Paar.
Sherry Horman (Regie) versteht es einen Film zu machen, der zeigt, dass man zuerst selber glücklich sein muss, bevor man andere glücklich machen kann und dass „jeder seines Glückes Schmied ist“. An den Bestseller von Paul Watzlawik angelehnt, wurde der Film brilliant besetzt von wunderbaren, deutschen Schauspielgrößen wie: Johanna Wokalek, Iris Berben, David Kross, Richy Müller und Benjamin Sadler.
Meiner Meinung war der Handlungsstrang dieser deutsche Liebeskömodie ein Zwischending zwischen oft oberflächigem deutschen Kino und tiefgründig französischem Kino. Das wurde aber durch die sehr gute Besetzung der Rollen im Film und mit einen Hauch von romantisch, teils unrealistischen, Dialogen, Witzen, Charme und Humor wettgemacht.
Empfehlenswert für jene, die einen netten Abend im Kino verbringen wollen, um zu Lachen, zu Schmunzeln, aber nicht um all zu tiefgründig nachzudenken.
Foto: © Filmladen Filmverleih