Running riot! – Teenage Riot Festival 2014

Lang ist’s her, seit Teenage Riot Booking das selbstbenamselte Festival zuletzt ausgetragen hat. Heuer wurde die Arena wieder an drei Tagen von 22 Bands beschallt – „Austria’s biggest punk rock festival“ war also keine Lüge!

FREITAG

Am Freitag stand Psychobilly und Punk auf der Menükarte in der großen Halle der Arena Wien. Aufgetischt durch Szenegrößen wie THE CREEPSHOW oder DRITTE WAHL. Lobenswerte Erwähnungen haben sich aber besonders NOWISE NICE, PIPES AND PINTS und BANKRUPT verdient. Erstere mussten zur undankbaren Uhrzeit von halb Fünf bereits die Bühne stürmen und durften so lediglich eine Handvoll Zuschauer beglücken. Das gelang den Jungs aus Wien aber mit Bravour. Klarer Anspieltipp!

Als Band #3 hatten BANKRUPT ebenfalls einen schwereren Start vor sich, doch dies entmutigte die Ungarn keineswegs. Das energiegeladene Dreiergespann wurde dafür mit dem ersten grölenden Beifall belohnt. Ebenfalls klarer Anspiel- und Abchecktipp!

Zu fortgeschrittener Stunde, als die Füße nach sieben Stunden Punk Rock schon richtig wehtaten, sorgten PIPES AND PINTS nochmal für einen riesen Energieschub. Die Prager Celtic Folk Punk-Heroen dürften Energydrinks statt Blut haben, beziehungsweise diese in den namensgebenden Halblitergläsern halbstündlich exen. Musikalisch irgendwo zwischen Oi!-Klassikern à la DISCIPLINE und Highland-Dudelsack-Punkern wie THE REAL MCKENZIES angesiedelt, haben sich die fünf Punks locker einen Platz auf der Lieblingsbandsliste erspielt – lupenreiner Anspiel-, Abcheck- und Abgehtipp!

Zu guter Letzt war aber nicht alles toll. Wenig mit Ruhm bekleckert haben sich die beiden Coverbands ZOWI (WIZO-Covers) und SEX PISTOLS EXPERIENCE (selbstredend). Auch THE CREEPSHOW blieben weit hinter den Erwartungen zurück. Die Kanadier haben nach den beiden Blackwoodschwesten (Jen Hellcat, Gründungssängerin, ausgestiegen wegen akutem Fall von Schwangerschaft. Gefolgt von Sarah Sin, Highlight der bisherigen Lineups, ausgestiegen wegen akutem Fall von Schwangerschaft) mit Kenda bereits Sängerin #3 am Start. Sängerwechsel sind immer eine schwere Angelegenheit für Bands – denn meist ist die Stimme der Band gleichzeitig ihr Gesicht und Fans stehen nicht auf Veränderung. Dass Ms. Kenda sich ewige Vergleiche mit ihren Vorgängerinnen gefallen lassen muss, war von vorn herein klar. Und eben an solch einem Vergleich scheitert die zierliche Kanadierin. Während neue Songs zweifelsfrei tanz- und pogobar sind, so stimmen alte Songs die Fans eher traurig. Besonders energiegeladenere Songs wie „Scream“ oder „Zombies Ate Her Brain“ bringt Kenda eher lieblos hinter sich. Schade, hier ginge mehr!

Dennoch war der erste Tag des Teenage Riot Festivals äußerst lohnend, zumal DRITTE WAHL wieder sämtliche Setlistwünsche bedienen konnten. Ein gelungener Abschluss!

SAMSTAG

Wer sich vom Vortag bereits erholt hatte, pilgerte erneut in die Arena – diesmal in die kleine Halle. Auch Tag 2 konnte mit einer Masse an Bands aufwarten, die beinahe den Zeitrahmen sprengen zu drohte. Nachdem der Soundcheck von SONDASCHULE den Zeitplan etwas ins Wanken brachte, machten sich die Opener des Abends – PROJEKT STEINHOF – promt daran, die verlorenen Minuten mit Volldampf wieder reinzuspielen. Ganz passabel!

Im Anschluss boten 7 DIALS MYSTERY abermals eine melodische Punkshow höchster Güte, der Publikumslethargie zum Trotz – sauber, Jungs!

Weitere Highlights in der Running Order waren natürlich wieder Lokalhelden wie PORK KNUCKLES oder TURBOBIER. Während erstere mit gewohnt geradlinigem Oi! nach vorne stampfen, schalten TURBOBIER ca. 10 Gänge höher. Was für den alkoholisierten Thrash Metalhead TANKARD ist, stellt TURBOBIER für die suffwillige Punkfraktion dar. Mit Songs gegen den natürlichen Feind des Trinkers – „Sperrstunde“ – oder der Wahlkampfhymne für die eigene „Bierpartei“ ist alles auf der Setlist, was der geneigte Trinker für den gepflegten Exzess benötigt. MEHR DAVON! JETZT! Ebenfalls mehr will man von KONFLIKT. Die Slowaken dreschen Punk in Reinform durch die Verstärker. Hart, schnell, aggro – so muss Punk Rock.

Die wahren Helden des Abends waren aber zweifelsfrei KNOCHENFABRIK. Das Deutschpunkurgestein, aus deren Auflösungsasche 1998 Szenehelden wie CASANOVAS SCHWULE SEITE, CHEFDENKER oder SUPERNICHTS erhoben, brettert seit 2008 wieder über die Bühnen dieser Welt. Pünktlich zum Showbeginn sprang der Füllgrad der kleinen Arenahalle auf geschätzte 170 %. Pogo, Stagedives, Mitgegröhle – hier passte einfach alles!

Im Anschluss ermöglichten SONDASCHULE noch einen gemütlichen Ausklang des Abends. Die malträtierten Pogoknochen sagten danke!

SONNTAG

Auch wenn man auf dem Zahnfleisch in die Arena kriechen muss – LARRY & HIS FLASK waren am Abschlusssonntag Pflicht! Die Show, die die fünf Energiebündel aus Oregon haben, muss man einfach mal live erlebt haben.

Bevor LAHF allerdings ihre Instrumente wieder an den Rand der Verzweiflung bringen durften, glänzten zwei weitere Bands: DARREN EEDENS und WHAM BAM BODYSLAM.

Der Kanadier DARREN EEDENS passt wie der Arsch auf den Kübel, wenn er im Vorprogramm von LAHF auftritt. Neben Hobo-Holzfälleroptik und Songs, die direkt aus dem inzestuösesten Hinterwäldlerkaff der Rocky Mountains stammen könnten, begeistert DARREN mit Witz und ironischen Anekdoten. Musikalisch gibt es von dem sympathischen Kanadier eine volle Breitseite Bluegrass und Banjo-Folk – das Ganze dann noch mit einer Nase voll Speed und einer Stimme, die ihresgleichen sucht. Manche könnten behaupten: „Zum Glück!“, denn der nasale Speed-Folk-Bluegrass ist nicht jedermanns Sache – aber verdammt geil!

An diese Stelle sollten nun wieder mal neue Huldigungen an WHAM BAM BODYSLAM stehen – doch was kann man da noch groß sagen? Es gilt, was immer gilt: Perfekte Show, geniale Stimmung, immer wieder ein Erlebnis, welches man nicht missen will!

Und wie bereits eingangs erwähnt: auch die Shows von LARRY & HIS FLASK sollte man nicht verpassen. Bassakrobatik, Showeinlagen mitten im Publikum und g’schmackige Demonstrationen, wieviel Spucke sich in einem Mikro sammeln kann – untermalt von dreckigem Folk Punk ROCK, der einem die Karos aus dem Hemd knüppelt. Ein würdiges Ende für das Teenage Riot Festival 2014.

Markus liefert als Teil der Wiener Fraktion von Subtext Konzertfotos aller möglichen Genres. Egal ob Hip Hop oder Black Metal - Hauptsache die Musik geht unter die Haut und drückt in den Ohren.