„7 Tage in Havanna“ im Sommerkino

7 Regisseure aus unterschiedlichen Kulturen, 7 Blickwinkel, 7 Tage in Havanna. Der Episodenfilm zeigt schöne Bilder, bringt die Zusehenden oftmals zum Schmunzeln, aber leider weniger zum Nachdenken.

Jeder Wochentag beinhaltet eine neue Geschichte. Die Regisseure Laurent Cantet, Benicio Del Toro, Julio Medem, Elia Suleiman, Juan Carlos Tabío, Pablo Trapero und Gaspar Noé haben 2012 weder dasselbe Thema, noch dasselbe Motiv als roten Faden umgesetzt. Dennoch vereinen sie Aufnahmen vom rauschenden Meer, Musik und Tanz oder die Anziehungskraft des Exotischen auf TouristInnen oder Fremde, die in Havanna ihren Arbeitsaufträgen nachgehen.

Ein Schauspielstudent erlebt Havanna bei Nacht. Erheiternd sind sowohl die gewählte Kameraperspektive, um seine Betrunkenheit darzustellen, als auch das Englisch des Taxifahrers, welcher immer wieder „bald ganz zurück“ sein werde. In einer anderen Episode spielt sich der Filmregisseur Emir Kusturica wunderbar selbstironisch. Während er einen Preis für sein Lebenswerk entgegen nehmen und zu einem Galadinner erscheinen soll, gelten sein Interesse eher der Trompetenmusik, dem Alkohol und seinen Eheproblemen. Ein weiterer Filmemacher soll sich mit dem Präsidenten treffen und erkennt während der Wartezeit die Fremdheit, die Havanna für ihn inne hat. Die Kulturunterschiede werden unterdessen durch ein Ritual, bei dem ein junges Mädchen zu Heterosexualität bekehrt werden soll, oder eine Frau, die einen geweihten Brunnen zu Ehren einer Göttin errichten möchte, näher gebracht. Es entsteht der Eindruck von traditionelleren Werten im Vergleich zu den europäischen, von einer höheren Bedeutung der Familie, des Zusammenhaltes oder des Glaubens und der Religion. Die Probleme des Staates mit Armut oder Kriminalität werden nur am Rand angedeutet. Familien leben auf engem Platz zusammen, leiden unter Wassermangel, eine Verhaltenspsychologin arbeitet zusätzlich als Konditorin, um sich Ausgaben wie die Bildung der Kinder oder eine Zahnbehandlung leisten zu können. Ihre Tochter verlässt das Land, während die Psychologin selbst scheinheilig nach ihrem abgehetzten Tag über Stressvermeidung im Fernsehinterview spricht. Eine weitere Episode spielt mit Klischees: Könnte man zuerst meinen, dass der Spanier zum Leidweisen der einheimischen Sängerin nur an einem flüchtigen Abenteuer interessiert ist, stellt sich wenig später heraus, dass diese selbst bereits vergeben ist.

„7 Tage in Havanna“ ist ein interessantes Projekt, bei dem für jeden Teil bloß 5 Drehtage zur Verfügung standen. Bei dem facettenreichen Porträt ist ein und derselbe Schauplatz nicht offensichtlich. Weniger Eingang in das Geschehen haben hingegen (gesellschafts-und zeit-) kritische oder politische Ansichten gefunden, sie sind zwar vorhanden, stehen jedoch kaum im Vordergrund des Filmes. Statt einer Dokumentation sollte man sich, um nicht enttäuscht zu werden, einen netten Spielfilm, der durchaus künstlerisches Potenzial hat, erwarten.

Das Werk wird zwar nicht in Kuba selbst gezeigt, kann dafür allerdings im Linzer Moviemento Kino angesehen werden.
Das Sommerkino selbst läuft neben Linz (OK-Platz) oberösterreichweit genauso in Vöcklabruck, Steyr und Freistadt. Die bis Ende August gezeigten Filme können der Homepage http://www.sommerkino.at/ entnommen werden.

Katharina ist Sozialwissenschaftlerin und Redakteurin. Sie beschäftigt sich vor allem mit gesellschaftlichen (z.B. frauenpolitischen) und kulturellen (z.B. Film, Theater, Literatur) Themen. Zum Ausgleich schreibt sie in ihrer Freizeit gerne literarische Texte: https://wortfetzereien.wordpress.com/