INTERPOL: Ay Caramba!

Die New Yorker Vorzeige-Postpunkband schlechthin und ihr fünfter Streich nach vier Jahren Pause: Feinzilesierte Gitarrenläufe, kickende Drums, ein brummender Bass, und ein Klanggerüst, dass überdachter nicht komponierter sein könnte. Zwischen hypnotischen, sich langsam steigernden Melodien und Druck ist „El Pintor“ in seiner Balance perfekt austariert. Musik, die in deinem Ohr noch mächtig heranwächst und gedeiht.

Das wunderbare Vibrato von Paul Banks mitsamt den eindeutig zweideutigen Texten und diese knackigen Postpunk-Songs, die runter gehen wie Öl – spätestens jetzt weiß man wieder, was einem gefehlt hat, was man vermisst hat in der Zwischenzeit. „El Pintor“ definiert abermals songschreiberischen Zusammenhalt. Und nun hat man auch endgültig die Gewissheit: Das Songwriting läuft auch ohne Ex-Bassist Carlos Dengler hervorragend.

Seit vier Alben fabrizieren Interpol mit den gleichen Mitteln (mehr oder weniger) die gleiche Musik – und werden beileibe nicht wirklich schlecht darin. Wieder einmal stehen und sprechen die Songs für sich. Die unverrückbare Meisterarbeit von Daniel Kessler an der Gitarre ist weiterhin die wichtigste Konstante im Klangbild. Der schwarze Style, die strenge Aura und die perfekt sitzenden Anzüge sind ebenfalls nicht von der Seite des Trios gewichen – alles selbstbewusst wie immer.

„El Pintor“ ist so rund wie unsere Erdkugel. Wenn in „My Desire“ die Gitarrenläufe sich in ihrer Spielfreude ergehen, sollte man die Augen am besten sofort schließen und einfach eintauchen in diese fortwährende, sich ausdehnende Melancholie. Diese Platte kommt mit Liedern wie „Everything Is Wrong“, „Tidal Wave“ oder „Anywhere“ schneller auf den Punkt als noch der selbstbetitelte, brockenhaft wirkende Vorgänger. Die Großstadt-Coolness ist erstmals dahin, stattdessen regiert maritimer Flair in Songs wie „My Blue Supreme“ oder „Same Town, New Story“. „Breaker 1“ blüht und plustert sich recht mächtig zu Größe und Form auf und die Single „All The Rage Back Home“ nimmt am Anfang auch schon ordentlich Fahrt auf und eignet sich bestens als Tanzflächenfüller für die Indieszene.

Fragt man Interpol-Fans nach deren Lieblingssongs, müssen es nicht unbedingt die Singles sein, die zuerst genannt werden. Die Band aus der mächtigsten Stadt der Welt hat vier Alben veröffentlicht, die wechselhaft und immer wieder ein neues Lieblingslied offenbart haben. „El Pintor“ gehört auch dazu und folgt dieser Tradition. Ein weiterer potenzieller Klassiker. Enttäusche Erwartungen? Erwartete Enttäuschungen? Großes Kino!

Interpol-El-Pintor

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